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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Ledergeschäfte und Textilfilialisten in den Lauben ansiedeln!«, versetzte der Alte in scharfem Ton. »Viele kleine Geschäfte haben einfach auf Dauer keine Überlebenschance. Sollen die Läden dann leer stehen? Ist das besser? Ein gut gehendes Geschäft, dessen Waren sich der Durchschnittstourist leisten kann, ist ja wohl immer noch attraktiver als heruntergelassene Rollos und ausgestorbene Laubenabschnitte, die dann zwangsläufig verkommen!«
    »Lässt sich so ein Streit denn nicht beilegen, indem man vernünftig miteinander spricht und einen Kompromiss findet?«, fragte Pavarotti. »Die Meinung Ihres Sohnes hatte doch mit Sicherheit Gewicht im Verband. Er war ja schließlich der Vorsitzende.«
    »Das stimmt schon. Aber mein Sohn war ein ziemlicher Sturschädel. Außerdem hat er gerne Machtspielchen gespielt. Es hat ihm gefallen, wenn er seine Verbandskollegen vorführen und seine finanzielle Überlegenheit demonstrieren konnte. Auf der anderen Seite haben ihm die anderen seinen Erfolg geneidet.« Felderer grinste humorlos. »Da war denen natürlich jedes Mittel recht, ihm Steine in den Weg zu legen.«
    Pavarotti gewann langsam den Eindruck, dass Emil Felderer seinen Sohn nicht besonders gemocht hatte. Außerdem passte da etwas nicht so ganz zusammen. »Wenn Ihr Sohn so geschäftstüchtig war, wie Sie sagen«, hakte er ein, »wieso haben Sie sich in Ihrem Alter dann nicht längst aus dem Geschäft zurückgezogen?«
    Felderer antwortete nicht gleich, sondern begann, sich an einer chromglänzenden Espressomaschine zu schaffen zu machen, die auf der Anrichte stand. Geschickt eingefädelt, dachte Pavarotti mit widerwilligem Respekt. Seine Frage hatte den Alten offenbar überrascht, und der hatte sich mit dem Manöver ein bisschen Zeit erkauft.
    Als der alte Mann neben ihn trat, um eine dampfende Tasse aus hauchdünnem Porzellan auf den kleinen Couchtisch zu stellen, stieg Pavarotti neben dem Kaffeedunst noch etwas anderes in die Nase. Schwacher Pfefferminzgeruch. Er schaute hoch in das gerötete, hagere Gesicht. Hatte der Alte getrunken? Deswegen das offene Fenster, um Alkoholschwaden aus dem Zimmer zu lassen?
    »Ich hatte Ihnen eine Frage gestellt«, sagte Pavarotti, obwohl er wusste, dass Felderer die Antwort inzwischen längst parat hatte.
    »Ich verfüge über ein exzellentes Netzwerk in der Südtiroler Medienszene sowie in den politischen Gremien«, lächelte Felderer. »Diese Kontakte habe ich bei Bedarf für unsere Familie genutzt.«
    »Und warum haben Sie dann nicht an Ihren Strippen gezogen, um Ihren Sohn im Streit mit den Einzelhändlern zu unterstützen?«
    Emil Felderer verzog das Gesicht. »Man darf das Netzwerk nicht überstrapazieren. So wichtig war die Sache auch wieder nicht. Karl wäre allein damit fertig geworden. Er hatte schon einen Plan parat. Jedenfalls hat er so eine Andeutung gemacht.« Der Alte strich sich mit der Hand über die Stirn, auf der trotz der Kälte ein paar Schweißtropfen aufgetaucht waren, und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    »Und wie sah dieser Plan aus?«
    Felderer senior zuckte mit den Schultern und drehte sein Gesicht dem Fenster zu. »Ich weiß es nicht. Wir hatten keine Gelegenheit mehr, darüber zu sprechen.«
    Für wie blöd hält der mich eigentlich, dachte Pavarotti. »Mit welchen Verbandsmitgliedern war Ihr Sohn denn ganz besonders über Kreuz?«
    Felderer zog eine abschätzige Grimasse. »Mit diesem alten Schatzmeister, Kirchrather heißt der. Der hat Karl nie leiden können. Hält sich für den Königsmacher im Verband, obwohl er bloß eine verstaubte Buchhandlung und ein paar Kontakte zur hiesigen Finanzprominenz hat. Mit den paar Kröten von lokalen Banken kommt Meran aber ganz bestimmt nicht weit! Und dann natürlich der Niedermeyer, der eitle Wichtigtuer ist schon eine ganze Weile hinter Karls Posten im Verband her. Mein Gott, ein Schuster als Verbandschef, völlig absurd! Und ein Schuster ist und bleibt er, auch wenn sein Laden ganz gut läuft zurzeit.«
    Pavarotti nickte nachdenklich und notierte sich die beiden Namen auf der Papierserviette, die ihm der Alte mit dem Kaffee gebracht hatte. »Letzte Frage, Herr Felderer, dann lasse ich Sie und Ihre Schwiegertochter für heute in Ruhe. Wo finde ich die italienischen Geschäftspartner, mit denen Ihr Sohn verhandelt hat?«
    Felderer legte seine Stirn in Falten, als ob er kurz überlegen würde. »Ich merke gerade, dass Karl mir gar nicht gesagt hat, um wen es dabei geht. In das Miet- und Pachtgeschäft war ich

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