Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
von einem Aliceband zusammengehalten. Ringsum in der Halle waren ihre Leute von der Senate Security postiert, die Schutzschirme aktiviert und die Waffen schussbereit.
Ein paar Ärzte und Sanitäter arbeiteten an Gwyneth, die auf einer Krankentrage lag und in grüne medizinische Tücher gehüllt war. Vic hielt ihre Hand. Das Gesicht des großen Mannes war weiß vor Sorge und Wut. Renne war ebenfalls da, zusammen mit Jim Nwan. Beide standen in höflicher Entfernung von der Trage, doch sie ließen ihre verwundete Kollegin nicht aus den Augen. Der leitende Beamte der lokalen Polizei unterhielt sich leise mit Paula, während ein Detective Sergeant namens Marhol keinen Schritt von seiner Seite wich.
Alic atmete tief durch und ging zu der Trage. »Wie geht es ihr?«, fragte er den leitenden Sanitäter.
»Schwere Verbrennungen an der Seite. Sie wurde von einem Plasmastrahl getroffen. Wir müssen ein gewisses Maß an Regeneration durchführen; die Wunden sind jedoch nicht lebensgefährlich. Wir haben die Wunden gesäubert und mit Healskin versorgt.«
»Also kommt sie durch?«
»Ein paar Tage im Krankenhaus, dann zwei Wochen in der Regeneration. Sie hatte eine Menge Glück.«
»Großartig.« Er beugte sich über die Trage, während er versuchte, nicht auf die großen, transparenten Healskin-Pflaster zu starren.
»Hi Chief«, sagte Gwyneth. Ihr Gesicht war kreidebleich, und auf ihrer Stirn glänzte Schweiß.
»Hi, Gwyneth. Sobald Sie wieder fit und im Dienst sind, schicke ich Sie auf einen Lehrgang, wie man schneller in Deckung geht.«
»Meinetwegen.« Ihr verträumtes Grinsen rührte hauptsächlich von Schmerzmitteln her.
»Fahren Sie mit ihr ins Krankenhaus«, sagte Alic zu Vic. »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«
»Ich komme direkt wieder zurück«, entgegnete Vic. »Ich will dabei sein, wenn wir dieses Stück Scheiße stellen und verhaften.«
»Okay.« Alic hatte nicht vor, in der Öffentlichkeit mit ihm zu diskutieren, doch er würde auf keinen Fall zulassen, dass Vic weiter an dem Fall arbeitete. Im Augenblick bestand seine Priorität darin, den großen Mann aus dem Weg zu schaffen.
Endlich drehte er sich zu Paula Myo um und lächelte sie unverbindlich an wie ein Staatsanwalt. »Würden Sie die Güte haben, mich über die Vorgänge zu unterrichten?«
»Selbstverständlich.« Sie dankte dem Captain der lokalen Polizei für seine Hilfe, und dieser entfernte sich zusammen mit seinem Detective. Jetzt standen nur noch die Mitarbeiter des Pariser Büros in Hörweite.
»Tarlo ist ein Verräter«, sagte Paula in gleichmütigem Tonfall.
»Ich hoffe wirklich für Sie, dass Sie das beweisen können.«
Sie warf einen bedeutungsvollen Blick in die Runde und durch die hohen Glastüren des Eingangs nach draußen auf die Straße mit all dem Chaos und der Zerstörung. Alic errötete verlegen, doch er lenkte nicht ein.
»Ich habe sowohl Tarlo als auch Renne eine Falle gestellt und die beiden observieren lassen«, berichtete Paula.
»Mich?«, japste Renne.
»Selbstverständlich«, erwiderte Paula gleichmütig. »Unsere Observation war sowohl elektronisch als auch visuell. Sobald Tarlo informiert wurde, dass Renne und ihr Team Bernadette Halgarth beschatteten, rief er sie an. Wir haben diesen Anruf abgefangen. Als wir ihn festnehmen wollten, setzte er sich zur Wehr, und es gelang ihm zu fliehen. Seine Waffenimplantate sind nicht registriert. Beim nächsten Mal werden wir mit einer entsprechend ausgerüsteten Truppe gegen ihn vorgehen.«
Alic kannte die Antwort bereits; trotzdem musste er die Frage stellen, fürs Protokoll. »Was glauben Sie, für wen Tarlo arbeitet?«
»Für den Starflyer.«
»Gottverdammt! Der Admiral akzeptiert nicht, dass der Starflyer existiert!«
»Keine Sorge«, entgegnete Paula mitfühlender, als Alic erwartet hätte. »Er wird einsehen müssen, dass Tarlo ein Verräter ist. Sie selbst wurden nicht kompromittiert; Tarlo arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren für das Pariser Büro. Ihre Aufgabe besteht nun darin, sämtliche Fälle zu analysieren, die er in dieser Zeit bearbeitet hat, und herauszufinden, welche er manipuliert hat.«
»Richtig.« Alic wollte gar nicht darüber nachdenken, wie viel Arbeit das verursachen würde oder woher er die erforderlichen Leute nehmen sollte. Wahrscheinlich würde ein anderes Büro des Navy-Geheimdienstes hinzugezogen werden und jeder im Pariser Büro gründlich durchleuchtet, einschließlich seiner selbst. »Warum stand Bernadette unter
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