Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Gehäuse mit Anschlusssockeln, die es mit mehr faseroptischen Kabeln verbanden, als die Performance-Spezifikationen eigentlich gestatteten. Dudley hatte schon seit einer ganzen Weile vor, das Array endlich upzugraden.
»Sie haben den Speicher gelöscht«, erklärte der leitende Beamte der Spurensicherung. »Deshalb reagiert das Array auch nicht mehr.«
»Meinen Speicher gelöscht?«
»Ja. Alles. Managementprogramme, Dateien, einfach alles. Alles verschwunden. Wahrscheinlich haben die Diebe es in ihre eigenen Speicher übertragen. Ich hoffe doch, Sie haben Backups angefertigt.«
»Sicher.« Dudley schaute sich in seinem Arbeitszimmer um, während er sich an dem OCTattoo hinter seinem Ohr kratzte. »Größtenteils jedenfalls. Ich meine, schließlich ist es nur ein Haus-Array.«
»Hatten Sie irgendetwas Wertvolles dort abgespeichert, Sir? Ich meine Ihre Arbeit und das alles?«
»Ein Teil meiner Arbeit war dort, aber ich würde ihn nicht als wertvoll bezeichnen. Astronomie ist kein Gebiet, auf dem es Geheimnisse gibt.«
»Hm. Nun ja, vielleicht sollte es ein Erpressungsversuch werden. Vielleicht hat jemand nach etwas Inkriminierendem gesucht, um Sie unter Druck zu setzen. Sie wären überrascht, was alles im Memorycache eines Arrays hängen bleibt, Daten, die schon Jahre alt sind. Wer auch immer die Einbrecher waren, das alles haben sie nun in ihrem Besitz.«
»Es gibt aber nichts, das mich inkriminieren könnte. Ich meine, mit Ausnahme vielleicht von ein paar verspätet bezahlten Rechnungen oder einer Hand voll Strafzetteln, weil ich manuell und zu schnell gefahren bin – aber wer hat das nicht?«
»Nichtsdestotrotz, Sir, Sie stehen im Rampenlicht. Es wäre keine schlechte Idee, über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nachzudenken. Außerdem sollten Sie nach dieser Sache all ihre Zugangsdaten ändern.«
»Natürlich, Sie haben Recht.«
»Wir werden die zuständige Wache informieren«, sagte Constable Brampton. »Sie werden in Zukunft Ihr Haus in die Streifenfahrten einschließen.«
»Danke sehr.«
»Sind Sie ganz sicher, dass sonst nichts fehlt?«
»Ja. Mir fällt jedenfalls nichts auf.«
»Nun, wir werden nach DNS-Spuren suchen und versuchen, den Wagen zurückzuverfolgen. Doch es sieht so aus, als wären hier Profis am Werk gewesen. Falls sich in Ihrem Array tatsächlich nichts Inkriminierendes befand, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass nichts mehr passiert.«
Acht
Gleich nachdem das Meeting des Commonwealth ExoProtectorate Council mit seiner einstimmigen Entscheidung, ein Raumschiff zum Dyson-Paar zu entsenden, geendet hatte, entschuldigte sich Ozzie Fernandez Isaac und nahm den Aufzug zur Lobby hinunter. Draußen herrschte ein warmer Frühlingstag, und nur noch ein paar vereinzelte schmutzige Schneehaufen tauten in den Rinnsteinen, wo die CivicServiceBots sie hingeräumt hatten. Ozzie ging die Fifth Avenue hinunter. Nur wenige Menschen waren auf dem breiten Bürgersteig unterwegs. Es gab keine Straßenverkäufer mehr, an die er sich aus der Zeit vor zwei Jahrhunderten erinnern konnte, keine Hotdogstände an jeder Kreuzung, keine T-Shirt-Verkäufer, keine Stände mit quasi-legaler OEM-Software, keine Sensepimps mit Porno-Memorys. Das wäre heute zu unaufgeräumt gewesen, zu niedrig im Niveau für die Stadt und ihre kultivierten Einwohner. Heutzutage beherrschten malerische Shops und Boutiquen in den Geschäftsräumen der Erdgeschosse eines jeden Wolkenkratzers das Straßenbild, die alle möglichen Dinge von jedem Planeten im Commonwealth anboten – alles so merkwürdig wenig verlockend.
Soweit es Ozzie betraf, war das traurig, ein Niedergang. Man konnte eine Megastadt wie New York nicht aufpolieren, ohne ihre ursprüngliche Qualität zu zerstören, die Dynamik und die schmuddeligen Ecken, die sie zu einem so aufregenden Ort zum Leben gemacht hatten. Trotz der noch immer beeindruckenden Bauwerke verkam New York nach und nach zu einer weiteren langweiligen, irdischen Riesenvorstadt. Die produzierende Industrie war längst von der Erde weggezogen, und lediglich die Design- und Forschungskonsortien waren geblieben, die weiterhin an der Spitze standen und in denen lauter unabhängige Milliardäre arbeiteten. Die Werbeagenturen waren ebenfalls geblieben, zusammen mit den Hauptquartieren der Medienkonzerne; unten in Soho gab es sogar noch ein paar Künstler, auch wenn sie in Ozzies Augen nichts weiter als untalentierte Dinosaurier waren. Es waren der Finanzsektor und die
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