Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman
Pavarottis Überraschung erwies sich Topolini als ordentlicher Putter und konnte das Grün schließlich mit einem Schlag Vorsprung vor dem Commissario verlassen. Jetzt strahlte der Junge über beide Backen und begann, laut und falsch zu pfeifen. Pavarotti stöhnte leise. Er fand, es war Zeit, mit der Befragung weiterzumachen.
»Worüber haben Sie und Signore Niedermeyer denn gesprochen?«
»Der Signore hat sich nach unserer Geschäftsstrategie erkundigt. Er hat selbst ein ganz kleines, unbedeutendes Ledergeschäft in Meran, das sich im Markt schwertut. Deshalb war er daran interessiert zu lernen, mit welcher Produkt- und Preispolitik große, bedeutende Lederkonzerne wie wir in den Märkten Fuß fassen.«
Niedermeyer, du alter Schlawiner, dachte Pavarotti bei sich. Laut sagte er: »Signore, damit ich’s nicht vergesse: Warum sind Sie eigentlich nicht auch gegangen, als sich Signore Niedermeyer verabschiedet hatte?«
Verwundert sah ihn Topolini an. »Na, ich wusste doch nicht, ob meine Verabredung nicht doch noch kommt. Er hat ja gesagt, es könne später werden. Deshalb bin ich bis zur Sperrstunde sitzen geblieben.«
Jetzt war die Reihe an Pavarotti, sein Gegenüber mit großen Augen anzuschauen. »Sie haben gewartet? Auf wen denn?«
»Na, auf Karl Felderer. Haben Sie das nicht gewusst?«
Der Kommissar schüttelte den Kopf und fluchte innerlich. Er merkte, dass er den Vorgängen am Mordabend bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Jetzt war zumindest klar, was das Mordopfer an diesem Abend am Hintereingang der Weinstube Renzinger zu suchen gehabt hatte.
»Wann haben Sie denn diese Verabredung mit Karl Felderer getroffen?«
»Am frühen Abend«, sagte Topolini. »Ich habe ihn auf seinem Mobiltelefon angerufen. Mein Vater wollte, dass ich mit ihm noch ein paar Vertragsdetails durchging. Der Vertrag sollte ja am nächsten Tag ausgefertigt und unterschrieben werden.«
Das war wohl der Anruf, den Lissie mitbekommen hatte. Schade, dachte Pavarotti. Es hätte so gut gepasst, wenn sich Niedermeyer statt Topolini mit Felderer verabredet hätte, natürlich um ihm aufzulauern.
»Könnte jemand die Verabredung mitgehört haben?«
»Sicher«, antwortete Topolini und verzog das Gesicht zu einem bedauernden Grinsen, »halb Meran.«
»Wieso denn das?«
»Ich habe bei dem Telefonat auf der Terrasse des Café Hilti gesessen. Die Tische waren fast bis zum letzten Platz besetzt.«
»Na großartig«, stöhnte der Commissario, hielt dann aber inne. »Warum sollte eigentlich jemand mitbekommen haben, mit wem genau Sie sich unterhalten haben? Man spricht doch einen Gesprächspartner am Telefon entweder mit seinem Vornamen oder dem Nachnamen an. Wer auch immer Ihnen zugehört hat, er hätte zumindest nicht wissen können, mit welchem der Felderers Sie gesprochen haben.«
»Leider doch«, bekannte Topolini junior. »Ich weiß noch, dass Karl sich nur mit ›Ja‹ gemeldet hat. Ich hab seine Stimme nicht gleich erkannt und nachgefragt: ›Spreche ich mit Karl Felderer?‹«
Pavarotti nickte nachdenklich. So war das also gewesen. »Wissen Sie noch, wer an den Nebentischen saß?«
Topolini schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich habe nicht darauf geachtet.«
»Haben Sie auch Signore Niedermeyer gegenüber erwähnt, dass Sie auf Karl Felderer warten?«
»Ja, ich glaube, ich habe es erwähnt. Er wurde ganz aufgeregt. Er ist auf die Toilette hinaus, und kurz darauf ist er dann auch heimgegangen.«
Ahaaa. Alles in allem eine vielversprechende Aussage, fand Pavarotti.
Mittlerweile hatten sie die vorletzte Spielbahn, die Acht, erreicht. Der Commissario war froh, dass die Runde bald um war. Es hatte ihn ziemlich angestrengt, den schlechten bis höchstens mittelmäßigen Spieler zu geben, der hin und wieder unverschämtes Glück hatte. Letzteres musste sein, sonst hätte Pavarotti nicht durchgehalten.
Nachdenklich lief er neben Topolini junior her. »Signore, worum geht es eigentlich bei dem Geschäft, das Ihr Unternehmen mit Felderer abschließen wollte? Bis jetzt weiß ich nur, dass dabei eine Immobilie in den Lauben im Spiel ist.«
Claudio Topolini war die Frage sichtlich unangenehm. »Irgendwas stimmt daran nicht«, bekannte er freimütig.
Pavarotti blieb stehen. »Und was stimmt nicht?«
Topolini zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Der Verkauf des Hauses sollte unter totaler Geheimhaltung stattfinden. Mein Vater war richtig paranoid deswegen.«
»Vielleicht hängt diese Immobiliensache doch
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