Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman
von ihr hat und sie nicht weiß, was sie machen soll. Dann hört sie zufällig, wie sich ein Typ am Nachbartisch am Telefon mit ihrem Lover bei der Renzingerin verabredet. Sie irrt in der Stadt herum, schämt sich immer mehr und kriegt immer mehr Angst. Plötzlich steht sie vor der Weinstube. Weil sie nicht will, dass jemand sie sieht, schlüpft sie in das Klohäuschen und wartet. Die Greta hat natürlich überhaupt nicht geplant, Karl umzubringen, sondern will ihn einfach nur anflehen, die Fotos zu löschen. Doch als er sich dann über sie lustig macht und ihr erzählt, was er mit den Aufnahmen anstellen will, schlägt sie zu!«
»Und womit, wenn ich fragen darf?«
Lissie grinste. »Mit einem goldlackierten Siebener Fairwayholz, das sie sich zufällig vorher beim Shopping in den Lauben zugelegt hat!«
Pavarotti verdrehte die Augen. »Das kommentiere ich gar nicht. Und überhaupt – diese verhuschte Maus! Die hätte doch nie den Mumm dazu gehabt. Außerdem, wie hätte sie das wohl anstellen sollen? So besoffen war Felderer nicht, dass er nicht spielend mit dieser halben Portion fertig geworden wäre!«
Lissie legte zweifelnd den Kopf schief. »Na, ich weiß nicht. Es ist doch bekannt, dass man ungeahnte Körperkräfte entwickeln kann, wenn man verzweifelt genug ist. Ich kann mir richtig vorstellen, wie unglaublich wütend die Greta Niedermeyer geworden ist, als ihr bewusst wurde, wie sie von Karl benutzt worden ist!«
»Lissie, das mag ja alles sein. Trotzdem klingt es konstruiert. Irgendwie glaube ich nicht an Greta Niedermeyer als Täterin. Ich kann sie mir einfach nicht als rasende Hetäre, die ihrem Exlover den Kopf einschlägt, vorstellen. Beim besten Willen nicht.«
Nachdenklich strich sich Pavarotti eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. »Emmenegger hat mal mit den Gästen der Weinstube geredet. Die Namen hat er der Renzingerin einzeln aus der Nase ziehen müssen. Angeblich wissen die alten Saufköpfe nicht so genau, wann sie an dem Abend aufs Klo hinaus sind. Na ja, wer schaut schon vor dem Pinkeln auf die Uhr? Die meisten behaupten sowieso, gar nicht auf dem Abort gewesen zu sein. Eine Leiche am Boden vor dem Klo will jedenfalls niemand bemerkt haben.«
Pavarotti seufzte. »Bestimmt waren auch ein paar wahrheitsliebendere Touristen unter den Gästen, die uns hätten helfen können, den Tatzeitpunkt weiter einzugrenzen. Die haben sich der Renzingerin aber leider nicht mit Namen vorgestellt. Was den genauen Mordzeitpunkt anbelangt, können wir also nur spekulieren. Aber ich denke, es dürfte kurz vor elf passiert sein, ob nun Niedermeyer Felderer gefunden oder ihn selbst abgemurkst hat. Jedenfalls sprechen die Beobachtungen von Topolini junior dafür.«
Pavarotti kaute auf seiner Unterlippe. »Eines begreife ich aber überhaupt nicht. Der Mörder musste doch damit rechnen, auf frischer Tat ertappt zu werden.« Er lehnte sich nach hinten und zuckte zurück, als sein Rücken in Kontakt mit dem heißen Kachelofen kam. »Ein Mord auf dem Hinterhof einer gut besuchten Weinstube, wo gibt es denn das? Wer kommt denn bloß auf eine derart hirnrissige Idee?«
Als er sich seine prickelnde Rückfront rieb und sich umschaute, sah Pavarotti, dass sie mittlerweile die einzigen Gäste waren. In der Hütte war es bis auf das Knistern und Knacken brennender Holzscheite im Kachelofen still, der Raum lag im Halbdunkel. Er war einfach nicht in Form. Was war eigentlich los mit ihm, was stand ihm bloß so im Weg? Warum konnte er seiner Kombinationsgabe nicht endlich freien Lauf lassen?
Lissie dagegen spekulierte ungehemmt drauflos. »Wahrscheinlich war die Tat überhaupt nicht geplant«, mutmaßte sie. »Vielleicht lagen wir mit Greta gar nicht so falsch, ich meine nicht mit ihr direkt, sondern mit dem allgemeinen Hergang. Der Täter hat Felderer einfach nur zur Rede stellen wollen. Und als der Mörder dann im Affekt zuschlug, hatte er einfach unglaubliches Glück, dass niemand aus der Hintertür rauskam!«
Substanzloses Geschwafel. Von oben herab sagte er: »Das sind alles haltlose Annahmen. Wir haben doch die paar Figuren, die ein Motiv haben, schon durchgehechelt, bis auf die Louisa vielleicht. Die hat die ewige Fremdgeherei sattgehabt und kurzerhand beschlossen, ihren Alten kaltzumachen. Na, wie gefällt dir das?«
Lissie verzog das Gesicht. »Eine Hochschwangere als Mörderin? Luciano, ich bitte dich!«
Pavarotti grinste. »Die Louisa Felderer hat ohnehin ein Alibi«, bekannte er. »Sie hat sich bis um halb
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