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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Spiegel.«
    Als er die Tür schloss, sah sie gerade noch, wie das schelmische Lächeln verschwand. Jetzt spiegelte seine Miene unverhüllt sein Misstrauen wider, das die ganze Zeit da gewesen war. Du raffinierter alter Fuchs, dachte sie. Er hatte ihr keine einzige Sekunde geglaubt.
    * * *
    Irritiert schaute Pavarotti zurück zur Ladentür des Geschäfts, das er gerade betreten hatte. Die Türglöckchen hatten doch eben die Melodie der italienischen Nationalhymne gebimmelt, oder hatte er sich da verhört? Nein, unverkennbar. Blechern klangen die Töne noch nach, obwohl die Tür inzwischen wieder geschlossen war. Pavarotti vermutete, dass viele seiner Landsleute das kleine Intermezzo als nette Geste an die Adresse der lieben italienischen Kunden einordneten. Vielleicht hatten sie ja recht damit. Pavarotti glaubte eher, dass sich Niedermeyer damit über diese ungeliebte Kundengruppe lustig machte, während er sie schröpfte.
    Der Laden war leer, mit Ausnahme einer Verkäuferin, die emsig hin und her huschte und Schuhschachteln schleppte. Pavarotti stapfte nach vorn, stellte sich vor und bat sie, den Chef herbeizuschaffen. Die Frau, die bereits bei seinem Erscheinen sichtlich nervös geworden war, fasste sich an den Hals und legte die andere Hand über den Mund. Einige Sekunden vergingen, Pavarotti wartete.
    »Oh, der ist nicht da …«, stammelte sie schließlich.
    Aufmerksam betrachtete der Commissario die Frau. Ein verhuschtes Wesen, Mitte dreißig ungefähr. Ihre Lippen zitterten. Die Maus war in Panik, die Nerven lagen blank. Als sie die Hand an den Mund hob, sah er die abgebissenen Nägel und den gesplitterten Lack. Niedermeyer sollte besser auf das Erscheinungsbild seines Personals achten, dachte er. Die Frau ist ja geschäftsschädigend.
    Laut sagte er: »Wo ist er denn?«
    Die Augen der Verkäuferin irrten im Raum umher und blieben fragend am Glockenspiel über der Tür hängen, als ob von da ein erlösender Einfall zu erwarten sei. Das erste Mal, dass sich ein Südtiroler von der italienischen Nationalhymne einen Ausweg erhofft, dachte Pavarotti sarkastisch.
    »Im Forstbräu ist er, zum Mittag«, kam es schließlich kaum hörbar.
    »Was, um diese Zeit?« Pavarotti schaute auf die Uhr. Es war kurz nach vier am Nachmittag.
    »Ja, wir hatten viel Kundschaft, und dann sind immer wieder Bestellungen per Telefon gekommen, da hat er nicht wegkönnen«, sprudelte die Frau hervor.
    Demonstrativ schaute sich Pavarotti im Laden um. Er war neugierig geworden. Was steckte hinter der Abwesenheit von Niedermeyer, die seine Angestellte so ungeschickt rechtfertigte? Er beschloss, den Mann jetzt gleich beim Forstbräu zu stellen.
    Kurz vor der Tür drehte er sich nochmals um. Fragen kostete nichts. »Ach übrigens, haben Sie den Karl Felderer gekannt?«
    Die Durchschlagskraft seiner Frage hätte nicht größer sein können. Die Verkäuferin stieß einen erstickten Schrei aus, schlug wieder die Hand auf den Mund, diesmal mit einem richtigen Klatscher, und rannte durch einen Seiteneingang aus dem Verkaufsraum. Als ob der Leibhaftige hinter ihr her wäre.
    * * *
    Im Biergarten der Brauereigaststätte Forst war es ruhig. Dies galt nicht nur für kühle Tage wie heute; der Garten bot auch im Sommer, wenn Meran aus allen Nähten platzte, eine ziemlich gute Rückzugsmöglichkeit für die Einheimischen. Kaum ein Tourist verirrte sich hierher, obwohl das Lokal direkt an der Freiheitsstraße lag und meistens gut besucht war.
    Man musste nämlich erst einmal wissen, dass es den Biergarten überhaupt gab. Einer der beiden Zugänge zum Garten führte durch einen kleinen Bogengang, der von der Straße aus wie der Einlass in einen unwirtlichen Hinterhof aussah und die Leute abschreckte. Die zweite Möglichkeit, in den Garten zu kommen, führte durch eine unbeschriftete Tür neben dem Abort, die ein Tourist nur durch puren Zufall öffnete.
    Im Innenhof, der auf allen vier Seiten von Mauern begrenzt und deswegen besonders windgeschützt war, hatte sich nur eine Handvoll Gäste niedergelassen. Das Forst war keine Gaststätte für den Nachmittag. Erst in zwei Stunden, wenn die Kassierer der nahen Risparmio hier ihr wohlverdientes Bier tranken und auch andere Angestellte ihren Feierabend einläuteten, würden die Eisenstühle an den grünen runden Holztischen schlagartig besetzt werden.
    Die Gutsituierten gingen ganz nach hinten durch und nahmen auf eleganteren Flechtstühlen an weiß gedeckten Tischen Platz. Hier wurden teurere Fisch- und

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