Con molto sentimento (German Edition)
Wäschestücke im Schrank. »Ich weiß, wo Federico und Alexis früher immer trainiert haben. Wenn du möchtest, können wir hingehen.«
»Ich würde das schon gerne einmal sehen.«
Wahrscheinlich konnte sich Patrice es beim besten Willen nicht vorstellen, Federico kämpfen zu sehen. Alexis mit seiner Körpergröße und Statur, ja das passte schon eher. Federico wirkte dagegen doch ein wenig zierlich, eher mit der kompakten Kraft eines Tänzers.
Aber so kam es, dass sich Claude seine Wohnungsschlüssel schnappte und sie mit dem Bus zur bewussten Sporthalle fuhren. Sie mussten stehen und Claude machte sich einen Spaß daraus sich in den Kurven besonders eng an Patrice drücken zu lassen. Und in dem nachmittäglichen Gedränge fiel es auch überhaupt nicht auf, als er ein- zweimal den Arm um die schmale Hüfte seines Freundes legte. Patrice quittierte es mit einem gespielt genervten Augenrollen, doch sein Blick war voller Schalk. Er konnte sich sogar zu einem kleinen Küsschen hinreißen lassen.
Als sie ausstiegen, sah Claude auf einem Parkplatz in der Nähe der Halle tatsächlich der R8 von Alexis. Sie waren hier eindeutig richtig.
Es war nicht besonders viel los und sobald sich Claude und Patrice an der Bande niedergelassen hatten, kam auch schon eine wohlvertraute Gestalt auf sie zu. Claude konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht bildete. Er hatte Jérôme immer gut leiden können und ihre gemeinsame Zeit wollte er nicht missen. Mit Jérôme hatte es damals auch keine solchen nervigen Gespräche über ihre Beziehung und das Ende selbiger gegeben wie mit Honoré.
»Claude? Das glaube ich jetzt nicht!« Jérôme umarmte ihn herzlich über die Absperrung hinweg. »Was machst du hier? Nein, ich kann es mir denken. Fedri und Alexis sind ja auch hier aufgeschlagen.«
Claude betrachtete seinen Ex genauer. Jérôme hatte etwas zugelegt, nicht dass er dick geworden wäre, aber sein Gesicht war fülliger und der Bauch unter dem T-Shirt sanft gewölbt. Auf eine eigentümliche Art und Weise passte es zu ihm.
Das war jetzt schon der zweite Exfreund, der ihm innerhalb weniger Wochen über den Weg lief. So langsam fühlte sich Claude schon an diese Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens erinnert, in welcher dem geizigen Scrooge die drei Geister der Weihnacht erschienen. Sie brachten ihn dazu sein Verhalten zu überdenken und ein besserer Mensch zu werden. Mit Jérôme und Honoré hatte er schon zwei Geister aus der Vergangenheit abgehakt. Claude hoffte, dass ihm die Begegnung mit Geist Nummer Drei erspart bliebe. Aber vielleicht war auch Patrice Nummer Drei. Ach, was sollte das überhaupt? Claude glaubte nicht an so etwas wie Schicksal und es war purer Zufall gewesen, dass er Honoré damals wieder begegnet war.
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt: »Und du bist immer noch als Trainer tätig?«
»Manchmal, wenn ich Zeit dazu habe. Eigentlich hätte ich ja genug zu tun. Das Geschäft in der Kanzlei läuft gut.« Jérôme arbeitete als Steuerberater und Claude fragte sich, ob dieser Job in Wahrheit wirklich so langweilig war, wie er klang.
»Aber du hast dich wirklich überhaupt nicht verändert«, bescheinigte ihm Jérôme mit einem Seitenblick auf Patrice, der ihren Wortwechsel mit schlecht gespieltem Desinteresse verfolgt hatte.
Dies war für Claude zum einen ein Kompliment, zum anderen brachte es ihn ins Grübeln. Klar, war er stolz darauf, dass er sein Gewicht gehalten hatte und auch die ersten Fältchen um seine Augen im Griff hatte. Toi, toi, toi.
Natürlich hatte er sich auch verändert! Er nahm sein Studium und seine spätere Karriere inzwischen viel ernster und dass sein Lebensstil, der geprägt war von Clubnächten und One-Night-Stands ihm nichts mehr gab, hatte er auch einsehen müssen. Um die peinliche Stille, die dieser Beobachtung folgte zu überbrücken, bedeutete Claude Patrice zu sich und stellte ihn vor.
»Möchtest du es einmal ausprobieren?«, erkundigte sich Jérôme. »Claude, hat es auch schon getestet.«
»Oh ja und ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass aus mir nicht der nächste d‘ Artagnan wird. Abgesehen von diesem höllischen Muskelkater, der ist mir bis heute ins Gedächtnis eingebrannt.«
Jérôme lachte und Patrice staunte nur: »Du hast gefochten?«
»Das zu sagen wäre übertrieben. Nein, ich hatte mal ein paar Stunden, aber das war wirklich nichts
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