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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Rhythmus erst noch finden. Mir hilft es beim Steigen immer, wenn ich ganz gleichmäßig atme.«
    Pavarotti haute es fast um, dass Lissie so zartfühlend sein konnte. Zartfühlend – ha! Das wäre das allerletzte Adjektiv gewesen, das er bis eben mit ihr in Verbindung gebracht hätte. Vor lauter Überraschung blieb er stehen. Sofort fing sie an zu schimpfen.
    »Weitermarschieren, sonst kriegst du bloß Seitenstechen! Keine Chance, dass du es dann noch packst!«
    Pavarotti schloss verzweifelt die Augen. Aber Lissie kannte keine Gnade.
    »Komm jetzt, einen Schritt nach dem anderen, du fauler Sack!«, trieb sie ihn weiter an.
    Trotz seiner Niedergeschlagenheit musste er schmunzeln. Da war sie wieder, seine alte Lissie, Gott sei Dank.
    Er begann, konzentriert ein Bein vor das andere zu setzen, und versuchte, den Rhythmus seines Atems und die Abfolge seiner Schritte einander anzupassen. Seine Oberschenkelmuskeln, mit einem derart ungewöhnlichen Leistungsabruf konfrontiert, wehrten sich heftig. Sein rechter Arm schmerzte – wovon eigentlich? Da fiel ihm auf, dass er sich permanent an die Stirn fasste, damit ihm die Schweißtropfen nicht in die Augen liefen. So frustrierend, richtig demütigend, dass er die trivialsten Bewegungen nicht mehr schmerzfrei hinbekam, wenn er sie ein paarmal wiederholte!
    Mittlerweile waren sie in dichten Nadelwald eingetaucht. Nur ganz wenig Sonnenlicht schaffte es, sich durch das Gewirr der Wipfel und Äste nach unten auf den mit dürren Tannennadeln übersäten Waldweg durchzumogeln. Es war kühler geworden, und Pavarotti schwitzte nicht mehr so stark. Irgendwo in der Nähe musste es sumpfig sein, denn an Stechmücken und dicken Bremsen war kein Mangel. Hinter sich hörte er klatschende Geräusche und einen nicht gerade damenhaften Fluch. Pavarotti grinste. Ihn störten diese Viecher nicht; er wurde nur selten gestochen. Vermutlich war sein Blut geschmacklich zweite Wahl.
    Außer dem üblichen Vogelgezwitscher als Grundrauschen, dem leisen Knacken der Tannennadeln unter den Füßen und dem entfernten Geräusch einer Kreissäge war nichts zu hören. Bisher waren sie keiner Menschenseele begegnet. Pavarotti merkte plötzlich, dass auch in seinem Kopf Ruhe eingekehrt war. Nicht dass er sich dadurch auf einmal glücklich oder beschwingt fühlte, das nicht, aber doch auf merkwürdige Weise entschlackt.
    Längst hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Irgendwann sickerten die Details des Falles, der sich eine Weile aus seinem Hirn zurückgezogen hatte, wieder in seinen Denkapparat ein. Aber das machte nichts. Er war jetzt bereit dazu. Es gab eine ganze Menge von Neuigkeiten durchzusprechen, die er Lissie mangels Gelegenheit noch gar nicht erzählt hatte. Das wollte er schleunigst nachholen. Und zwar in der nächsten Almhütte, in der er definitiv eine Pause einlegen würde, ob es Lissie nun passte oder nicht.
    Er musste an den späten Besuch denken, der gestern im Gastraum des Nikolausstifts auf ihn gewartet hatte. Sofort kam er aus seinem gleichmäßigen Tritt. Fast wäre er über eine Wurzel gestolpert. Verdammt, er musste besser aufpassen. Aber das, was ihm sein Exschwager Albrecht da gestern Abend gebeichtet hatte, konnte er nicht so einfach wegstecken. Pavarotti stieß einen lautlosen Fluch aus und kam erneut aus dem Rhythmus. Was zum Teufel hatte sich Albrecht bei der ganzen Sache gedacht?
    Mit gequältem Gesicht hatte sein Exschwager in einer Nische gesessen.
    »Nanu«, staunte Pavarotti. »Albrecht, was machst du denn hier?« Plötzlich war er alarmiert. »Ist etwas mit Editha?«
    Albrecht schüttelte bloß den Kopf. »Bitte setz dich hin. Ich muss dir was sagen.«
    Nach vielen Stockungen und Ausflüchten kam schließlich heraus, dass Albrecht Klausner eines Abends den Rechtsanwalt und Notar Ettore Tscholl, der sich nach einer Weinprobe in der Enoteca nicht mehr ohne Hilfe auf den Beinen halten konnte, in seine nahe gelegene Wohnung am Bozner Tor und zu Bett gebracht hatte.
    Als Tscholl schließlich schnarchend auf seiner Schlafstatt lag, hatte sich Albrecht aus purer Neugier noch ein wenig umgesehen. Auf dem Schreibtisch, ganz oben auf einem Stapel anderer Dokumente, fand er einen Vertragsentwurf, in dem es um den Verkauf eines Gebäudes in den Lauben an die Topolini-Gruppe ging.
    »Luciano, der lag ganz offen herum, noch nicht einmal in einer Unterschriftenmappe!«, versuchte Albrecht seine Schnüffelei zu beschönigen. Er hoffte auf einen wohlwollenden Kommentar seines Exschwagers, doch

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