Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
nach ihrem finanziellen Vorteil zu streben.«
»Kein Problem. Aber ich möchte, dass der Geheimdienst weiter am Mars bleibt. Der Planet ist von großem Interesse für mich.«
Rafael grinste desinteressiert. »Sicher.«
Die Wohnung, die Wilson und Anna auf dem Babuyan Atoll hatten, befand sich in einem Gebäude von der Form einer Pyramide aus taubengrauen Kugeln. Es stand nah am Rand der weitläufigen Kristallkuppel, was ihnen einen unverfälschten Blick auf den Weltraum gewährte, wenn die interne Beleuchtung nachts heruntergefahren wurde. Wenn der High Angel in Konjunktion stand, war das schwache Licht der gigantischen Wolkenlandschaft von Icalanise stark genug, um Schatten auf die bleichen Wände zu werfen. Häufig genug schimmerte auch das fahle Licht der größeren Satelliten des Gasriesen herein.
Wilson verbrachte seine Abende oftmals draußen auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer. Er pflegte mit einem Glas Wein in der Hand auf einem der Liegestühle zu sitzen und die fremdartigen Planeten am Himmel zu beobachten. Selbst dabei versenkte er sich noch in Berichte, Unterlagen und Büroarbeit, unterstützt von seinem E-Butler und seiner virtuellen Sicht. Der Abend, an dem er von der Sitzung des Kriegskabinetts zurückkehrte, verlief anders. Er vermochte den Gedanken an den Mars nicht zu verdrängen.
»Ich hatte eigentlich erwartet, dass du zufriedener sein würdest«, bemerkte Anna, als sie zu ihm nach draußen kam. Sie hatte sich tatsächlich die Zeit genommen, ihre Uniform auszuziehen, nachdem sie nach Hause gekommen war. Stattdessen trug sie nun einen knappen gelben Bikini und einen langen, halb transparenten gelben Umhang. Ihre dunkle Haut ließ den Stoff im Licht der Monde und des Gasriesen leuchtend erscheinen. Silberne und bronzefarbene OCTattoos zogen sich schimmernd über ihren Körper und betonten das Muskelspiel unter ihrer Haut.
Der Effekt war erotisierend genug, um Wilson aus seinen Gedanken an den Mars zu reißen. Er stieß einen bewundernden Pfiff aus, als sie sich zu ihm auf die Kante des Liegestuhls setzte. »Ich habe dich schon eine ganze Weile nicht mehr so gesehen.«
»Ich weiß. Wir scheinen in letzter Zeit vor lauter Anspannung einige sehr grundlegende menschliche Bedürfnisse zu vernachlässigen.«
»Wie grundlegend sind diese Bedürfnisse, von denen du sprichst?«
Ihre Finger strichen über seine Wange. »Ich habe meinen Stab eine Liste aufstellen lassen. Er setzt sich mit deinen Leuten in Verbindung; dann können sie darüber verhandeln.«
»Wie lange dauert es bis dahin?« Er schob seinen Arm um ihre Taille und befahl seinem E-Butler, ihr ein Glas Wein zu besorgen.
Anna lehnte sich in seine Umarmung und starrte durch das Kuppeldach in den Weltraum hinaus. »Ist das die neue Assemblierungsplattform?«
Wilson folgte ihrem Blick. Zwischen den Sternen schwebte ein kleiner silberner Fleck. »Äh … ja, ich glaube schon. Weißt du, hier draußen wird es in den nächsten paar Monaten ziemlich voll werden.«
»Wenn uns noch Monate bleiben.«
Sein Griff um ihre Taille wurde fester. »Sie sind nicht unbesiegbar. Komm ja nicht auf den Gedanken, das zu glauben. Wir haben ihre Heimatwelt gesehen; wir wissen, dass sie nur über endliche Ressourcen verfügen, mit denen sie uns angreifen können.«
»Ihre Ressourcen mögen endlich sein, Wilson, aber sie haben eine ganze Menge mehr als wir.«
Ein Maidbot kam herbei und trug ein gekühltes Glas Wein. Wilson nahm es entgegen und gab es Anna. »Wenn sie alle Planeten des Commonwealth gleichzeitig hätten angreifen können, hätten sie es getan; aber das können sie nicht. Sie müssen uns Stück für Stück verdauen. Ich sage nicht, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, aber wenn dieser erste Angriff uns etwas gezeigt hat, dann, dass sie Grenzen haben. Die Anstrengungen, die sie unternehmen, um sich auf den Lost 23 festzusetzen, verschaffen uns ein wenig Atemluft. Wir bauen unsere neuen Schiffe; wir versammeln eine Armee von Menschen, ausgerüstet mit den furchtbarsten Waffen, die wir bauen können, und dann treten wir ihnen die Lost 23 unter dem Hintern weg. Anschließend benutzen wir das Seattle Projekt, um ihnen Gottesfurcht beizubringen. Wir werden diejenigen sein, die entscheiden, ob sie überleben oder nicht. Diese verdammten Hurensöhne werden noch den Tag verfluchen, an dem die Barriere um ihr System gefallen ist.«
»Wow. Du denkst wirklich, dass wir es schaffen können.«
»Was bleibt mir anderes übrig? Ich werde nicht zulassen,
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