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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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…?«
    »Unwichtig.« Es gelang ihm nicht, Mitleid für die Frau aufzubringen, auch wenn sie wieder zu plärren begonnen hatte. Er wartete, bis sich Greta Niedermeyer geräuschvoll die Nase geputzt hatte. »Also. Was war jetzt im Safe?«
    »Nur irgendwelche Papiere, ich hab nicht genau hingeschaut, mir ging’s ja bloß um die Fotos«, jammerte die Niedermeyer. »Da war irgendein Schriftstück, das mit einem Geschäftshaus in den Lauben zu tun hat, glaub ich. Aufgefallen ist mir nur, dass Karls Unterschrift drunter war.« Sie stutzte plötzlich. »Was macht so was eigentlich in unserem Safe?«
    Während sie palaverte, hatte sie ein Holzpaneel der Bibliotheksrückwand aus seiner Verankerung genommen und vorsichtig auf den Tisch gelegt. Ein kleiner, in die Wand eingelassener Stahlsafe mit einem primitiven Schlüsselloch kam zum Vorschein.
    Der Commissario trat neben die Frau und hielt die Hand auf. Nachdem sie umständlich in ihrer Handtasche gefummelt hatte, reichte Greta ihm wortlos einen Schlüssel mit altmodischem Bart. Himmel, was für ein uraltes Modell. Das Schloss krächzte, als er den Schlüssel drehte. Im Erdgeschoss hätte der Safe völlig bizarr gewirkt.
    Sein Innenleben machte ebenfalls nicht viel her. Auf dem Safeboden lagen lediglich ein paar Blätter, die Pavarotti herauszog.
    Nicht das, was er erhofft hatte, aber interessant. Überschrieben war das Schriftstück mit »Letter of Intent«. Das sagte Pavarotti nichts, aber als er weiterlas, merkte er, dass es sich um eine Art Vorvertrag zum Kauf einer Lauben-Immobilie handelte. Vertragsparteien waren der bisherige Eigentümer Karl Felderer und die Topolini-Gruppe als Erwerberin. Die Adresse der fraglichen Immobilie, Laubengasse 22, kam Pavarotti vage bekannt vor. Er nahm sich vor, zu überprüfen, um welches Haus es da ging.
    Das Papier, das er in der Hand hielt, war bestimmt nicht das Original, sondern sah nach einem Computerausdruck aus. Ihm kam zu Bewusstsein, das Greta Niedermeyer eben die richtige Frage gestellt hatte: Was machte die Kopie eines Vertrags, in den Niedermeyer überhaupt nicht involviert war, in seinem Safe?
    Es war wirklich höchste Zeit, Topolini junior auszuhorchen. Der Mann hatte schließlich mit Pavarottis Hauptverdächtigem in der Renzinger Weinstube einen gehoben. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er aus dem jungen bestimmt mehr Informationen als aus dem alten Topolini herausholen. Auf einmal bekam Pavarotti ein flaues Gefühl in der Magengrube.
    Wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er diese Befragung bislang hinausgeschoben. Denn wenn der junge Italiener Klaus Niedermeyer ein hieb- und stichfestes Alibi für den gesamten Abend verschaffte, stand Pavarotti wieder mit leeren Händen da. Er grunzte. Der Freitagabend näherte sich mit Riesenschritten. In ein paar Stunden würde Niedermeyer sowieso putzmunter aus der Zelle herausspazieren, und er konnte nur dann etwas dagegen unternehmen, wenn er in der Lage war, dem Richter handfeste Beweise vorzulegen.
    Wenigstens konnte er sich die Befragung von Topolini so angenehm wie möglich machen. Dieser Knabe spielte doch Golf, oder nicht? Pavarotti beschloss, sich mit ihm zu einer Golfrunde im Club Lana zu verabreden. Ein bisschen frische Luft konnte nichts schaden, außerdem traute ihm der junge Italiener wegen seiner Figur bestimmt nicht viel zu. Vorteil für Pavarotti. Er verzog die Lippen zu einem wölfischen Grinsen. Nach den ersten paar Löchern dürfte der junge Mann so aus dem Konzept sein, dass er kaum noch auf das achtete, was er daherplapperte.
    Pavarotti schaute aus dem Fenster im ersten Stock und sah, dass Emmenegger eingetroffen war. Widerwillig bewegte sich Pavarotti in die arktische Zone im Erdgeschoss, um den Sergente in Empfang zu nehmen.
    »Emmenegger, bitte den Schreibtisch von Klaus Niedermeyer im ersten Stock ausräumen, den Inhalt in Kisten packen und zur Überprüfung zum Kornplatz schaffen«, befahl er. »Ich warte draußen im Wagen auf Sie.«
    Emmenegger nickte stumm und machte sich an die Arbeit, nicht ohne Greta Niedermeyer, die empört um ihn herumhühnerte, einen unterkühlten Blick zuzuwerfen. Bewundernd beobachtete der Commissario, wie schnell sich sein Untergebener dem Eisweiß-Klima im Wohnzimmer anpasste. Bei Greta jedenfalls wirkte es, sie schob schleunigst in ihre Privatgemächer ab.
    Als Pavarotti im Wagen saß und eben seine Verabredung mit Topolini junior getroffen hatte, kam Emmenegger kistenschleppend aus dem Haus. Pavarotti grinste.

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