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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Commissario und erzählte ihr, dass derjenige, den sie für den Mörder ihres Mannes hielt, sich vor ein paar Stunden dem ersten Anschein nach selbst das Leben genommen hatte. Die Loipfertingerin blieb still, als er fertig war. Pavarotti war darauf gefasst gewesen, dass sie die Neuigkeit mit Genugtuung aufnehmen würde. Wenigstens irgendeine emotionale Reaktion hatte er erwartet. Doch in dem Gesicht der Frau zuckte kein Muskel. Ihr Gesicht kam ihm vor wie die Oberfläche eines Sees bei völliger Windstille, blank und bewegungslos. Er versuchte, ihren Blick aufzufangen, aber es gelang ihm nicht. Die Frau schaute unverwandt auf eine Stelle hinter seiner rechten Schulter.
    »Sind Sie denn nicht froh, dass er jetzt tot ist?« Die Frage rutschte ihm heraus, bevor ihm einfiel, dass ihn das eigentlich gar nichts anging.
    Als er es nach ein paar Sekunden wagte, die alte Frau wieder anzusehen, sah er, dass sie langsam den Kopf schüttelte. »Nein. Jetzt kann ich ihm nicht mehr den Teufel an den Hals wünschen. Denn der hat ihn ja nun. Aber das können Sie bestimmt nicht versteh’n. Außerdem glaub ich’s nicht.«
    »Was meinen Sie denn damit?«, wollte Pavarotti verdutzt wissen.
    »Dass der sich um’bracht hat. So einer war er nicht. Der hat kein G’wissen gehabt, das ihn hätt drücken können.«
    Pavarotti nickte langsam. Er hatte auch so seine Zweifel, allerdings weniger wegen der recht rudimentären Charakterstudie, die er gerade gehört hatte. Er hatte zwei andere Beweggründe, und die hießen Brunthaler und Emmenegger. Wenn die beiden Profis von einem bestimmten Sachverhalt ausgingen, dann konnte man Pavarottis Erfahrung nach getrost damit rechnen, dass der Fall genau andersherum gelagert war. Also war es vermutlich Mord.
    »Soll ich Sie runter nach Meran fahr’n? Bis hier herauf ein Taxi kommt …«
    Pavarotti war erstaunt. Er hatte nicht angenommen, dass die Frau überhaupt einen Führerschein hatte. Aber andererseits: Wie sollte sie es wohl sonst hierherschaffen? Zu Fuß in dem Alter ja wohl nicht mehr. Nachdem der Commissario das Angebot dankend akzeptiert hatte, fragte ihn die Loipfertingerin, ob sie Lissie wecken solle.
    »Nein, auf gar keinen Fall«, winkte der Commissario erschrocken ab. »Sie wuselt mir sonst bloß noch am Tatort rum und bringt alles durcheinander.« Unwillkürlich hatte Pavarotti die Stimme gesenkt. Wenn Lissie jetzt wach wurde, würde er sie nie und nimmer abhalten können, mit in den Wagen zu hopsen und ungehemmt um die Leiche herumzuscharwenzeln. Ihm wurde ganz schwummrig bei der bloßen Vorstellung.
    Die Loipfertingerin nickte. »Dann will ich ihr bloß noch schnell ein paar Semmeln zum Frühstück machen und einen Zettel schreiben, dass ich kurz mit Ihnen aus dem Haus bin und bald wiederkomm.« Sie grinste breit, und ihr Gesicht hatte plötzlich wieder große Ähnlichkeit mit dem Foto, das vor fünfzig Jahren auf einem Kirchplatz in Meran aufgenommen worden war. »Es wird vor Neugier sterb’n, das Madl.«
    Eine Viertelstunde später fuhren sie in einem klapprigen VW -Kombi, den die alte Frau geschickt aus einem alten Heuschober zwischen rostigen Mistgabeln und anderen gefährlich aussehenden, mit Haken und Zinken gespickten Gerätschaften herausmanövriert hatte, langsam den Berg hinunter, den Lichtern Merans entgegen. Pavarotti fror. Die Heizung in dem alten VW funktionierte wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Noch war es dunkel. Ein rötliches Leuchten hinter den Bergspitzen auf der anderen Talseite verhieß das Einsetzen der Morgendämmerung. Plötzlich hoffte der Commissario, dass seine Sergenten diesmal recht behielten. Noch hatte er keinen Schimmer, wer für den ersten Mord verantwortlich war. Einen zweiten konnte er wirklich nicht gebrauchen. Dass der Mörder vielleicht jetzt einen Fehler gemacht hatte, darauf wagte Pavarotti nicht zu hoffen. Glücksfälle kamen bei seinen Ermittlungen normalerweise nicht vor.
    * * *
    Kaum dass ihn die Loipfertingerin an der Einmündung der Lauben in den Rennweg abgesetzt hatte, hörte er den Lärm schon. Das Gebrüll drang aus einem offenen Fenster im Erdgeschoss des Hotels Felderer, nur ein paar Schritte von der Stelle entfernt, an der er gerade ausgestiegen war. Laute Männerstimmen, die sich stritten und zu einer Kakofonie anschwollen, dazwischen immer wieder eine schrille Tonlage. Seine Schwester, unverkennbar. Was hatte ein derartiger Aufruhr am Schauplatz eines gewaltsamen Todes zu suchen? Pavarotti eilte mit Sturmschritt in die

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