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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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erzählt hat. Daraufhin hat sie sich in Bewegung gesetzt.
    Mögliche Antwort auf die zweite Frage.
    Hier gibt es nur eine Antwort. Giovanni ist Balduccios Kurier. Er muss äußerst geschickt sein. Und Dolores ist genau im Bilde über seine Aktivität. Doch eines Tages »verrät« er Balduccio, und der lässt ihn umbringen. Dolores hat daher nicht den geringsten Zweifel, wer die Beseitigung ihres Mannes befohlen hat.
    Mögliche Antwort auf die dritte Frage.
    Dolores weiß, wie intelligent und verschlagen der alte Balduccio ist, weil Giovanni es ihr gesagt haben muss. Sie wird von unwiderstehlicher Rachsucht erfüllt. Sie will, dass Balduccio dafür bezahlt, und weiß, dass der alte Mafiaboss die Justiz viele Male erfolgreich an der Nase herumgeführt hat. Wenn sie Mimì in der Hand hätte, wäre diese Gefahr gebannt, weil sie niemals zulassen würde, dass Mimì den »Knochen« Balduccio fallen lässt.
    Lieber Salvo,
    mir reicht es jetzt, ich habe keine Lust mehr, noch weiter zu schreiben. Das Wesentliche habe ich dir gesagt. Jetzt bist du dran.
    Viel Glück.
    Der Tag brach an. Er stand vom Tisch auf, und über seinen Rücken schlängelten sich Kälteschauer. Er zog sich aus und legte sich in eine dampfende Badewanne voll kochend heißem Wasser. Als er wieder herauskam, war er krebsrot. Er rasierte sich, bereitete und trank die übliche große Tasse Espresso. Dann ging er ins Schlafzimmer, zog sich an, nahm einen kleinen Koffer, legte ein Hemd, eine Unterhose, ein Paar Socken, zwei Taschentücher und ein Buch hinein, das er gerade las. Er kam ins Esszimmer zurück, las den Brief, den er an sich selbst geschrieben hatte, nahm ihn mit nach draußen auf die Veranda und verbrannte ihn mit dem Feuerzeug. Er sah auf die Uhr. Es war fast halb sieben. Er ging hinein, stöpselte das Telefon wieder ein und wählte eine Nummer, während er das Handy in die Tasche steckte.
    »Hallo?«, antwortete Fazio.
    »Montalbano hier. Hab ich dich geweckt?«
    »Nein, Dottore. Was gibt’s?«
    »Hör zu, ich muss wegfahren.«
    Fazio war alarmiert.
    »Fahren Sie nach Boccadasse? Was ist passiert?«
    »Ich fahre nicht nach Boccadasse. Ich hoffe, ich komme noch heute Abend zurück oder spätestens morgen Vormittag. Wenn ich heute Abend zurückkomme, rufe ich dich an, auch wenn’s spät ist. Einverstanden?«
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Du musst die Sache klären, um die ich dich gebeten habe. Ich will unbedingt wissen, warum Pecorini vor zwei Jahren von Vigàta weggezogen ist.«
    »Keine Sorge, ich kümmere mich darum.«
    »Heute Morgen kommt einer von Alfanos Freunden ins Kommissariat. Mit zweien habe ich gestern Abend gesprochen. Den heute befragst du.«
    »In Ordnung.«
    »Die Schlüssel der Wohnung in der Via Gerace, die dir Signora Dolores gegeben hat, wo sind die?«
    »Auf meinem Schreibtisch, in einem Briefumschlag.«
    »Die hol ich jetzt. Ach, und noch etwas. Solltest du heute Morgen zufällig Dottor Augello treffen, sag ihm nicht, dass ich nach Gioia Tauro gefahren bin.«
    »Der redet hier inzwischen sowieso mit keinem mehr, Dottore. Aber wenn er mich zufällig fragen sollte, was sage ich dann?«
    »Dass ich zu einer Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus gefahren wäre.«
    »Sie? Freiwillig ins Krankenhaus? Das glaubt der doch nie! Können Sie sich nicht was Besseres einfallen lassen?«
    »Lass du dir was einfallen. Aber er darf auf keinen Fall Verdacht schöpfen, dass ich mich mit dem Toten vom Critaru beschäftige.«
    »Verzeihung, Dottore, aber selbst wenn er Verdacht schöpft, was wäre denn so schlimm daran?«
    »Tu, was ich dir sage, und keine Diskussionen.«
    Er legte auf.
    Ach, wie doch alles in der Umgebung des Töpferackers stank und sumpfig und verräterisch war!
    Hätte er sich diese Reise, die er nun unternahm, nicht auch sparen können? Diese Reise, die für ihn zudem eine Mühe ohnegleichen darstellte, bei seinen bescheidenen Fahrkünsten. Sicher, mit Hilfe eines guten Straßenatlasses hätte keine Notwendigkeit bestanden, sich von zu Hause wegzubewegen. Sich jedoch persönlich davon zu überzeugen, wie die Dinge sich verhielten, war nicht nur eine angemessenere und ernsthaftere Vorgehensweise, sondern es war ja auch möglich, dass ihm der Ort selbst, wenn er ihn persönlich in Augenschein nahm, neue Einsichten vermittelte. Doch trotz aller Rechtfertigungen, die er sich weiter für diese Reise zurechtlegte, wusste er, dass er mit dem eigentlichen Grund noch nicht herausgerückt war. Aber kaum hatte er Enna hinter

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