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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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plötzlich ganz ruhig, mit einer beinahe fröhlichen Stimme. Montalbano hatte gerade noch Zeit, sich zu verstecken. Er hörte Spitaleris Schritte, die sich dem Wohnzimmer näherten, und dann wieder Adrianas Stimme, doch diesmal völlig verängstigt, silbrig, wie die des jungen Mädchens, das sie einst war. »Komm her, Michele.«
    Woher kannte sie Spitaleris Vornamen? Hatte sie ihn in den Dokumenten gelesen, die Callara ihr gegeben hatte? Und wieso duzte sie ihn?
    Dann herrschte Stille. Was ging da vor sich? Plötzlich hörte er ein klirrendes Kichern, wie wenn eine Unzahl Glasscherben zu Boden fällt. War das Adriana, die da lachte? Und dann, endlich, die Stimme von Spitaleri. »Du… Du bist nicht…«
    »Willst du's noch mal mit mir versuchen, heh? Probier's doch, Michele. Schau her. Wie findest du mich?« Er hörte das Geräusch von zerreißendem Stoff. Heilige Madonna, was tat Adriana da nur? Und dann kam Spitaleris Schrei.
    »Ich bring auch dich um! Du Nutte! Du Drecksau, du bist noch schlimmer als deine Schwester!« Montalbano sprang hervor. Adriana hatte die Bluse aufgerissen, ihre Brüste hingen heraus. Spitaleri hielt das Messer in der Hand und ging auf sie zu. Er bewegte sich ganz steif, wie ein Roboter. »Stehen bleiben!«, rief Montalbano.
    Doch Spitaleri hörte ihn gar nicht und machte einen weiteren Schritt. Und Adriana feuerte auf ihn. Einen einzigen Schuss. Mitten ins Herz, so wie sie es auf dem Schießplatz geübt hatte. Während Spitaleri auf die Koffertruhe fiel, rannte Montalbano zu Adriana hinüber und nahm ihr die Pistole aus der Hand. Sie sahen sich an, aus nächster Nähe. Da fühlte der Commissario, wie die Erde sich unter seinen Füßen auftat, und er begriff.
    Fazio und Galluzzo kamen herbeigeeilt, die Waffen in der Hand, und blieben stehen.
    »Er hat's auch bei ihr versucht«, sagte Montalbano, während Adriana versuchte, ihre Brüste mit den Fetzen der Bluse zu bedecken. »Da hab ich ihn erschießen müssen. Ihr seht ja, er hat das Messer noch in der Hand.«
    Er warf die Pistole auf den Boden, verließ das Wohnzimmer, und als er draußen war, begann er zu laufen, als würde jemand ihn verfolgen. Er übersprang zwei Stufen der Treppe, die zum Strand führte, und als er den Strand erreicht hatte, zog er sich nackt aus, wobei er sich einen Dreck um das Paar scherte, das ihn immer blasser werdend beobachtete, und warf sich ins Meer.
    Er schwamm und weinte. Aus Wut, aus Demütigung, aus Scham, aus Enttäuschung, aus verletztem Stolz.
    Weil er nicht begriffen hatte, daß Adriana ihn benutzt hatte, um ihr Ziel zu erreichen: eigenhändig die Person umzubringen, die ihrer Schwester die Kehle durchgeschnitten hatte.
    Mit den falschen Gefühlsbekundungen, mit der gespielten Leidenschaft hatte sie ihn Schritt für Schritt dahin gebracht, wo sie ihn haben wollte. Er war eine Marionette in ihren Händen gewesen.
    Alles Theater, alles Verstellung.
    Und er, der Alte, geblendet von der Schönheit und verloren in dieser Jugend, die ihn betört hatte, war mit seinen fünfundfünfzig Jahren darauf hereingefallen wie ein Fünfjähriger.
    Er schwamm und weinte.

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