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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Und er hatte irgendwann einfach nicht mehr aufhören können, weil sein Verstand ausgesetzt hatte. So war es nun mal: Gerätst du erst einmal ins Rutschen, rutschst du immer weiter! Warum hatte er das nur getan?
    Die Frage war sinnlos, weil er den Grund nur zu gut kannte: Es war die mittlerweile allgegenwärtige, wenn auch noch nicht offensichtliche Angst vor den Jahren, die vorübergingen, die einfach nur so dahinflogen. Dass er zuvor mit diesem zwanzigjährigen Mädchen zusammen gewesen war, an dessen Namen er sich nicht mal mehr erinnern wollte, und jetzt mit Rachele, das waren doch alles nur lächerliche und klägliche Versuche, die Zeit aufzuhalten. Sie wenigstens für diese wenigen Sekunden aufzuhalten, in denen allein der Körper lebendig war, während der Kopf sich in einem großen zeitlosen Nichts verlor.
    Als sie an ihren Tisch kamen, war das Abendessen vorüber. Einige Tische waren von den Kellnern schon abgedeckt worden. Alles wirkte kahl und öde. Die meisten Scheinwerfer waren ausgeschaltet worden. Nur vereinzelt saßen noch Gäste da, die sich gern weiter von den Mücken auffressen lassen wollten.
    Ingrid, die auf Guidos Platz saß, erwartete sie schon. »Guido ist nach Fiacca zurückgefahren«, sagte sie zu Rachele. »Er war ein bisschen eingeschnappt. Er sagte, er würde dich später anrufen.«
    »Na gut«, antwortete Rachele gleichgültig. »Wo seid ihr gewesen?«
    »Salvo hat mich zu Raggio di luna begleitet, weil ich mich von ihm verabschieden wollte.«
    Bei dem Wort »Salvo« lächelte Ingrid wissend.
    »Ich rauche noch diese eine Zigarette, und dann geh ich ins Bettchen«, sagte Rachele.
    Auch Montalbano zündete sich eine an. Sie rauchten schweigend. Danach stand Rachele auf und gab Ingrid einen Kuss. »Ich komme am späten Vormittag nach Montelusa.«
    »Wann immer du willst.«
    Dann umarmte sie Montalbano und legte ihre Lippen leicht auf die seinen. »Morgen ruf ich dich an.«
    Kaum war Rachele weggegangen, beugte Ingrid sich ein wenig vor und begann, dem Commissario mit den Fingern im Haar herumzuzupfen. »Du bist ja voller Heu.«
    »Wollen wir losfahren?«
    »Fahren wir.«

Neun
    Sie standen auf. In den Salons begegneten sie, wenn es hoch kam, zehn Menschen.
    Einer saß schon halb schlafend ausgestreckt in einem Sessel. Weil es aber noch gar nicht so spät war, musste es wohl an der Suppe und den Meerbarben liegen, die eine Mischung aus Vergiftung und Völlegefühl hervorgerufen hatten. Im Innenhof stand inzwischen fast kein Auto mehr. Sie gingen die dreihundert Meter zu Fuß, bis sie Ingrids unter einem Mandelbaum geparktes Auto sahen, das mittlerweile ganz verlassen dastand. Nicht einmal der Zuchthäusler trieb sich noch in der Gegend herum. Allerdings hatte er den Schlüssel ins Türschloss gesteckt. Es war Nacht und es herrschte wenig Verkehr, daher fühlte Ingrid sich berechtigt, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von einhundertfünfzig zu fahren. Nicht nur das, in einer Kurve überholte sie sogar einen Lastwagen, während aus der entgegengesetzten Richtung ein anderes Auto herangeschossen kam. In dem Moment sah Montalbano schon den Nachruf auf sich selbst in der Zeitung stehen. Doch diesmal wollte er ihr keine Genugtuung geben und verzichtete somit darauf, sie zu bitten, langsamer zu fahren. Ingrid sprach kein Wort, sie war hellwach, ihre Zungenspitze hatte sie beim Fahren vor Anspannung zwischen die Lippen geschoben. Ihr war anzumerken, dass irgendetwas sie beschäftigte. Doch sie öffnete den Mund erst, als Marinella in Sichtweite kam.
    »Hat Rachele bekommen, was sie wollte?«, begann sie mit brutaler Direktheit. »Dank deiner Hilfe.«
    »Was meinst du damit?«
    »Dass es eine Absprache zwischen euch gab, vielleicht als ihr euch für das Abendessen umgezogen habt. Sie wird dir gesagt haben, dass sie mich, wie soll ich sagen, gern vernaschen würde. Und du hast das Feld geräumt, indem du einen gar nicht existierenden Giogiò ins Spiel gebracht hast. Hab ich recht?«
    »Ja, ja, kann schon sein.«
    »Und was ist dann los mit dir?«
    »Ich habe eben einen verspäteten Anfall von Eifersucht, okay?«
    »Nein, gar nicht okay. Das ist unlogisch.«
    »Die Logik überlasse ich ganz dir. Meine Gedanken gehen in eine andere Richtung.«
    »Nämlich?«
    »Salvo, Tatsache ist einfach, dass du bei mir immer den Heiligen spielst, und bei den anderen …«
    »Aber du bist es doch, die mich bei Rachele wie ein Produkt angepriesen hat, dabin ich mir ganz sicher!«
    »Angepriesen?!«
    »Jawohl,

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