Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
nebensächlichen Bemerkung hatte er sie zum Reden gebracht! Den Trick musste er sich merken.
    Die Frau starrte ihn an. Ihr Gesicht war nichts Besonderes. Blonde, farblos wirkende Haare, helle Haut mit ein paar Sommersprossen. Außerdem war sie etwas pausbackig, wie eine Zehnjährige. Aber die Augen waren eine Wucht: rehbraun, mit leicht goldenem Schimmer. Pavarotti liebte rehbraune Augen.
    »Wegen der Kaiserkronen. Die halten Wühlmäuse ab. Vergessen Sie’s«, murmelte er und beugte sich vor. »Ich muss Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen, Frau Felderer.«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder unbeteiligt. Sie nickte.
    »Wann haben Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern morgen, beim Frühstück. Er hat eine Semmel gegessen, Kaffee getrunken und ist aus der Tür.«
    »Wohin?«
    Sie zuckte die Schultern. »Was weiß ich. Irgendwelche Geschäfte halt. Er war mir keine Rechenschaft über sein Tun und Lassen schuldig.«
    Pavarotti atmete tief ein. Das Phlegma der Frau machte ihn ungeduldig und ärgerlich. »Frau Felderer, unter Eheleuten ist es doch wohl üblich, dass man sich hin und wieder mitteilt, wohin man geht und was man macht. Zumindest stelle ich mir die Ehe so vor. Aber vielleicht irre ich mich auch, ich bin ja nicht verheiratet. Also noch mal: Welchen Geschäften ist Ihr Mann nachgegangen?«
    Felderer senior schaltete sich ein. »Bitte nehmen Sie doch Rücksicht auf die Trauer meiner Schwiegertochter. Über unsere geschäftlichen Aktivitäten kann ich Ihnen ohnehin besser Auskunft geben als Louisa. Mein Sohn ist vor einem Jahr in die Geschäftsführung unseres Familienbetriebes eingetreten, ich bin aber ebenfalls Geschäftsführer geblieben und habe ihn beraten.«
    »Ihre Familie betreibt Hotel- und Restaurantbetriebe. Außerdem vermieten und verpachten Sie Gewerbeflächen in Meran, so viel weiß ich bereits«, fuhr Pavarotti ungerührt fort. »Könnte sich Ihr Sohn bei der Vielzahl dieser geschäftlichen Aktivitäten Feinde gemacht haben?«
    Emil Felderer lächelte verkniffen. »Kann schon sein. Mein Sohn war in letzter Zeit mit dem VEMEL , das ist der Verband des Meraner Laubeneinzelhandels, ziemlich über Kreuz. Denen hat nicht gepasst, dass er verstärkt an italienische Lederketten vermietet hat. Die hat Karl zu Recht als ertragskräftigere und für uns wesentlich risikoärmere Mieter eingeschätzt als den Meraner Facheinzelhandel. Er hatte gerade wieder einen neuen Interessenten aus Mailand für eine große Verkaufsfläche in den Lauben an der Hand. Karl legte recht wenig Wert auf die Meinung anderer und besaß kein diplomatisches Geschick, dadurch hat sich der Streit mit dem Verband natürlich verschärft.«
    »Was hatte dieser Verband gegen die Geschäftsstrategie Ihrer Familie denn einzuwenden? Ihr Sohn war doch sicherlich auch selbst Mitglied in dem Verband«, fragte Pavarotti interessiert nach. Gleichzeitig versuchte er seinen aufkeimenden Enthusiasmus zu zügeln. Es wäre zu schön, gleich bei der ersten Befragung auf ein mögliches Motiv zu stoßen.
    »Ja klar, wir sind Mitglied. Karl hatte sogar den Vorsitz«, gab der Alte zurück und zuckte dabei die Schultern. »Das hat seine Verbandskollegen nicht gehindert, unsere Vermietungspolitik zu kritisieren. Angeblich würden wir die Lauben damit kaputt machen. Es stimmt schon, das Erscheinungsbild der Innenstadt hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert.« Felderer pausierte kurz, um die Wollweste, die er trug, zuzuknöpfen. »Aber die Weltuntergangsszenarien, mit denen der VEMEL auf die Vermietungspläne meines Sohnes reagiert hat, halte ich für reichlich übertrieben. Pure Wichtigtuerei.« Felderers Stimme klang abschätzig, darüber hinaus schwang keine Gefühlsregung mit.
    Pavarotti ging durch den Kopf, dass der Alte hier ungerührt über Verbandspolitik palaverte, während ein paar hundert Meter entfernt sein toter Sohn mit eingeschlagenem Schädel in seinem eigenen Urin lag. Dieses Verhalten musste nichts bedeuten, so viel war Pavarotti klar. Menschen reagierten auf eine schreckliche Nachricht eben ganz verschieden. Eigentlich konnte ihm ein Zeuge wie der Alte, der sich an die Fakten hielt und nicht herumlamentierte, nur recht sein. Trotzdem fühlte sich Pavarotti von dem emotionslosen Gehabe des Menschen abgestoßen.
    Mehr als der Verlust, den er gerade erlitten hatte, schien die Uneinsichtigkeit irgendwelcher Vereinsmeier an Felderer zu nagen. »Die Touristen bleiben nicht weg, weil sich ein oder zwei weitere große

Weitere Kostenlose Bücher