Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
Gespräch mit Giarrizzo gekommen war.
»Vielleicht haben Sie ja recht«, sagte er am Ende.
»Das »vielleicht« kannst du weglassen.«
»Wir werden wohl ihren nächsten Schachzug abwarten müssen, nachdem es ihnen ja nicht gelungen ist, das Haus niederzubrennen.«
Montalbano schlug sich an die Stirn.
»Den haben sie doch schon gemacht! Nur hab ich vergessen, dir das zu sagen!«
»Was war es denn?«
»Ein anonymer Anruf.« Und er erzählte ihm alles.
»Das Problem ist also, dass Sie nicht wissen, was die von Ihnen wollen.«
»Hoffen wir einfach, dass wir nach dem nächsten Schachzug, wie du das nennst, etwas schlauer sind. Hast du eigentlich noch etwas über Gurreri in Erfahrung bringen können?«
»Ja, aber…«
»Aber was?«
»Ich brauche noch ein bisschen Zeit, ich muss das erst noch überprüfen.«
»Sag's mir trotzdem.«
»Wie es aussieht, haben sie ihn vor drei Monaten angeheuert.«
»Wer?«
»Die Cuffaros. Anscheinend haben sie Licco durch Gurreri ersetzt.«
»Vor ungefähr drei Monaten, sagst du?«
»Ja, genau. Ist das wichtig?«
»Kann ich noch nicht sagen. Aber diese drei Monate sind mir jetzt schon mehrfach begegnet. Vor drei Monaten haut Gurreri von zu Hause ab, vor drei Monaten entdeckt man den Namen von Liccos Geliebten, die ihm das Alibi liefert, vor drei Monaten wird Gurreri von den Cuffaros angeheuert… Ach, was soll's.«
»Wenn Sie sonst nichts mehr haben«, sagte Fazio und stand auf, »geh ich wieder rüber zu der Nachbarin von Gurreris Frau, die sie auf den Tod nicht ausstehen kann. Sie hatte gerade angefangen, mir was zu erzählen, aber dann kam Ihr Anruf und ich musste sie einfach da sitzen lassen.«
»Hat sie dir schon irgendwas Wichtiges gesagt?«
»Jaja, sie sagte, dass Concetta Siragusa seit ein paar Monaten …«
Montalbano fuhr mit weit aufgerissenen Augen von seinem Stuhl auf.
»Was hast du da gerade gesagt?!« Fazio zuckte vor Schreck zusammen. »Was hab ich denn gesagt, Dottore?«
»Wiederhol es!«
»Dass Concetta Siragusa, die Frau von Gurreri…«
»Verfluchter Mist!«, sagte Montalbano und ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen.
»Sie machen einem ja richtig Angst, Dottore! Was ist denn los?«
»Warte, ich muss erst mal wieder zu mir kommen.«
Er zündete sich eine Zigarette an. Fazio stand auf und schloss die Tür.
»Etwas will ich noch wissen«, sagte Montalbano. »Du hast mir erzählt, die Nachbarin hätte dir gesagt, dass Gurreris Frau seit ein paar Monaten … Und an der Stelle habe ich dich unterbrochen. Erzähl weiter.«
»Die Nachbarin hat mir gesagt, dass die Gurreri seit einiger Zeit sogar Angst vor ihrem eigenen Schatten hat.«
»Und, willst du wissen, seit wann die Siragusa solche Angst hat?«
»Ja, schon. Aber wissen Sie das denn?«
»Seit drei Monaten, Fazio! Seit genau drei Monaten.«
»Aber woher wissen Sie denn all diese Dinge über Concetta Siragusa?«
»Wissen tu ich überhaupt nichts, aber ich kann es mir zusammenreimen. Ich sag dir jetzt mal, wie sich das Ganze abgespielt hat. Vor drei Monaten kommt einer von den Cuffaros auf Gurreri zu, der so ein kleiner Möchtegernganove ist, und bietet ihm die Aufnahme in ihren Familienclan an. Gurreri kann es kaum fassen, für ihn ist das, als würde man ihm nach all den Jahren, die er sich mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten hat, einen unbefristeten Arbeitsvertrag in Aussicht stellen.«
»Entschuldigung, aber was wollen die Cuffaros denn mit einem wie Gurreri, der doch nicht ganz klar im Kopf ist?«
»Das erklär ich dir ja jetzt. Die Cuffaros stellen Gurreri nämlich eine ziemlich unangenehme Bedingung.«
»Und welche?«
»Dass Concetta Siragusa, seine Frau, Licco ein Alibi liefert.«
Jetzt war es Fazio, der völlig verblüfft war.
»Wer hat Ihnen gesagt, dass Liccos Geliebte die Siragusa ist?«
»Giarrizzo. Er hat mir den Namen allerdings nicht gesagt, sondern ihn auf einen Zettel geschrieben und dann so getan, als würde er ihn versehentlich auf dem Tisch liegen lassen.«
»Aber was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass Gurreri selbst den Cuffaros völlig gleichgültig ist, sie interessieren sich nur für seine Frau. Und die ist gezwungen, mitzumachen, ob sie nun will oder nicht, auch wenn sie furchtbare Angst hat. Gleichzeitig legen die Cuffaros Gurreri nahe, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, und bringen ihn an einen sicheren Ort, wo er erst mal bleiben kann.«
Er zündete sich noch eine Zigarette an. Fazio ging zum Fenster und öffnete es.
»Und
Weitere Kostenlose Bücher