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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verhielt? Und außerdem: Weshalb war diese Bahn denn nicht die richtige?
    Das begriff er einen Augenblick später, als er merkte, dass das Pferd Mühe beim Laufen hatte. Der Belag der Bahn bestand aus Sand, wie der Sand eines Meeresstrands. Allerdings war er so fein und tief, dass die Hufe bei jedem Schritt vollständig darin versanken. Es war eine Sandpiste. Musste das ausgerechnet ihm passieren? Er versuchte, den Kopf des Tiers nach links zu lenken, damit es auf die andere Bahn wechselte. Doch in diesem Augenblick bemerkte er, dass die beiden parallel verlaufenden Bahnen nicht mehr da waren, das Hippodrom mit den Gattern und der Tribüne war verschwunden, und auch die Bahn, auf der er sich befand, war nicht mehr vorhanden, weil sich alles von einem Augenblick auf den anderen in einen Ozean aus Sand verwandelt hatte.
    Jetzt versank das Pferd mit jedem mühevollen Schritt tiefer im Sand, und die Folge war, dass der Sand zuerst seine Beine bedeckte, dann den Bauch und schließlich die Brust. Dann merkte er, dass sich das Pferd unter ihm nicht mehr bewegte, es war im Sand erstickt.
    Er versuchte, von dem Tier zu steigen, doch der Sand hielt ihn gefangen. Da wurde ihm bewusst, dass er in dieser Wüste sterben würde. Und als er anfing zu weinen, tauchte wenige Schritte vor ihm aus dem Nichts ein Mann auf, dessen Gesicht er allerdings nicht erkennen konnte, weil er keine Brille aufhatte.
    »Du weißt, wie man aus so einer Situation herauskommt«, sagte der Mann zu ihm.
    Montalbano wollte antworten, doch sobald er den Mund geöffnet hatte, drang Sand ein, der ihn zu ersticken drohte. Bei dem verzweifelten Versuch, Luft zu holen, wurde er wach.
    Er hatte eine Art Mischmasch zusammengerührt aus Fantasie und Tatsachen, die ihm widerfahren waren. Sollte das jetzt etwa bedeuten, dass er auf den Holzweg geraten war?
    Er kam später als gewöhnlich im Kommissariat an, weil er vorher noch zur Bank musste, da er in einer Schublade einen Brief gefunden hatte, in dem man ihm androhte, den Strom abzustellen, weil er die letzte Rechnung nicht bezahlt habe. Aber er hatte doch einen Dauerauftrag bei der Bank einrichten lassen! Nachdem er eine geschlagene Stunde in der Schlange gestanden hatte, gab er die Mahnung dem Angestellten, der eine Reihe von Nachforschungen anstellte, bis schließlich herauskam, dass die Rechnung pünktlich bezahlt worden war. »Da muss ein Versehen vorliegen, Dottore.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, wir kümmern uns darum.« Seit langem schon dachte er darüber nach, die Verfassung neu zu schreiben. Das machten doch inzwischen Hinz und Kunz, warum sollte er es dann nicht auch mal tun? Dann würde der erste Artikel folgendermaßen lauten: »Italien ist eine missratene Republik, die auf Missverständnisse gegründet ist.«
    »Ah, Dottori, Dottori! Diesen Umschlag hier hat die Spurensicherung gerade abgeliefert!« Er öffnete ihn auf dem Weg in sein Büro. Der Umschlag enthielt ein paar Fotos vom Gesicht des Toten aus Spinoccia, mit den entsprechenden Angaben über Alter, Körpergröße, Augenfarbe … Es gab keinen Hinweis auf besondere Merkmale.
    Es war sinnlos, sie an Catarella weiterzugeben mit dem Auftrag, in der Vermisstendatei nach Personen zu suchen, die ein Gesicht hatten wie der Mann auf dem Foto. Montalbano hatte die Bilder gerade wieder in den Umschlag gesteckt, als Mimi Augello hereinkam. Da holte er sie wieder heraus und reichte sie ihm. »Hast du den schon mal gesehen?«
    »Ist das der Tote, der in Spinoccia gefunden wurde?«
    »Ja.«
    Mimi setzte die Brille auf. Montalbano rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Nie gesehen«, sagte Augello, legte Fotos und Briefumschlag wieder auf den Schreibtisch und steckte seine Brille in die Brusttasche. »Darf ich mal probieren?«
    »Was?«
    »Die Brille.«
    Augello gab sie ihm, Montalbano setzte sie auf, und alles um ihn herum wurde unscharf, wie auf einem verschwommenen Foto. Er nahm sie ab und gab sie Mimi zurück. »Mit der von meinem Vater sehe ich besser.«
    »Aber du kannst doch nicht jeden, der eine Brille trägt, fragen, ob er sie dir mal eben leiht! Du musst ganz einfach zum Augenarzt gehen! Und der untersucht dich dann und verschreibt dir…«
    »Schon gut, schon gut. Ich werd schon irgendwann hingehen. Wie kommt's, dass ich dich gestern den ganzen Tag über nicht gesehen habe?«
    »Gestern bin ich doch der Sache mit dem Jungen nachgegangen, diesem Angelo Verruso.«
    Dieser Junge, der nicht einmal sechs

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