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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Kühlschrank war.
    Benahm sie sich vielleicht so förmlich, weil Galluzzo anwesend war?
    »Fazio, hast du das Material mitgebracht?«
    »Jaja, Dottore.«
    »Installiert dann gleich die Lichtleitung.« Fazio und Galluzzo gingen hinaus. Adriana gab ihnen nicht einmal Zeit, die Tür zu erreichen, da umarmte sie Montalbano schon. »Ich hab dich jetzt noch viel lieber.« Und sie küsste ihn. Er brachte es fertig, ihr zu widerstehen, und schob sie sachte von sich weg. »Adriana, versuch mich zu verstehen, ich muss einen klaren Kopf bewahren.«
    Ein bisschen enttäuscht ging sie auf die Terrasse. Er stürzte in die Küche. Zum Glück gab es im Kühlschrank noch eine Flasche mit kaltem Wasser. Um Komplikationen zu vermeiden, blieb er dort. Nach einer Weile hörte er Galluzzo nach ihm rufen.
    »Dottore, könnten Sie mal kommen und schauen, ob alles soweit in Ordnung ist?« Er ging auf die Terrasse. »Komm mit mir«, sagte er zu Adriana. Fazio hatte eine Lampe außerhalb des kleinen Badezimmers angebracht und die anderen beiden im Wohnzimmer. Das Licht reichte allerdings gerade mal aus, um zu sehen, wohin man den Fuß setzte. Die Gesichter dagegen waren wie furchterregende Masken, die Augen verschwanden, die Münder waren schwarze Löcher, die Schatten an den Wänden wurden riesig. Haargenau wie der Set eines Horrorfilms. Da unten erstickte man, der Atem ging schwer, es war, als befände man sich in einem vor langer Zeit gesunkenen Unterseeboot.
    »In Ordnung«, sagte Montalbano. »Gehen wir raus.« Und kaum draußen:
    »Wir fahren jetzt sofort unsere Wagen weg. Nur der von Signorina Adriana darf da stehen bleiben. Adriana, gib mir die Schlüssel zu deinem Haus.«
    Er nahm sie und reichte sie an Fazio weiter. Dann holte er seinen Autoschlüssel heraus und gab ihn Galluzzo. »Du nimmst meins. Parkt sie hinter Signorina Adrianas Haus, sodass man sie von der Straße aus nicht sehen kann. Danach geht ihr rein und stellt euch an zwei verschiedene Fenster, um zu sehen, wann Spitaleri ankommt. Sobald er auftaucht, klingelt Fazio mich kurz auf meinem Handy an. Okay? Sobald Spitaleri runtergeht, müsst ihr schnellstens hier rüberkommen. Stellt euch so auf, dass er, was immer auch geschieht, nicht abhauen kann. Klar?«
    »Absolut klar«, sagte Fazio.
    Sie saßen eine Stunde lang auf dem Sofa, hielten sich im Arm und sagten kein Wort.
    Nicht, weil sie sich nichts zu sagen gehabt hätten, sondern weil sie spürten, dass es so besser war. Irgendwann blickte der Commissario auf die Uhr.
    »Nur noch zehn Minuten. Vielleicht ist es besser, wenn wir runtergehen.«
    Adriana nahm ihre Tasche mit den Dokumenten für die Villetta und hängte sie sich über die Schulter. Als sie im Wohnzimmer waren, machte Montalbano sich gleich daran, auszuprobieren, wie er sich am besten hinter den in Zellophan verpackten Türen und Fenstern verstecken konnte, die in mehreren Stapeln an die Mauer gelehnt standen. Da war nur wenig Platz. Die Stapel standen zu dicht an der Wand. Schwitzend und fluchend rückte er sie ein wenig ab, wodurch sie etwas schräger an der Mauer lehnten, fetzt war es besser, nun konnte er sich ungehindert bewegen.
    »Kann man mich sehen?«, fragte er Adriana.
    Keine Antwort. Er steckte den Kopf hervor und sah, wie Adriana mitten im Wohnzimmer vor und zurück wankte.
    Auf der Stelle war ihm klar, dass sie im letzten Augenblick eine Panikattacke bekommen hatte. Er lief zu ihr, und sie umarmte ihn zitternd.
    »Ich habe Angst, furchtbare Angst.«
    Sie war völlig durcheinander. Montalbano nannte sich einen Idioten, weil er nicht bedacht hatte, wie sehr es Adriana nervlich belasten würde, sich an diesem Ort aufzuhalten.
    »Komm, lassen wir's gut sein und gehen.«
    »Nein«, sagte sie. »Warte.«
    Es kostete sie sichtlich Anstrengung, die Fassung wiederzuerlangen.
    »Gib mir… Gib mir deine Pistole.«
    »Wieso?«
    »Ich nehme sie. Dann fühle ich mich sicherer. Ich stecke sie in die Tasche.«
    Montalbano zog die Waffe heraus, reichte sie ihr aber nicht. Er war unentschlossen.
    »Adriana, du bist dir ja wohl darüber im Klaren, dass…« Und in diesem Augenblick hörten sie, o Gott, Spitaleris Stimme.
    »Signorina Morreale, wo sind Sie?«
    Er musste von dem Fenster des kleinen Badezimmers aus gerufen haben. Wieso hatte das Handy nicht funktioniert? Vielleicht, weil es da unten kein Netz gab? Mit einer schnellen Bewegung nahm Adriana ihm die Pistole aus der Hand und steckte sie in ihre Tasche. »Ich bin hier, Signor Spitaleri«, sagte sie

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