Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
seine Frau ihm Hörner aufsetzt.«
»Man muss schon sagen, da haben sie sich ein gutes Alibi zusammengezimmert«, kommentierte Mimi. »Aber ist Minicuzzu bereit, als Zeuge auszusagen?«
»Nicht mal im Traum«, sagte Fazio. »Dann hat das alles gar keinen Wert«, meinte Augello. »Es gibt da allerdings etwas, das man noch etwas eingehender untersuchen müsste«, sagte Montalbano. »Nämlich?«, fragte Fazio.
»Wir wissen nichts über Gurreris Frau. Hat sie sofort eingewilligt, weil man ihr vielleicht Geld geboten hat? Oder haben sie ihr gedroht? Wie wird sie reagieren, wenn sie erfährt, dass sie wegen Falschaussage möglicherweise ins Gefängnis wandert? Weiß sie überhaupt, dass sie dieses Risiko eingeht?«
»Dottore«, sagte Fazio, »meiner Meinung nach ist Concetta Siragusa eine ehrliche Frau, die das Pech hat, einen Kriminellen geheiratet zu haben. Im Hinblick auf ihren Lebenswandel kann ihr keiner etwas nachsagen. Ich bin sicher, man hat sie dazu gezwungen. Angesichts der Schläge und Tritte ihres Mannes und angesichts dessen, was Ciccio Bellavia ihr gesagt haben wird, hatte die Arme doch gar keine andere Wahl als einzuwilligen.«
»Soll ich dir was sagen, Fazio? Vielleicht war es ganz gut, dass du noch nicht mit ihr gesprochen hast.«
»Weshalb?«
»Weil man sich etwas ausdenken muss, um sie zum Reden zu bringen.«
»Vielleicht könnte ich ja zu ihr gehen«, schlug Mimi vor. »Und was willst du ihr erzählen?«
»Dass ich ein Rechtsanwalt bin, den die Cuffaros schicken, um ihr genauestens beizubringen, was sie im Prozess sagen soll, und während wir dann so reden und reden…«
»Und was ist, Mimi, wenn die das schon gemacht haben und sie Verdacht schöpft?«
»Tja, das könnte sein. Dann schicken wir ihr eben einen anonymen Brief!«
»Ich bin sicher, sie kann weder lesen noch schreiben«, sagte Fazio.
»Dann machen wir es eben so«, beharrte Mimi weiter, »dass ich mich als Priester verkleide und …«
»Hörst du jetzt endlich mal mit diesem Blödsinnn auf? Vorerst geht niemand zu Concetta Siragusa. Wir machen uns alle mal ein paar Gedanken, und wenn uns was Brauchbares einfällt … So wahnsinnig eilig ist es ja schließlich auch nicht.«
»Aber die Idee mit dem Priester fand ich wirklich gut«, sagte Mimi.
Das Telefon klingelte.
»Ah, Dottori, Dottori! Ah, Dottori, Dottori!« Viermal? Das musste der Signori Questori sein. »Ist es der Questore?«
»Jaja, Dottori.«
»Stell ihn durch«, sagte er und drückte die Lautsprechertaste.
»Montalbano?«
«Buongiorno, Signor Questore. Zu Ihren Diensten.«
»Könnten Sie sofort bei mir vorbeikommen? Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe, aber es handelt sich um eine äußerst ernste Angelegenheit, über die ich nicht am Telefon sprechen möchte.«
Es war der Tonfall des Polizeipräsidenten, der ihn dazu brachte, gleich Ja zu sagen.
Montalbano legte auf, und alle sahen sich an.
»Wenn er so redet, muss es ja wirklich etwas Ernstes sein«, sagte Mimi.
Sechzehn
Im Vorzimmer traf er - wie sollte es auch anders sein? - auf Dottor Lattes, den pfäffischen umstandskrämerischen Kabinettschef. Wie kam es eigentlich, dass der ständig im Vorzimmer herumscharwenzelte? Musste der die Zeit totschlagen? Hatte der kein eigenes Büro? Konnte der sich die Hörner nicht in seinem Zimmer abstoßen? Schon sein bloßer Anblick regte Montalbano auf. Kaum hatte Lattes ihn erkannt, setzte er das Gesicht eines Mannes auf, der gerade in diesem Augenblick die Nachricht von seinem Milliardengewinn im Lotto erhalten hatte. »Was für ein Vergnügen, Sie zu sehen! Was für eine Freude! Wie geht's, wie steht's, mein Wertester?«
»Gut, danke.«
»Und Ihrer Gattin?«
»Sie tut ihr Bestes.«
»Und die Kinder?«
»Sie wachsen und gedeihen, der Madonna sei Dank.«
»Wollen wir ihr immer dafür danken.« Lattes war der felsenfesten Überzeugung, dass Montalbano verheiratet war und mindestens zwei Kinder hatte. Nach unzähligen vergeblichen Versuchen, ihm zu erklären, dass er Junggeselle sei, hatte Montalbano es aufgegeben. Auch der Satz »Der Madonna sei Dank«, den Lattes stets von ihm erwartete, war nur ein Zeichen seiner Resignation.
»Der Signor Questore hat mich…«
»Klopfen Sie an und gehen Sie hinein, er erwartet Sie.«
Er klopfte an und ging hinein.
Er verharrte einen Moment sprachlos in der Tür, als er Vanni Arquà vor dem Schreibtisch des Polizeipräsidenten sitzen sah. Was hatte der Chef der Spurensicherung denn hier zu suchen? Nahm er auch an
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