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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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wuchs. Plötzlich war von draußen ein infernalisches Krachen zu hören. Vermutlich ein morscher Deckenbalken, der nach unten gekracht war und dabei die Fernseherkollektion zur Strecke gebracht hatte. Das Feuer würde bald auch ins Hinterzimmer vordringen. Lissie hoffte inständig, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei Bewusstsein sein würde.
    Denk nach, Lissie. Mit fast übermenschlicher Kraft zwang sie sich, ihre Panik auszublenden, damit ihr Verstand wieder funktionierte. Gewählte Nummern. Sie hatte doch erst gestern Pavarotti und die Polizei mit dem Handy angewählt, die Nummern müssten noch abrufbar sein. Schon fast nicht mehr bei Bewusstsein, scrollte sie zur letzten gewählten Nummer im Telefonspeicher, drückte auf OK und betete, jemand möge abnehmen.
    Ihre Atmung ging stoßweise. Der Rauch hatte sich mittlerweile in dem gesamten Raum ausgebreitet. Ihr blieben nur noch ein paar Minuten. Eigentlich war es schon nicht mehr wichtig. Sie merkte, wie ihre Widerstandskraft schwächer wurde.
    Sie hustete und keuchte, kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, da quakte eine Männerstimme in ihr Ohr. »Emmenegger, Polizei Meran.«
    »Beim Aschenbrenner brennt’s«, brachte Lissie noch heraus. Dann fiel sie in Ohnmacht. Sie hörte nicht, dass sich die Tür öffnete und jemand in den Raum stolperte. Sie spürte auch nicht mehr, wie sie an ihrem linken Fuß durch den von herabgestürzten Holzbohlen verwüsteten Laden gezerrt wurde, mitten durch die Flammen, die auf dem Linoleum züngelten, bis sie schließlich im Freien lag. Wie ein angesengtes und löchriges Altkleiderbündel, das man auf die Straße geworfen hatte.
    * * *
    »Was stinkt denn da so verbrannt?« Statt in sein Büro zu gehen, bog Pavarotti vom Flur in den Einsatzraum ab, aus dem der Brandgeruch zu kommen schien. Er marschierte auf das große Fenster an der Schmalseite des Raums zu, das weit offen stand. Vor einer Stunde hatte er es aufgerissen, damit Emmeneggers Knoblauchatem nach draußen abziehen konnte.
    Pavarotti lehnte sich hinaus. Linker Hand, auf der Galileistraße in Richtung Bahnhof, sah er aus einem der Häuser dunklen Rauch aufsteigen. Unten auf dem Kornplatz waren Leute stehen geblieben und blickten in Richtung Galileistraße. Ein junger Mann im Anzug, offensichtlich ein Bürohengst, schaute nach oben, entdeckte Pavarotti und fing an, wild zu gestikulieren.
    Wahrscheinlich war die Feuerwehr bereits alarmiert. Trotzdem, man konnte nie wissen. Pavarotti war gerade im Begriff, Emmenegger Order zu geben, den Brand zu melden, da merkte er, dass der bereits mit dem Telefonhörer in der Hand am Schreibtisch stand.
    »Commissario, das war komisch eben. Eine Frau hat angerufen. Sie hat nur gesagt: ›Beim Aschenbrenner brennt’s.‹ Das war’s. Sie hat aber gar nicht aufgelegt. Hören Sie sich das mal an!«
    Emmenegger hielt Pavarotti den Hörer ans Ohr. Er vernahm ein Krachen, dann ein Knistern. Und dann polterte es noch einmal.
    Plötzlich wurde Pavarotti klar, was das war.
    »Scheiße, verfluchte!«, schrie er. »Die Frau, die da angerufen hat, die ist in dem brennenden Haus drin! Kommen Sie!«
    Pavarotti packte den widerstrebenden Emmenegger am Ärmel und zog ihn zur Treppe. Irgendwie schaffte er es trotz seiner Fettleibigkeit, zwei Stufen gleichzeitig zu nehmen. Als sie draußen auf der Straße ankamen, hörte Pavarotti das Martinshorn. Die Sirene wurde immer lauter. Die Feuerwehr musste jede Sekunde um die Ecke biegen. Trotzdem setzte sich Pavarotti in Bewegung. Zuerst lief er, immer schneller. Dann rannte er.
    * * *
    Blaues Licht. Überall war blaues Licht. Es huschte über ihr Gesicht, drang zwischen ihren Wimpern in ihre Augen vor und kitzelte sie in der Nase. Es war fast so intensiv wie Sonnenstrahlen, aber kalt.
    Sie hörte laute Geräusche. Eigentlich war es sogar ein infernalischer Lärm, der in ihrem Kopf widerhallte. Schrille Stimmen, viele hastige Schritte, Metall auf Metall, immer wieder lautes Rauschen. Sie war aber zu benommen, um darüber nachzudenken. Schrecklich müde. Lissie versuchte sich zu bewegen, aber es gelang ihr nicht. Sie war doch nicht etwa tot, oder doch?
    Aber dann passierte etwas mit ihr. Sie merkte, dass sie sich ruckelnd von der Stelle bewegte. Wieder kitzelte sie das Licht in der Nase. Widerstrebend schlug sie die Augen auf und blickte in Pavarottis Gesicht.
    Lissie versuchte zu lächeln, gab es aber auf, weil ihre Lippen zu sehr brannten, wenn sie sie auseinanderzog. Sie schloss die Augen wieder und

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