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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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auf den fein gemeißelten, geradezu klassischen Gesichtszügen. Dunkle Augen unter Wimpern, die für einen Mann ungewöhnlich lang und seidig waren, schauten in die Kamera, melancholisch, als ahnten sie, dass Schlimmes bevorstand.
    »Was machen Sie da?« Eine scharfe Stimme ließ Lissie herumfahren. Als sie sah, wer da plötzlich in der Eingangstür stand, wollte sie schon freudig lächeln, denn sie erkannte in dem Mann den geschichtlich sattelfesten Peter wieder, ihre Bekanntschaft aus der Stadtbücherei.
    Doch dann gefror ihr das Lächeln auf den Lippen. Ihr Blick flackerte zwischen dem Foto und dem Mann hin und her, und einen Moment lang glaubte sie, eine gealterte, verbitterte Ausgabe des dritten Jungen auf dem Foto vor sich zu sehen. Aber das konnte nicht sein, dafür war Peter – es musste sich um den Ladenbesitzer handeln – viel zu jung. Lissie erkannte plötzlich, dass auch er früher sehr gut ausgesehen haben musste. Doch jetzt spannte sich die Haut gerötet und ausgelaugt über den Backenknochen. Tief eingekerbte Linien säumten seine Mundwinkel.
    In Lissie stieg eine Ahnung hoch, wen Emil Felderer an die italienischen Behörden verraten hatte, nachdem er mit Luis Loipfertinger fertig gewesen war.
    »Das ist Ihr Vater dort auf dem Foto, richtig? Wurde der auch von Emil Felderer verraten, genauso wie der Luis Loipfertinger?«, entfuhr es ihr.
    »Ja, das war mein Vater! Er ist tot«, stieß Peter Aschenbrenner hervor. »Bestialisch gequält und ermordet von diesen italienischen Henkersknechten. Ich habe ihn geliebt. Ich war erst elf Jahre alt, als sie ihn umgebracht haben!«
    Die Augen von Peter Aschenbrenner glühten. »Sein bester Freund hat’s getan, Emil, dieses Schwein. Für Geld hat er ihn verkauft, und unsere Sach gleich mit.«
    In Lissies Magen bildete sich ein Kloß, der schnell wuchs. So, wie der Mann aussah und redete, war der bestimmt nicht mehr normal.
    »Viele wollen heute vergessen, was damals passiert ist. Ich hab nie vergessen und denk jeden Tag daran. Die Schuld muss bezahlt werden!«, geiferte Peter Aschenbrenner.
    »Sie waren es, Sie haben den Alten erschossen!«, rief Lissie und bereute es sofort. Was machte sie da? Der Mann war nicht nur irre, der war gefährlich. Lissie wich einen Schritt zurück. Konnte man mit dem überhaupt noch vernünftig reden? Sie musste es versuchen.
    »Am besten stellen Sie sich, dann wird es bestimmt besser für Sie ausgehen. Commissario Pavarotti findet es ja sowieso heraus«, sagte sie, merkte aber sofort, wie wenig überzeugend sie klang.
    »Commissario Pavarotti, der Ahnungslose«, höhnte Aschenbrenner. »Der findet gar nichts raus. Ich red sowieso nicht mit der italienischen Polizei. Ich red nicht mit Henkersknechten und Söhnen von Henkersknechten. Glauben Sie, ich weiß nicht, welche Rolle der alte Pavarotti damals gespielt hat?«
    Lissie ging auf, dass Aschenbrenner in dieser Angelegenheit keinen Unterschied zwischen den Generationen machte. Wahrscheinlich hatte er in seinem überbordenden Hass angefangen, alle auszumerzen, die von der Familie Felderer noch übrig waren. Den Sohn und dann den Vater.
    Bevor Lissie reagieren konnte, hatte Aschenbrenner die Ladentür abgesperrt. »Sehr unklug von Ihnen, allein herzukommen. Vielleicht sind Sie doch nicht so schlau, wie Sie glauben.« Er griff in die Jackentasche und hielt plötzlich eine Pistole in seinen zarten Händen. »Kirchrather hat mir erzählt, dass Sie Ihre dürre deutsche Nase in unsere Sachen stecken«, sagte Aschenbrenner mit einem unangenehmen Lächeln. »Ich hab mir schon gedacht, dass Sie sich von seinem Manöver nicht davon abbringen lassen, weiter herumzuschnüffeln. Na, das haben Sie jetzt davon.«
    Währenddessen war Aschenbrenner hinter den Tresen getreten und hatte das Bild wieder an seinen Platz zurückgehängt. Die Pistole hielt er weiter auf Lissie gerichtet. »Umdrehen!«
    Lissie blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung Folge zu leisten. Die Waffe schmerzhaft im Kreuz, stolperte sie in eine kleine, fensterlose Kammer.
    »Das Licht lasse ich Ihnen an, dann können Sie Ihre Bildung vervollständigen. Sie werden allerdings nicht mehr lange etwas davon haben«, kicherte Aschenbrenner und drehte den Schlüssel im Schloss um.
    Als Lissie den Raum in Augenschein nahm, musste sie würgen. Sie gratulierte sich, dass sie auf ein ausgedehntes Frühstück verzichtet hatte. Eine Wand der Rumpelkammer wurde fast vollständig von einer Großaufnahme in einem schwarzen Holzrahmen

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