Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
wirkte eher schuldbewusst denn überrascht. Das ist interessant.
Wilson zuckte mit den Schultern, als ginge ihn das alles nichts mehr an. »Prüfen Sie es nach«, sagte er zu Rafael; dann wandte er sich ab und ging.
Nigel Sheldon schaute Wilson hinterher, als dieser hoch erhobenen Hauptes den Konferenzraum verließ. Der Ausbruch des Mannes war faszinierend. Nigel war amüsiert von der Reaktion der anderen rund um den Tisch. Doi war – wie abzusehen – angesichts von Wilsons Behauptung entsetzt. Heather schien nachdenklich. Rafael wirkte besorgt. Und Justine Burnelli tat das Gleiche wie er: Sie beobachtete die anderen aufmerksam. Nigel begegnete ihrem Blick und lächelte ihr zu. Sie antwortete mit einem absichtlich nichtssagenden Ausdruck.
Nigel konnte Campbells dringenden Anruf von vor weniger als vierundzwanzig Stunden nicht vergessen, der in Justines Auftrag gefragt hatte, welche Politik die Dynastie der Sheldons in Bezug auf Paula Myo verfolgte. Nach dem Angriff der Primes hatte Campbell ihm außerdem mitgeteilt, dass die Senatorin und Investigator Myo dringend um ein persönliches Treffen gebeten hatten. Nigel war nicht sicher, worum es ging, doch angesichts dessen, was Nelsons Team ihm über die Aktivitäten von Mellanie Rescorai auf Illuminatus berichtet hatte, würde er diese Bitte ganz sicher nicht zurückwei-sen. Erst jetzt fragte er sich, welche Verbindung Justine zu Wilson Kime haben mochte. Eines stand auf jeden Fall fest: Das Treffen mit Justine Burnelli und Paula Myo würde um Einiges interessanter werden als diese Sitzung des Kriegskabinetts.
»Ich denke, wir können jetzt zur Tagesordnung übergehen«, sagte President Doi, nachdem sich die Türen hinter Wilson Kime geschlossen hatten und das elektronische Siegel wieder eingeschaltet war. »Ich schlage vor, dass Admiral Columbia das Oberkommando über die Navy übernimmt, und zwar von diesem Augenblick an.«
»Ich stimme zu«, sagte Toniea Gall.
Dachte ich mir , dachte Nigel. Er bemerkte Heathers zustimmendes Lächeln.
»Alle dafür?«, fragte Elaine Doi.
Nigel hob träge zusammen mit allen anderen die Hand. Alan Hutchinson bedachte ihn mit einem wilden, mitfühlenden Grinsen, das Nigel ignorierte. Wenn Heather überrascht war, dann zeigte sie es zumindest nicht. Der Streit, den die Dynastien vor drei Stunden über ultrasichere Verbindungen ausgetragen hatten, war wütend gewesen. Nur ein kleiner Teil der negativen Gefühle hatte den ersten Teil der Sitzung des Kriegskabinetts überschattet; doch selbst diese Intensität hatte noch ausgereicht, um Leute wie Crispin Goldreich und Toniea Gall zu befremden. Auf der anderen Seite war Heather jemand, der hinter verschlossenen Türen und sicheren Siegeln schon immer geflucht hatte wie ein Scheunendrescher.
»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen«, sagte Rafael. Er klang aufrichtig. »Ich möchte Ihnen versichern, dass ich entschlossen bin, der Gefahr durch die Primes ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Mr Sheldon, Sie haben gesagt, Sie würden Ihre Waffe zur Verfügung stellen.«
Alle wandten sich Nigel zu. Selbst jetzt noch , dachte er müde. Für einen Moment war ihm danach, nach draußen zu stürmen, Wilson hinterherzurennen, ihm den Arm um die Schulter zu legen und mit ihm zusammen irgendwo in eine Bar zu gehen.
Das Commonwealth, das Nigel erschaffen hatte und inzwischen seit so langer Zeit führte, wollte seine Waffen. So war das eigentlich nicht geplant. Der Tag, an dem er auf dem Mars aus dem Wurmloch getreten war, um Wilson und die übrigen Astronauten auszulachen, war der Tag gewesen, an dem er das alte System gebrochen hatte. Er und Ozzie hatten den Menschen die Freiheit geschenkt. Und jetzt habe ich dabei geholfen, die widerlichste Waffe zu erschaffen, von der je ein Mensch gehört hat. Ich wollte, dass die Menschen zwischen den Sternen leben, nicht, dass sie sie auslöschen. »Ja«, sagte er verächtlich. »Ja.« Wie ähnlich Rafael den alten Militärs in seiner schicken Uniform doch war, und wie nüchtern er klang, wenn er über Zusammenstöße mit dem Gegner und zivile Verluste redete. »Wenn die Primes sich nicht zu Verhandlungen bereiterklären und dazu, die Feindseligkeiten einzustellen, werde ich unsere Novabombe gegen ihr Heimatsystem einsetzen.«
»Ist dadurch garantiert, dass sie ausgelöscht sind?«, erkundigte sich Hans Brant.
»Die Waffe zerstört die Sonne, auf die sie abgefeuert wurde, indem sie eine Nova entfacht. Dieses Ereignis wird das gesamte System von Dyson
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