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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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keinen Blödsinn erzählt hatte, dann war diese Lissie von Spiegel aus Frankfurt am Main irgendwas Tolles in der PR -Branche. Dass die reden konnte, hätte er aber auch so gemerkt. Ob sie es vielleicht doch draufhatte, die Leute auszuhorchen, bevor die es richtig mitkriegten?
    Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, ob er sich ihre Fähigkeiten vielleicht doch zunutze machen sollte, ließ ihn aber gleich wieder fallen. Abgesehen davon, dass Laien in einer Mordermittlung nichts zu suchen hatten, würde sich der Kontakt zu der Frau zu einem permanenten Spießrutenlauf für ihn auswachsen. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass die Dame beschlossen hatte, ihm seine Al-Pacino-Masche mit einer gründlichen Musterung seiner Figur heimzuzahlen. Vermutlich hatte sie im Stillen jedes Gramm von ihm einzeln abgewogen und analysiert. Er dachte doch wohl nicht ernsthaft daran, sich diesen boshaften Blicken freiwillig auszusetzen?
    Mit einem Ruck stieß Pavarotti die Duschtür auf, zog den Bauch ein, so gut es ging, und schob sich seitlich in die Kabine. Er drehte das Wasser auf und beobachtete, wie die Rinnsale über seine Brust liefen, den Bauch erklommen und dann aus seinem Gesichtsfeld verschwanden. Ich muss endlich abnehmen, dachte er. Wieder einmal versuchte er sich klarzumachen, dass sein Vater seit knapp zehn Jahren tot und aus seinem Leben verschwunden war. Es war höchste Zeit, die alten Geschichten und den Schmerz zu begraben und das eigene Leben zu leben. Aber so einfach war das nicht. Sehr oft hatte er das Gefühl, dass sein Vater noch aus dem Grab versuchte, ihn zu kontrollieren. Pavarotti schnaubte, bekam Wasser in die Nase und musste niesen. Auf einmal fühlte er sich im Kopf freier. Er würde seinem Erzeuger nicht die Genugtuung gönnen, recht behalten zu haben. Nämlich dass er ein Schwächling war. Dafür wollte Pavarotti schon sorgen, koste es, was es wolle.
    * * *
    Katie Renzinger schlug die Beine übereinander. Um das tun zu können, musste sie erst ihre gewaltigen Oberschenkel, die im Schritt wund waren und bis zum Knie hinunter schweißig aneinanderklebten, mit der Hand voneinander trennen. Unter ihrem riesigen Hintern lugte ein zierliches Stuhlbein hervor. Pavarotti fand, dass die Renzingerin einem gigantischen Bratfisch am Spieß ähnelte.
    »Ich hab’s jetzt schon drei Mal erzählt, mehr gibt’s nicht zu erzählen. Ich bin über ihn gestolpert, und das war’s«, knurrte sie.
    Pavarotti wollte schon aufbrausen, doch dann seufzte er nur. »Dann hören wir uns die gleiche Geschichte halt ein viertes Mal an«, sagte er gottergeben. Die Katie Renzinger war dafür bekannt, dass sie sich nicht einschüchtern ließ, und schon gar nicht von Männern. Er würde kein Wort mehr aus ihr herausbekommen, wenn er sich nicht an die Kandare nahm.
    »Manchmal muss man dem Gedächtnis ein wenig Zeit lassen, Frau Renzinger«, flötete er. »Dann fördert es vielleicht doch noch ein paar Einzelheiten zutage.«
    Was unwahrscheinlich ist bei der Frau, da auch ihr Hirn vermutlich bloß aus Fettzellen besteht, dachte er grimmig. Er nahm einen großen Schluck von dem Latte macchiato mit viel Zucker, den er sich von Emmenegger aus der Eisdiele nebenan hatte bringen lassen, und übte sich in Geduld.
    Geräuschvoll schichtete Katie ihre Massen um. »Eure Hauptkommissarin, die hat mich das vor einer Stunde doch alles auch schon gefragt«, sonderte der fleischige Mund schließlich ab.
    Pavarotti fuhr ein furchtbarer Schreck in die Glieder. »Was? Welche Hauptkommissarin, woher kam die? Wie hieß die?« Das Herz setzte ihm aus. Hatte sein Vorgesetzter, ohne ihn zu informieren, eine der Karrieristinnen aus Mailand in Marsch gesetzt, weil er ihn nicht für fähig hielt, die Ermittlungen in diesem Fall zu leiten? Wild stierte er die Renzingerin an, doch die zuckte nur mit den Schultern.
    »Weiß nicht mehr, wie die hieß. Schnüffelt ihr euch jetzt gegenseitig hinterher, oder was? Muss ja eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sein in eurem Verein«, sagte sie genüsslich. Als sie Pavarottis wütenden Blick sah, verzog sie den Mund. »Dünn, schicke Klamotten, das Mundwerk lief wie geschmiert. Die war fix, in fünf Minuten war die mit ihren Fragen durch!« Die Renzingerin wackelte anerkennend mit ihrem Kopf. »Die hat nicht permanent dieselbe Platt’n aufgelegt wie du, sondern hat ihren Job verstanden! Na klar, deswegen ist die ja was Höheres g’worden und du nicht.«
    Pavarotti bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Emmenegger,

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