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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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in Frieden leben, ohne dass Sie ihm auf den Nerven rumtrampeln, wie? Was ist das eigentlich für ein Benehmen, das Sie da an den Tag legen, heh? Wissen Sie das überhaupt, heh? Warum müssen Sie Ihre Hörner immer ausgerechnet bei mir abwetzen, heh? Was zum Teufel wollen Sie nun schon wieder von mir?«
    »Haben Sie jetzt genug Dampf abgelassen, Dottore?«
    »Noch nicht, Mann, so wie Sie einem auf den Sack gehen!«
    »Kann ich reden?«
    »Ja, aber danach verschwinden Sie gefälligst vom Erdboden, denn wenn ich Sie nochmal treffe, führe ich eine Obduktion bei vollem Bewusstsein an Ihnen durch.«
    »Können Sie mir sagen, in wie viele Teile genau der Tote zerschnitten wurde?«
    »Hab ich vergessen.«
    »Ich bitte Sie aufrichtig, Dottore.«
    »Warten Sie, da muss ich rechnen. Also Finger und Zehen sind zwanzig … dann die Beine … die Ohren … insgesamt neunundzwanzig, nein, warten Sie, dreißig Stücke.«
    »Sind Sie sich da sicher? Dreißig?«
    »Absolut sicher.«
    Das also war der Grund, weshalb ein Arm drangelassen worden war.
    Hätte man ihn abgetrennt, wären es einunddreißig Stücke gewesen. Aber es mussten genau dreißig sein.
    Wie die dreißig Silberlinge des Judas.
    Er konnte die Hitze im Haus nicht länger ertragen. Er zog sich an, streifte ein dickes Jackett über und ging hinaus auf die Veranda, um nachzudenken.
    Dass es sich um einen Mafiamord handelte, daran hatte er keinen Zweifel, seit Pasquano ihm gesagt hatte, der Unbekannte sei mit einem einzigen Schuss ins Genick getötet worden.
    Eine typische Vorgehensweise, die das furchtbarste und grausamste Verbrechertum wie durch einen ideellen Faden an bestimmte, von ehrenwehrten militärischen Gepflogenheiten vorgesehene Methoden band.
    Doch bei diesem Mord kam noch eine weitere Dimension hinzu.
    Wer auch immer den Unbekannten umgebracht hatte, lieferte in voller Absicht genaue Informationen über das Wie und das Warum der Tötungsart selbst.
    Dieser Mord war von jemandem ausgeführt oder in Auftrag gegeben worden, das kam aufs Gleiche heraus, der bei seinen Handlungen noch den Regeln der alten Mafia verhaftet war.
    Und warum?
    Die Antwort ist einfach: Die neue Mafia schießt auf Teufel komm raus einfach um sich, auf Alte, auf Kinder, wie es sich gerade ergibt, und nie lässt sie sich dazu herab, eine Erklärung über ihre Taten zu geben.
    Nicht so die alte Mafia: Sie erläuterte, erzählte, klärte auf. Natürlich nicht mündlich oder schwarz auf weiß, nein, das nicht, sondern durch Zeichen.
    Die alte Mafia war eine Meisterin der Semiologie, der Wissenschaft von den Zeichen, die der Kommunikation dienen.
    Ermordet mit einem stacheligen Schaufelblatt der Kaktusfeige auf dem Körper?
    Das haben wir gemacht, weil er uns mit zu vielen Stacheln gestochen, uns also zu viel Ärger bereitet hat.
    Ermordet mit einem Stein im Mund?
    Das haben wir gemacht, weil er zu viel geredet hat.
    Ermordet mit zwei abgeschnittenen Händen?
    Das haben wir getan, weil wir ihn beim Stehlen erwischt haben.
    Ermordet mit den Geschlechtsteilen im Mund?
    Das haben wir gemacht, weil er mit einer gevögelt hat, mit der er es nicht hätte tun sollen.
    Ermordet mit seinen Schuhen auf der Brust?
    Das haben wir gemacht, weil er abhauen wollte.
    Ermordet mit herausgerissenen Augen?
    Das haben wir gemacht, weil er sich dem Offensichtlichen nicht fügen wollte.
    Ermordet und alle Zähne herausgeschlagen?
    Das haben wir gemacht, weil er den Hals nicht voll bekam.
    Und so ging es munter weiter.
    Daher war ihm die Dekodierung dieser Botschaft sofort klar: Wir haben ihn umgebracht, wie er es verdient hat, weil er für dreißig Silberlinge Verrat geübt hat wie Judas.
    Und so konnte die logische Schlussfolgerung nur lauten, dass er ein Mafioso war, den man »hingerichtet« hatte, weil er ein Verräter war. Was immerhin ein erster Schritt in dieser Sache war.
    Einen Augenblick, Montalbà. Vielleicht bist du gerade von der Gnade gestreift worden.
    Oh ja. Denn wenn sein Gedankengang rund lief, und gerade lief er so rund, dass es eine Freude war, war es vielleicht möglich, dass er sich von dieser Ermittlung befreien und sie auf elegante Weise weiterleiten konnte.
    Denn wenn der Ermordete ein Mafioso war, betraf die Ermittlung möglicherweise nicht mehr ihn, sondern die Antimafia-Behörde.
    Das stimmte ihn froh. Ja, dies war der richtige Weg. Denn sollte das der Fall sein, wäre damit auch die lästige Sache mit Mimì aus dem Weg geräumt.
    Am folgenden Morgen würde er gleich als Erstes nach

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