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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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chaotischen Zustand vor: Die Kleider waren aus dem Schrank gezogen und auf die Terrassenstühle gelegt, die Matratzen an die Wand unter den Schlafzimmerfenstern gelehnt, die Küchenutensilien auf den kleinen Vorplatz vor der Eingangstür geworfen worden. Bruno, der nackt war, hielt den Gartenschlauch in der Hand und sorgte dafür, dass die Anziehsachen, die Matratzen und Betttücher tüchtig durchgeweicht wurden. Er versuchte auch, Livia vollzuspritzen, sobald er sie auftauchen sah, doch Livia, die ihn gut genug kannte, wich ihm geschickt aus. Laura lag ausgestreckt auf einem Liegestuhl neben der Terrassenmauer und hatte die Stirn mit einem feuchten Tuch bedeckt. »Was ist denn hier los?«
    »Warst du schon im Haus?«
    »Nein.«
    »Sieh es dir von der Terrasse aus an, geh bloß nicht hinein.«
    Als Erstes bemerkte Livia, dass der Fußboden beinahe schwarz geworden war.
    Als Zweites bemerkte sie, dass der Fußboden sich bewegte, und zwar in alle Richtungen.
    Danach bemerkte sie nichts mehr, weil sie begriffen hatte, was davor sich ging. Sie stieß einen gewaltigen Schrei aus und flüchtete von der Terrasse.
    »Das sind ja Tausende von Schaben!«
    »Heute, ganz früh am Morgen«, sagte Laura, der es die Luft abschnürte, mühevoll, »bin ich wach geworden und in die Küche gegangen, um ein Glas Wasser zu trinken. Da habe ich sie gesehen, allerdings waren es da noch nicht so viele … Ich habe Guido geweckt, wir haben versucht, in Sicherheit zu bringen, was wir konnten, aber dann ging's einfach nicht mehr. Sie kamen aus einer Ritze im Wohnzimmerfußboden …«
    »Und wo ist Guido jetzt?«
    »Er ist nach Montereale gefahren und hat mit dem Bürgermeister gesprochen, der sehr zuvorkommend war. Er wird jeden Augenblick zurück sein.«
    »Aber warum hat er denn nicht Salvo angerufen?«
    »Er hat gesagt, er fände es nicht angemessen, wegen einer Schabeninvasion gleich die Polizei zu rufen.« Eine Viertelstunde später kehrte Guido zurück, gefolgt von einem Auto der Gemeindeverwaltung mit vier Müllmännern, die mit Sprühflaschen und Besen bewaffnet waren.
    Livia nahm Laura und Bruno mit nach Marinella, während Guido in Pizzo blieb, um die Schädlingsvernichtung und die Säuberungsarbeiten im Haus zu koordinieren. Um vier Uhr nachmittags tauchte auch er in Marinella auf. »Sie sind genau durch diese Ritze im Fußboden gekrochen. Wir haben zwei ganze Flaschen da hineingesprüht und sie dann zugemauert.«
    »Hoffentlich gibt's nicht noch andere Ritzen«, sagte Laura, die nicht besonders überzeugt zu sein schien. »Sei ganz beruhigt, wir haben überall genau nachgesehen«, sagte Guido im Brustton der Überzeugung. »Das wird nicht mehr vorkommen. Wir können ganz beruhigt nach Hause fahren.«
    »Aber weshalb sind sie nur da rausgekrochen…«, warf Livia ein.
    »Einer von diesen Herren hat mir erklärt, dass die Villetta gestern Nacht eine unmerkliche Absenkung erfahren haben muss, die diese Öffnung zur Folge hatte. Und so sind die Schaben, die sich unter der Erde befanden, nach oben gewandert, weil sie der Geruch der Nahrungsmittel, unsere Anwesenheit oder wer weiß was sonst angezogen hat.«
    Am fünften Tag kam es zur zweiten Invasion. Doch diesmal waren es keine Schaben, sondern winzige Mäuse. Als Laura aufstand, sah sie im gesamten Haus an die fünfzehn, sie waren ganz klein, sogar richtig niedlich. Sie schossen rasend schnell zur Fenstertür der Terrasse hinaus, sobald sie sich bewegte. In der Küche fand sie zwei weitere, die Brotkrumen fraßen. Doch anders als die meisten Frauen hatte Laura keine besondere Angst vor Mäusen. Guido rief wieder den Bürgermeister an, fuhr nach Montereale und kehrte mit zwei Mausefallen zurück, hundert Gramm pikantem Käse und einem freundlichen und geduldigen roten Kater, der nicht einmal dann aggressiv wurde, als Bruno versuchte, ihm ein Auge auszureißen. »Aber wie kommt es nur, dass nach den Schaben jetzt auch noch die Mäuse herauskommen?«, fragte Livia Montalbano, als sie sich gerade hingelegt hatten. Montalbano hatte keine Lust, über Mäuse zu reden, denn Livia lag nackt neben ihm.
    »Tja, weißt du, dieses Haus war ein Jahr lang unbewohnt, und daher…«, lautete seine etwas vage Antwort. »Vielleicht hätte man es mal putzen, durchfegen und desinfizieren müssen, bevor Laura dort eingezogen ist…«, sagte Livia.
    »Das könnte ich jetzt auch gut gebrauchen«, unterbrach Montalbano sie.
    »Was?«, fragte Laura irritiert.
    »Das Zweite, was du genannt hast.«
    Und er

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