Con molto sentimento (German Edition)
Klamotten hatte, fanden Patrices Stücke noch gut Platz darin. Tja, Claude selbst hatte seine Probleme mit der Vorstellung gehabt, dass er sich mit einem Kerl einmal häuslich einrichtete und dass es so gut funktionierte... seit sieben Tagen. Okay, das mochte jetzt lachhaft klingen. Federico und Alexis zum Beispiel hielten es schon bedeutend länger miteinander aus. Sieben Tage waren nichts.
Gerade, als Claude noch im Schlafzimmer stand und die Wäsche versorgte, kam auch Patrice nach Hause.
»Du bist aber früh. Ich dachte, du bist bei Alexis?« Da nun die Schule wieder begonnen hatte und Patrice auf einmal ganz schön ehrgeizig geworden war, wollte er eines seiner Problemfächer in den Griff bekommen: Mathematik. Gerade, weil sich Patrice ja immer mehr mit dem Gedanken anfreundete etwas in Richtung Informatik zu studieren und da waren solide Mathekenntnisse nun einmal notwendig. Alexis hatte sich kurzerhand bereiterklärt, dem Kleinen etwas Nachhilfe zu geben, so lange er noch in Genf weilte. Patrice hatte den Organisten nur skeptisch gemustert und gedacht es handle sich hier um einen Witz auf seine Kosten bis Alexis erklärt hatte, dass er fast schon seinen Bachelor in Angewandter Mathematik in der Tasche gehabt hatte, aber dann abgebrochen und mit dem Orgelstudium begonnen hatte.
»War ich auch«, antwortete Patrice und packte seinen Rucksack aus. »Jetzt verstehe ich endlich auch diese ganzen Zusammenhänge. Ableitungen und Wendepunkte, weißt du, wenn...«
Claude schaltete innerlich ab und faltete die T-Shirts zusammen. Mathematik war nun wirklich nicht seine Stärke.
Patrice hatte indes weitererzählt: »Auf jeden Fall kam dann Federico vom Üben zurück. Er muss wohl schlechte Laune haben, denn er hat mich kaum begrüßt und hat sich direkt vor den Fernseher gepflanzt.«
»Und? Jeder hat mal schlechte Laune, vielleicht hat Alexis irgendetwas Dummes gemacht. Oder Federico hatte heute beim Üben einfach kein gutes Händchen. Es gibt solche Tage.«
»Mhm, Lex hat mit mir noch eine Aufgabe zu Ende gerechnet und dann nur gesagt: ›Was meinst du Fedri, sollen wir trainieren gehen?‹ Federico ist regelrecht aufgesprungen, als er das gehört hatte, und ist verschwunden.«
»Ja und, was ist das Problem?«
»Hallo? Wenn Federico und Alexis von trainieren sprechen«, Patrice krümmte die Finger um Anführungszeichen anzudeuten, »in so einer Situation und Federico daraufhin strahlt wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd, dann kann das doch nur ein Euphemismus für ›Wir haben jetzt geilen, schmutzigen Sex‹ sein.«
Bei dieser Wortwahl musste Claude doch schmunzeln: »Uh, ein Euphemismus?«
Patrice winkte ab: »Habe ich heute in der Schule gelernt.«
»Okay, schon klar. Aber nein, in diesem Fall liegst du einmal falsch mit deinen perversen Fantasien.« Claude ignorierte Patrices empörten Widerspruch. »Federico und Alexis sind wohl wirklich nur ins Training gegangen. Federico reagiert sich gerne ab, wenn er gegen Alexis kämpfen kann. Ich glaube sogar, dass es Federico für seinen ausgeglichenen Gemütszustand braucht, wenn er Alexis so richtig vermöbeln kann.«
Jetzt sah in Patrice nur noch mit verwirrtem Gesichtsausdruck an.
Claude ließ ihn noch etwas zappeln. »Fechten«, stellte er dann klar, »die beiden fechten seit Jahren schon.«
»Fechten? Wie... wie in einem Musketierfilm?«
»Ja, so ähnlich. Wie ich das verstanden habe, ist es ein beträchtlicher Unterschied, ob man richtiges Sportfechten betreibt oder historisches Fechten. Federico hat mir das einmal erklärt und ich hatte für ein paar Wochen eine Liaison mit Federicos Fechttrainer. Was dir jetzt vielleicht auch klar macht, warum ich darüber so genau Bescheid weiß«, zwinkerte Claude Patrice zu.
»Aha.« Patrice schien nicht zu wissen, was er mit diesen Informationen anfangen sollte. Claude wiederum konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was Patrice nun am meisten aus der Bahn warf, die beiläufige Bemerkung über seinen Ex, den Fechttrainer Jérôme, oder die Tatsache, dass zwei Musiker sich liebend gerne auf einer Planche gegenüberstanden und sich gegenseitig Blutergüsse verpassten.
»Ich kann mir da rein gar nichts darunter vorstellen. Einmal abgesehen davon, was man im Fernsehen ab und an sieht.« Nun ja, Fechten war auch nicht gerade ein Massensport wie Fußball.
»Oh, es ist schon interessant«, gab Claude zu und verstaute die letzten
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