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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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mehr als während des Aufstiegs. Auf seinem hellblauen Hemd bildeten sich riesige dunkle Flecke. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden, weil er nichts zum Wechseln dabeihatte. Pavarotti hatte am Morgen den Kopf voll mit anderen Sachen gehabt, und nicht an solche Kinkerlitzchen wie frische Wäsche oder wenigstens ein Handtuch gedacht.
    Lissie hatte darauf bestanden, dass sie nach drinnen gingen. Obwohl das Wetter herrlich war. Ein kornblumenblauer Himmel mit ein paar niedlichen Schäfchenwolken breitete sich über dem Etschtal aus. Aber die Luft, das musste Pavarotti zugeben, war schon merklich kühler geworden, nachdem sie den schützenden Hochwald hinter sich gelassen hatten. Als Pavarotti und Lissie das kahle Hochplateau erreicht hatten, begann ein ungemütlicher, ziemlich kräftiger Wind an ihren Haaren zu zerren.
    Der Fleck unter seiner linken Achsel hatte inzwischen die Form des afrikanischen Kontinents angenommen. Luciano merkte, dass ihn zwei Frauen am Nebentisch fixierten, und hätte sich gern unsichtbar gemacht. Weil das nicht ging, starrte er aggressiv zurück. Die Frauen schauten sofort verlegen weg. Blöde Ziegen. Auch Lissie versuchte, woandershin zu schauen, schaffte es aber nicht und kicherte.
    Pavarotti zischte »Auch du, mein Brutus!« und schickte ihr einen waidwunden Blick über den Tisch hinüber.
    Mühsam fand er zurück zu ihrem Gesprächsthema. »Albrecht kommt als Täter wohl doch nicht in Frage«, sagte er.
    Lissie, die gerade ihr Glas steil zum Mund geführt hatte, um an die letzten klitzekleinen Reste der Buttermilch zu kommen, hielt inne und setzte das Glas hart auf dem Tisch ab.
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder? Der Mann hat ein erstklassiges Motiv für den Mord! Nur weil er mal dein Schwager war, kannst du ihn doch nicht einfach von der Liste der Verdächtigen streichen! Du bist anscheinend auch nicht anders als diese Südtiroler, die sich gegenseitig decken, auch dann noch, wenn’s um Mord geht«, empörte sie sich.
    Doch Pavarotti winkte ab. »Nein, der Albrecht war es bestimmt nicht. Ich habe nicht die Absicht, den Kerl zu decken. Ganz im Gegenteil. Mit Vergnügen würde ich ihn einbuchten, das kannst du mir glauben. Mein feiner Schwager hat den Niedermeyer für seine eigenen Zwecke eingespannt und ihn ganz geschickt auf den Felderer gehetzt. Seine Rührgeschichte mit der Katakombenschule in seinem Keller, die er angeblich vor dem Abriss bewahren wollte, kaufe ich ihm nicht ab. Die hat er sich vermutlich zurechtgelegt, damit er vor sich selbst und vor mir besser dasteht.« Pavarotti nieste und schnäuzte sich ausgiebig. »Aber den Mord hat er nicht begangen. Dazu fehlt ihm der Mut.«
    »Hm«, machte Lissie. »Wenn du meinst. Du kennst den Typen ja schließlich. Aber ganz aus den Augen sollten wir ihn nicht verlieren. Auch Feiglinge können im Affekt jemanden umbringen, wenn ihnen die Sicherung durchbrennt.«
    Pavarotti nickte. »Schon. Niedermeyer ist das beste Beispiel dafür. Den halte ich nämlich nach wie vor für den Täter. Er hat ein starkes Motiv, und er hatte die Gelegenheit. Er war zur fraglichen Zeit in der Weinstube und ist in den Hinterhof zur Toilette hinaus. Da trifft er auf Felderer, der gerade an die Wand pinkelt, weil er schon einiges intus hat.« Pavarotti hielt kurz inne. »Jedenfalls hat die Obduktion einen ganz schönen Alkoholpegel festgestellt. Die beiden feinen Herren geraten in Streit, Niedermeyer sieht rot und schlägt zu.« Pavarotti breitete die Arme aus. »Siehst du, es ist ganz einfach. Und Topolini kann auch noch bezeugen, dass Niedermeyer ziemlich durch den Wind war, als er wieder reinkam. Kein Wunder, wenn er gerade einen totgeschlagen hat.«
    Lissie nickte langsam. »Wenn es wirklich so war, konnte sich Niedermeyer danach ja schlecht einfach verdrücken. Er muss wieder in die Weinstube rein, damit Topolini nicht rauskommt, um zu schauen, ob ihm vielleicht schlecht ist, und dabei über den toten Felderer stolpert. In dem Fall wäre Niedermeyer sofort der Hauptverdächtige gewesen.«
    »Du hast es erfasst.«
    »Ich glaube aber trotzdem nicht, dass es so war. In deinem Tathergang stecken einfach zu viele Ungereimtheiten.«
    »Nämlich?«, knurrte Pavarotti gereizt. Auch bei ihm meldete sich sein logisches Denkvermögen mit kritischen Einwänden und kombinierte ohne sein Zutun munter vor sich hin. Pavarotti hatte aber diesmal nicht die geringste Lust, auf seine innere Stimme zu hören. Das hätte bedeutet, sich mit

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