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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Und jetzt bekomm ich von Ihnen vierzehn Euro und zwanzig Cent.«
    Während Lissie in ihrer Tasche kramte, schossen ihr die Andeutungen der Frau durch den Kopf. Es lohnte sich ganz entschieden, der Sache nachzugehen. Kirchrather, ich komme, dachte sie.
    Ihr fiel ein, dass auch ihr neuer Bekannter Peter etwas über die Gerüchte von früher wissen könnte. Sie beschloss, ihn gleich hier an Ort und Stelle zu befragen. Ein paar Minuten würde die Frau schon noch warten können, bevor sie die Bibliothek für heute dichtmachte.
    Doch als Lissie mit einem säuberlich gelochten Packen kopierter Blätter wieder in den Lesesaal zurückkam, hinter ihr die Bibliothekarin schon in Hut und Jacke, den Schlüsselbund auffordernd in der Hand, da war der Mann namens Peter verschwunden. Lissie wurde plötzlich klar, dass sie nicht einmal wusste, wie der Mann mit Nachnamen hieß. Sie fragte die Frau danach, doch die schüttelte bloß den Kopf und scheuchte Lissie auf die Straße hinaus.
    * * *
    Er war natürlich darauf gefasst gewesen, aber das half ihm trotzdem nicht. Nur mit Mühe kämpfte Pavarotti den Brechreiz nieder, als er mit Hilfe eines Zugangscodes die Eingangstür eines ungepflegten Altbaus in der Lambertistraße öffnete. Es war später Nachmittag. Eine Wandergruppe kam aus der Zufahrt zur Senna-Seilbahn und ging munter plappernd an ihm vorbei. Für die sieht dieser Kasten vermutlich aus wie eine Berufsschule mit Renovierungsstau, dachte Pavarotti. Ein Schild war ja nicht vorhanden.
    Pavarotti vermutete stark, dass seine Übelkeit nicht nur vom stechenden antiseptischen Geruch und von der Vorstellung dessen herrührte, was sich hier abspielte. Ein Treffen mit seiner Schwester verursachte ihm mehr als nur starkes Unbehagen. Es machte ihn richtig krank.
    Er klopfte und stieß die Tür zum Sektionszimmer auf. Der Raum war leer, zum Glück. Wenigstens blieb es ihm erspart, mit Editha während einer Sektion reden zu müssen. Diesen Umstand würde sie allerdings bedauerlich finden, denn alles, was ihm Pein verursachte, war für sie äußerst genussreich.
    Er fand sie in ihrem Büro. Bevor er »Hallo, Editha« zu Ende bringen konnte, scheuchte sie ihn auf den Besucherstuhl und bedeutete ihm mit einer unwirschen Handbewegung, zu schweigen. Es blieb Pavarotti nichts anderes übrig, als zu warten und sich die Einzelheiten der eben durchgeführten Sektion anzuhören, die sie gerade auf Band sprach. Jemand anders hätte das Diktat unterbrochen, dachte er. Nicht so Editha. So kann sie mich doch noch zwingen, die widerlichen Details ihrer letzten Leichenschau zur Kenntnis zu nehmen. Ihr knallrot geschminkter, schmaler Mund bewegte sich kaum, als sie ihre unappetitlichen Ergebnisse herunterratterte. Pavarotti hatte das Gefühl, dass ihre mit viel zu viel Kajal bemalten Augen gierig an seinem Gesicht klebten.
    Ohne Vorankündigung revoltierte sein Magen, und er stürzte aus der Tür. Während er sich in die Toilettenschüssel übergab, musste er an seinen Vater denken. »Heul doch«, hatte der immer gesagt. Weinen gab es nicht im Hause Pavarotti. Vater, was hast du bloß aus uns gemacht, fuhr es ihm durch den Kopf. Ich habe mir immer mehr Fettschichten angefressen, und Editha ist zur alkoholkranken Sadistin mutiert. Gott sei Dank sind die Menschen, an denen sie herumschnitzt, schon tot. Wen quäle ich eigentlich, ohne es zu merken?
    Als er sich das Gesicht gewaschen hatte, kehrte Pavarotti in das Büro seiner Schwester zurück. Jetzt würde es besonders schwer werden, weil er sich ihr entzogen und sie damit um ihr Vergnügen gebracht hatte.
    »Himmel, siehst du grässlich aus«, versetzte seine Schwester, als er wieder auf seinem Stuhl Platz nahm. »Vater hatte ganz recht. Du bist und bleibst ein Schlappschwanz. Wenn du meinen Job hättest, würdest du vermutlich nicht anders können, als abzunehmen. Wie diese Mädels, die Bulimie haben und immer kotzen müssen. Aber deine Besuche hier sind zu selten. So wirst du es wohl nie schaffen, eine Diät durchzuhalten.«
    »Und du kannst die Finger nicht von der Flasche lassen, liebe Editha. Sei froh, dass die Toten es nicht merken, wenn dir nach einer halben Flasche Weißwein in der Mittagspause mal das Messer ausrutscht. Oder ist es jetzt schon eine ganze? Als praktizierende Ärztin säßest du vermutlich schon im Knast oder hättest dich zumindest um deine Approbation gebracht. Bist du dir eigentlich sicher, dass du die Sektionsergebnisse immer korrekt deinen Leichen zuordnest? Im Bozner

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