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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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ebenfalls nein.«
    Lissie verengte die Augen und starrte ihn an. Sie hatte keine Ahnung, was sie von ihm halten sollte.
    »Schluss jetzt mit dem sinnlosen Geplänkel«, kam es von der anderen Tischseite. »Nun erzählen Sie mir schon von Ihrem Tête-à-Tête mit Karl Felderer! Sind Sie mit ihm ins Bett gegangen?«
    Lissie fuhr hoch wie von einer Hornisse gestochen. Plötzlich war sie nüchtern und hellwach. »Wie bitte? Was geht Sie das überhaupt an? Und warum interessiert sich die Kripo, falls Sie diesem Verein wirklich angehören sollten, für den Herrn?«
    »Antwort auf Frage zwei: Karl Felderer wurde ermordet«, versetzte Pavarotti. »Antwort auf Frage eins ergibt sich aus Antwort zwei. Und jetzt bitte ein paar Informationen!«
    Schockiert zuckte Lissie zusammen. Sie war überrascht, wie betroffen sie die Nachricht machte, obwohl sie den Mann nicht sehr gemocht hatte. Wahrscheinlich war es einfach die Tatsache, dass Karl Felderer mit seinem übertrieben selbstbewussten, arroganten Gehabe so voller Saft und Kraft gewirkt hatte, und sein Geflirte und Geplauder am Ende doch unterhaltsam gewesen war.
    Pavarotti beäugte sie kritisch. »Hat Felderer Sie etwa abblitzen lassen, und Sie ertränken gerade Ihre Abfuhr in einem schlechten Roten?« Er stupste mit einem Finger gegen ihr Weinglas und schwang sich dann elegant, als seien seine Pfunde nur eine optische Täuschung, auf die Bank ihr gegenüber. Sein schmales Gesicht mit den etwas unregelmäßig geformten Lippen wirkte auf Lissie, als würde es über den Fettmassen schweben und ein Eigenleben führen.
    Lissie wurde immer saurer auf diesen unförmigen Provinzbullen, dem es egal zu sein schien, ob er auf ihren Gefühlen herumtrampelte oder nicht. Gerade wollte sie den Mund zu einer wütenden Replik öffnen, da sah sie, wie sich seine Lippen zu einem ironischen Lächeln verzogen. Er hatte sie ganz bewusst in Harnisch bringen wollen, um sie aus der Reserve zu locken.
    »Ziehen Sie doch jetzt bitte Ihre Stacheln wieder ein und erzählen mir einfach, wie das mit Felderer gewesen ist. Die Hochleitnerin hat mir gesagt, dass Sie gestern Nachmittag mit ihm herumgeflirtet haben«, sagte Pavarotti, diesmal in sachlichem Ton.
    Lissie verfluchte ihr permanentes Mitteilungsbedürfnis. Warum war sie bloß heute Morgen beim Frühstück so redselig gewesen? Es war unnötig gewesen, ihrer Wirtin von dem Zusammentreffen mit Karl Felderer zu erzählen. Aber als sie mitbekommen hatte, dass ihr Enkel auf diesen Felderer wartete, war es ihr einfach so herausgerutscht. Lissie seufzte lautlos. Warum ließ sie sich immer so leicht provozieren? Na warte. Der Spieß ließ sich ja auch umdrehen.
    »Wenn Karl Felderer wirklich ermordet worden ist, warum kommen Sie da als Erstes zu mir? Ich habe ihn ja praktisch überhaupt nicht gekannt! Wenn das Ihre Ermittlungsstrategie sein soll, dann haben Sie sicher eine tolle Aufklärungsrate«, schoss Lissie.
    Zu ihrem Missvergnügen gelang es Pavarotti, ihren Giftpfeil abzufangen. »Wir müssen rekonstruieren, was Karl Felderer gestern Nachmittag gemacht hat und mit wem er sich getroffen hat. Außerdem ist es wichtig zu wissen, in welcher Stimmung er war. Und das erfährt man am besten von einer objektiven Person, die mit den Hiesigen nichts zu tun hat. Außerdem schweigt man sich hier Italienern gegenüber grundsätzlich aus. Nicht besser wird’s dadurch, dass ich für eine Südtiroler Behörde arbeite. Eher schlimmer.« Pavarotti begann, den Rücken seiner klassisch geformten Nase zu massieren. In Lissie keimte der Verdacht auf, dass der Mann ganz gewaltig unter Stress stand.
    »Ich bin in Bozen stationiert. Und Bozen ist für die Meraner schon fast so italienisch wie Mailand.« Er seufzte und guckte sie aus seinen dunklen Augen verständnisheischend an. »Die würden wahrscheinlich sogar einer Touristin mehr erzählen als mir.«
    Einer Touristin mehr erzählen? Die Worte schwebten durch Lissies Kopf wie Seifenblasen, zitterten leicht und setzten beim Zerplatzen einen Gedanken frei. Während sie den Kommissar beobachtete, der immer noch an seinem Nasenrücken herumrieb, nahm die Idee Gestalt an. Lissie wurde ganz aufgeregt und fühlte sich auf einmal seltsam beschwingt. Der Dicke hatte recht, es könnte funktionieren. Lissie erinnerte sich, wie sie sich in diesen magischen Sommern damals wie selbstverständlich unter die Einheimischen gemischt hatte. Eigenartigerweise war sie in Meran nie als Fremde behandelt worden. Die meisten hatten bloß gegrinst,

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