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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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ihn an einer Stelle unterhalb des optimalen Auftreffpunktes – mit dem Ergebnis, dass die Kugel hoch in die Luft stieg und bereits nach weniger als hundert Metern auf den Boden ploppte.
    »Signore, Sie haben den Ball unterschlagen«, trompetete Topolini unnötigerweise.
    Pavarotti nickte schwer und bezog Stellung neben seinem Schlägerset.
    Sein Mitspieler hatte Mühe, seine sich rapide verbessernde Laune nicht zu zeigen. Als Topolini am Rand des Abschlags noch schnell ein paar Probeschwünge machte, murmelte Pavarotti bewundernd wie zu sich selbst: »Schöner, eleganter Schwung. Eine wahre Augenweide.« Er sah, dass ihm der Bursche unter langen Wimpern einen schrägen Blick zuwarf. Hatte er zu dick aufgetragen? Aber nein. Die Probeschwünge wurden sichtlich lockerer. Jetzt würde es klappen. Und das tat es auch.
    Topolini junior legte einen schnurgeraden Abschlag mit einer einigermaßen zufriedenstellenden Weite hin. Sein rosafarbener Ball landete mitten auf der Spielbahn und leuchtete ihnen aus der Ferne wie eine appetitliche Erdbeere aus dem Grün entgegen.
    Pavarotti schüttelte sich angewidert. Was dachte sich der Typ bloß dabei, so einen Tuntenball zu spielen? So etwas ging bei weiblichen Spielern gerade noch so durch. Männer dagegen benutzten weiße Bälle, höchstens mal einen gelben, in Ausnahmefällen. Alles andere war tabu. Pavarotti schaute sich um. Er hatte hier in Lana einen Ruf zu verlieren. Geschmacklose Hosen konnten einen Golfer ins Gerede bringen, bei rosa Bällen hörte der Spaß endgültig auf. Doch glücklicherweise war die nachfolgende Gruppe noch zu weit entfernt, um solche Details registrieren zu können. Nicht mehr lange, bei unserem Schlendrian, dachte er.
    Laut sagte er zu Topolini: »Da sieht man mal wieder, dass ein guter Golfer wie Sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, auch wenn mal das Pech zuschlägt. Ein wunderbarer Abschlag – ich gratuliere!«
    Topolini junior strahlte. Mit lockerem Schulterschwung, als ob es sich um ein Federgewicht handelte, schwang er sein Schlägerset auf den Rücken. Als Topolini dann von selbst die Sprache auf den Mordfall brachte, konnte Pavarotti sein Glück kaum fassen.
    »Commissario, Sie hatten noch ein paar Fragen an mich. Schießen Sie los!«
    »Sie haben recht. Sie sind für mich ein wertvoller Zeuge, Signore. Geradezu unersetzbar, denn Sie waren am entscheidenden Abend vor Ort. Ohne Ihre Beobachtungen muss die Ermittlung zwangsläufig ins Stocken geraten!«
    Topolini nickte wichtig.
    »Sie haben am fraglichen Abend mit Signore Niedermeyer in der Renzinger Weinstube zusammengesessen. Das ist doch richtig?«
    Topolini nickte wieder. »Ja, das ist korrekt, Commissario.«
    »Dann schildern Sie mir doch bitte einmal, worum es bei dem Gespräch ging und wie der Abend verlief, Signore.«
    Mittlerweile waren die beiden bei Pavarottis Ball angekommen. »Uno momento«, unterbrach der Commissario seinen Golfpartner, der gerade den Mund öffnete, um mit seinem Bericht zu beginnen.
    Pavarotti überlegte. Jetzt kam es darauf an, einigermaßen ordentlich zu spielen, damit die Befragung zügig voranging, aber schlechter als sein Gesprächspartner, damit der nicht wieder einschnappte. Der Commissario kniff die Augen zusammen, maß die Entfernung zum Ziel, und schlug seinen Ball gezielt in den vor dem Grün liegenden Sandbunker.
    Topolini war sichtlich begeistert. »So ein Pech aber auch! Für diejenigen, die noch nicht so präzise spielen, sind die Bunker hier wirklich tückisch platziert. Aber Sie werden sehen, Übung macht den Meister, Commissario.« Gönnerhaft klopfte Claudio seinem wesentlich älteren Flightpartner auf die Schulter.
    In Pavarotti regte sich erstmals so etwas wie Zorn. Er hatte nicht übel Lust, diesem aufgeblasenen Bengel einmal ordentlich den Hintern zu versohlen, kämpfte die Regung aber beharrlich nieder.
    »Sie wollten von dem Abend mit Signore Niedermeyer berichten«, erinnerte er Topolini.
    »Ja, richtig. Signore Niedermeyer und ich saßen ungefähr zwei Stunden zusammen, wenn ich mich richtig erinnere. Miteinander bekannt gemacht haben wir uns dort so gegen halb neun. Der Herr kam an meinen Tisch und fragte, ob er sich zu mir setzen dürfe. Wir haben dann ein paar Gläser Wein getrunken, Kaminwurzen gegessen und sind dabei ins Reden gekommen. Gegen elf hat er sich dann verabschiedet. Ich bin noch ein wenig sitzen geblieben und habe in Ruhe meinen Roten ausgetrunken. Ich glaube, ich war der letzte Gast.«
    Topolini pausierte

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