Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Belastung noch erhöhen. Noch nicht , sagte sie sich. »Es tut mir Leid, dass Doi dir das Wort da drin entzogen hat«, sagte sie. »Ich glaube schon, dass wir uns mit dem Flüchtlingsproblem beschäftigen sollten.«
»Im Grunde genommen hatte sie jedes Recht, mir das Wort zu entziehen«, erwiderte er mit einem breiten Grinsen. »Ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass unsere liebe Präsidentin so entschlossen sein kann. Es könnte durchaus sein, dass wir eine Politikerin verabschiedet und dafür eine Staatsmännin erhalten haben. Das wäre zur Abwechslung mal etwas anderes.«
»Wir werden sehen. Ich bin nicht sicher, ob ich jetzt schon an ein Zeitalter der Wunder glauben soll. Wie dem auch sei, meine Unterstützung im Senat hast du, falls du ein Hilfspaket für die Flüchtlinge schnüren möchtest.« Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Wilson Kime sich mit Crispin Goldreich unterhielt, und beugte sich vor, um Ramon DB einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. »Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns in der Cafeteria, okay?«
»Natürlich.«
Justine eilte zu Kime, als dieser und Goldreich sich die Hände schüttelten. Mehrere Berater warteten ungeduldig, und sie bemerkte, dass Columbia aus dem Kabinettsraum trat. Sie war nicht auf eine weitere direkte Konfrontation mit ihm eingestimmt, nicht im Augenblick.
»Admiral, könnten wir uns kurz unterhalten?«, fragte sie Kime.
Wilson nickte freundlich. »Selbstverständlich, Senatorin.«
»Unter vier Augen. Ein Stück weiter vorn gibt es einen abgeschirmten Konferenzraum.«
Wilson zögerte kaum merklich. »Wie Sie meinen, Ma’am.«
Justines E-Butler sandte einen kodierten Befehl an die Tür. Ihre Berater hatten den Raum reserviert, sobald sie erfahren hatte, wo die Sitzung des Kriegskabinetts stattfinden würde. Wilson folgte ihr hinein. Auf seinem Gesicht stand höfliche Neugier. Dann bemerkte er Paula Myo, die im Raum am Tisch saß. Er runzelte die Stirn. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
»Tut mir Leid, dass ich Sie so überfallen musste, Admiral«, sagte Justine. »Aber wahrscheinlich kennen Sie Admiral Columbia, und er und ich haben zurzeit eine Meinungsverschiedenheit in Bezug auf gewisse Sicherheitsangelegenheiten. Außerdem war er es, der Investigator Myo aus dem Geheimdienst der Navy entlassen hat.«
Wilson hob abwehrend die Hand. »Es tut mir Leid, Senatorin, aber Admiral Columbia besitzt mein vollstes Vertrauen. Ich befasse mich nicht mit Politik, nicht auf dieser Ebene jedenfalls. Für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben: Wir befinden uns im Krieg, und wir könnten durchaus verlieren.« Er wollte sich zum Gehen wenden.
»Die Guardians haben zwanzig Jahre lang eine Operation auf dem Mars unterhalten«, sagte Paula.
Kime erstarrte mit der zur Tür ausgestreckten Hand. Nach einer Sekunde sagte er: »Auf dem Mars gibt es absolut nichts. Glauben Sie mir, ich muss es wissen.«
»Sie waren zehn Stunden auf dem Mars, Admiral, und das vor mehr als dreihundert Jahren«, entgegnete Justine. »Ich habe die Live-Übertragung gesehen. Ich erinnere mich noch daran, wie Lewis, Orchiston und Sie auf die Oberfläche hinausgetreten sind. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich stolz auf unser Land gewesen bin. Sie waren gerade dabei, das Sternenbanner aufzurichten, als Nigel Sheldon hereingeplatzt ist.«
Wilson wandte sich um, und seine Wangen röteten sich aufgebracht. »Na und?«
»Die Guardians haben die Station von Arabia Terra benutzt, um ihre Informationen zur Erde zu senden.«
»Was für Informationen?«
»Das wissen wir nicht mit Sicherheit. Der Geheimdienst der Navy hat einen Versuch unternommen, die Ausrüstung auf der Marsoberfläche zu diagnostizieren. Es scheint sich um ganz gewöhnliche meteorologische Messsonden zu handeln.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Wilson und schüttelte den Kopf. Er war offensichtlich verärgert. »Die Guardians sind Terroristen – was wollen sie mit Umweltdaten vom Mars?«
»Das wissen wir ebenfalls nicht«, sagte Paula; »aber das Pariser Büro fährt die diesbezüglichen Nachforschungen herunter.«
»Ah, darum geht es also.« Kime bedachte Justine mit einem geringschätzigen Blick. »Sie wollen, dass ich Rafael unter Druck setze, damit er die Nachforschungen wieder aufnimmt.«
»Sie haben selbst eine Operation der Guardians miterlebt«, sagte Paula. »Sie wissen besser als die meisten anderen, wie effektiv sie sein können. Sie hätten die Second Chance beinahe zerstört. Eine zwanzig
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