Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Speicher seines Arrays zu laden.
Selbst mitten im Sommer war das Wasser des Trine’ba kalt. Schneeschmelze und tiefe Schluchten, in die kein Sonnenlicht fiel, stellten dies sicher. Mark trug einen Warmsuit, während er zwischen den sagenhaften Dendritenformationen, Fächern und Bögen aus Korallen hindurch trieb, die aus dem Hauptriff ins Wasser ragten. Bisher hatten Meeresbiologen dreihundertzweiundsiebzig verschiedene Arten von Korallen identifiziert, und es wurden jedes Jahr mehr, angefangen bei der vorherrschenden Dragonback mit ihren langen, amethyst- und bernsteinfarbenen Säulen bis hin zu den beigen Corknuts von Ziegelsteingröße. Formationen, die aussahen wie das Horn von Einhörnern, ragten aus den hell orangefarbenen Flecken Ditchcoral auf, und die Spitzen waren so scharf, dass man sich daran ernsthaft verletzen konnte. Erfreut stellte Mark fest, dass Barry den gehörigen Respekt zeigte. Viele Leute wollten unbedingt herausfinden, ob sie tatsächlich so scharf waren, wie sie aussahen. Warmsuit-Gewebe bot keinerlei Schutz für Finger und Handflächen. Jahr für Jahr wurden im Randtown General Hospital Dutzende von Touristen behandelt, die sich an den Korallen verletzt hatten.
Barry bemerkte, dass sein Vater ihn beobachtete, und machte mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand das Zeichen für »Alles in Ordnung«. Mark winkte zurück. Kobaltfarbene Ringelschlangen zuckten in ihren Felsritzen, als sie träge über sie hinweg schwammen. Rugpikes kletterten über das Riff, und Hunderte winziger Stielaugen schwenkten hin und her wie ein Feld voll grünen Weizens, das sich in einer leichten Brise wiegte. Fische drängten sich in dichten Schwärmen im Wasser ringsum zusammen wie eine Kaleidoskopwolke. Tausende brillantfarbener oder strahlend leuchtender Wesen, die in zickzackförmiger Fortbewegung durchs Wasser ruckten. Manche waren so groß wie Marks halber Finger, andere größer als Menschen. Eine Schule milchweißer Sloopbacks wand sich direkt vor Marks Taucherbrille, und er streckte die Hand nach ihnen aus, als wolle er eines der Tiere fangen. Die handlangen Kreaturen verbogen sich zu einer stromlinienförmigen Träne und schossen davon.
Barry vollführte langsame Salti im Wasser, während er vorsichtig mit den Flossen trat. In den Händen hielt er getrocknete einheimische Insekten, die er langsam gegeneinander rieb. Fische folgten ihm und stürzten sich gierig auf die kleinen Happen. Sie bildeten zwei Spiralen in Barrys Rücken wie sich kreuzende Korkenzieher. Während sie fraßen, begannen ihre einzigartigen Verdauungsbakterien zu leuchten und erhellten die Fische von innen. Von oben betrachtet sahen sie aus wie ein irisierender Komet, der in Zeitlupe über das dunkle Land darunter zog.
Als das Futter fast verbraucht war, schlug Barry die Hände zusammen und erzeugte eine sich ausdehnende Wolke von Fischfutter. Die Schwärme einheimischer Fische schossen heran und bildeten eine Galaxis opaleszierender Sterne rings um ihn herum.
Mark lächelte stolz in seine Atemmaske. Der Junge war alles, was er sich für einen Sohn hätte wünschen können: selbstsicher, glücklich, frech. Er hatte sich in dieser Umgebung wundervoll entwickelt. Es fiel Mark immer schwerer, sich an Augusta zu erinnern. Keines der Kinder redete heutzutage noch über die alte Welt, und selbst Liz rief ihre Freundinnen von damals immer seltener an. Mark hatte seit Monaten nicht mehr mit seinem Vater gesprochen.
Er bewegte seine Flossen und näherte sich seinem Sohn, als die Wolke leuchtender Fische dunkler wurde und davonschwamm auf der Suche nach weiterem Futter. Der Zeitgeber in seiner virtuellen Sicht zeigte, dass sie sich inzwischen seit vierzig Minuten unter Wasser befanden und das Riff erkundeten. Mark deutete zur Oberfläche. Barry antwortete mit einem zögerlichen Zeichen für »Einverstanden«.
Sie kamen in helles, warmes Sonnenlicht, das ihnen die Tränen in die Augen trieb, während sie sich suchend nach dem Boot umblickten. Der Katamaran war hundertfünfzig Meter entfernt. Liz stand am Bug und winkte ihnen zu. Mark nahm das Mundstück der Maske heraus. »Es ist ein gutes Stück bis zum Boot. Besser, wenn du deine Weste aufbläst.«
»Keine Sorge, Dad, das schaffe ich auch so.«
»Aber ich möchte, dass du deiner Mutter den Gefallen tust und ein wenig Luft einbläst, okay?«
»Okay, schätze ich.«
Mark betätigte das Ventil an seiner Schulter und spürte, wie die Jacke seines Warmsuits steif wurde, als das
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