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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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seinem Ball erstaunt hinterher, der Mund stand leicht offen, und eine rose Zungenspitze guckte heraus. Die blauen Augen des Italieners waren weit aufgerissen. Einen übermäßig intelligenten Eindruck hinterließ er auf diese Weise natürlich nicht. Pavarotti wusste aber ohnehin, dass Claudio nicht gerade helle war. Sonst hätte er bereits spitzgekriegt, dass ihn der Commissario seit einer halben Stunde mächtig an der Nase herumführte.
    Pavarotti klopfte dem Jüngeren tröstend auf die Schulter. »Kommen Sie, Signore, ziehen wir los. Wenn wir Ihren Ball nicht finden, können Sie da vorn ja einen anderen droppen. Wir spielen ja kein Turnier.«
    Sein Mitspieler nickte nur stumm. Als er sein Schlägerset mit unnötiger Heftigkeit auf seinen Rücken hievte, knallten die teuren Schläger lautstark gegeneinander. Pavarotti zuckte zusammen. Er hasste es, wenn jemand hervorragendes Gerät malträtierte, das keine Schuld an schlechten Schlägen trug. Wie ein tapsiger Bär trabte Claudio Topolini auf das sonnenbeschienene Fairway hinaus.
    Pavarotti, der nicht verstehen konnte, wieso jemand, der es sich leisten konnte, auf eine Elektrokarre zum Transport der schweren Schläger verzichtete, eilte leichtfüßig hinter Topolini her. Der dünstete seine schlechte Laune in Schwaden aus. Die einstudierte Nonchalance war einer Sauertöpfigkeit gewichen, die überhaupt nicht zu Topolinis Alter passte.
    Golf setzt einem eben verdammt zu, philosophierte Pavarotti im Stillen. Entweder man findet sich mit dem ständigen Auf und Ab im eigenen Spiel einfach ab. Und damit, dass man unvermeidlich von Zeit zu Zeit auf einen trifft, der es besser kann. Oder man kriegt die mentale Kurve beim Golf halt nicht. Dann bekommt man vor lauter Zorn und Frust immer mehr Falten und altert früh. Pavarotti warf dem Knaben einen verstohlenen Blick zu. Er sah ihn schon vor sich, in zehn Jahren. Oh, oh, kein schöner Anblick.
    Ungefähr an der Stelle, an der sich der Ball in die Büsche geschlagen hatte, holte Topolini einen Schläger aus seinem Bag und begann, in den dornigen Sträuchern herumzustochern. Pavarotti, der sich keine Illusionen über den Sinn des Unterfangens machte, stocherte aus Solidarität ebenfalls. Es war natürlich reine Zeitverschwendung.
    Da hörte er einen ärgerlichen Ruf seines Golfpartners. Eine Dornenranke hatte sich in seinem Kaschmirpulli verfangen und eine große Masche herausgezogen. Laut fluchend gab Topolini junior die Suche auf. Er nahm einen neuen Ball aus seiner Tasche und ließ ihn auf das raspelkurz geschnittene Gras fallen.
    Topolini sparte sich die Mühe, einen Probeschwung zu machen. Er bedachte die fünfzig Meter vor ihnen munter im Wind flatternde Fahne, die den Zielpunkt markierte, mit einem feindseligen Blick.
    Pavarotti sah, dass die Handknöchel seines Mitspielers weiß hervortraten, so fest hielt der den Schlägergriff umklammert. Der Commissario öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Es hatte keinen Sinn. Gute Ratschläge würden Topolini nur noch wütender machen, und in seiner aktuellen Gemütsverfassung bekam der einen lockeren, konzentrierten Schwung sowieso nicht hin.
    Ein schmatzendes Geräusch ertönte, dann war ein lautes Knacken zu hören. Irgendetwas flog in hohem Bogen durch die Luft. Es handelte sich dabei aber nicht um den Ball. Der war mit Karacho nach rechts weggespritzt und wie sein Vorgänger ins Unterholz geschossen, diesmal am rechten Rand der Spielbahn. Pavarotti drehte sich weg und grinste. Da behaupte niemand, Golf sei kein abwechslungsreiches Spiel. Umständlich bückte er sich nach dem handtellergroßen Rasenstück, das vor seinen Füßen gelandet war, und setzte es wieder an seine ursprüngliche Stelle.
    Jetzt kam es darauf an, den Jungen geschickt wieder aufzubauen. Dann würde er ihm aus der Hand fressen.
    »Darf ich etwas vorschlagen, Signore? Sie sind verständlicherweise wütend, so viel Pech! Machen wir einen neuen Anfang auf Bahn zwei, Sie werden sehen, dann geht alles wie von selbst. Manchmal ist eine Bahn halt wie verhext, dagegen kommt man nicht an!«
    Topolini nickte nur und stapfte am Grün vorbei zur nächsten Spielbahn. Pavarotti, der auf ein Mindestmaß an Höflichkeit bei seinem Flightpartner gehofft hatte, seufzte. Er hob seinen so vielversprechenden Ball auf und spurtete Topolini nach, der bereits den nächsten Abschlag erreicht hatte.
    »Sie sind dran, Commissario!«
    Jetzt kam es drauf an. Pavarotti setzte den Ball absichtlich zu hoch auf und erwischte

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