Con molto sentimento (German Edition)
Körperteil wollte heute Abend lieber keine Bekanntschaft mit Claudes Schlüsselbeinen oder Rippen machen.
»Wir sind zusammen«, dieses Statement kam Patrice mit sicherer Stimme über die Lippen.
»Natürlich.« Leider war eine gewisse amüsierte Note selbst jetzt Claudes Stimme nicht gänzlich abzusprechen.
»Aber zurück zum Thema. Du kannst bei mir bleiben, wenn du möchtest. Ich weiß, dass es nicht optimal ist. Du wirst deiner Familie zwangsläufig über den Weg laufen, aber dort kannst du schließlich auch nicht bleiben. Noch dazu, dass nächste Woche wieder die Schule anfängt. Immerhin ist es dein letztes Jahr und du möchtest doch auch einen guten Abschluss machen.«
Bei diesen Worten war Patrice zu Tränen gerührt und fiel Claude buchstäblich um den Hals. Auch wenn er sich dabei die Nasenspitze an Claudes Kinn anstieß.
»Au!« Er fasste sich an die besagte Spitze und Claude strich ihm über den Kopf, dann lachte der Franzose.
»Habe ich das wirklich gerade eben gesagt? ›Du möchtest doch einen guten Abschluss machen‹«, imitierte er sich selbst. »Wie spießig!«
Patrice fand das alles gar nicht zum Lachen. Er schniefte und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Claude war so gut zu ihm. Er konnte bei ihm unterkommen, sie wohnten zusammen. Wie ein richtiges Pärchen. Hieß das auch, dass Claude sich wirklich auf eine Beziehung mit ihm eingestellt hatte? Keine One-Night-Stands mehr? Keine Dreier mit irgendwelchen Grazien aus den Clubs?
Das war mehr, als Patrice sich je gewünscht, ja zu hoffen gewagt hatte. Das hieß, er hatte es erhofft, aber dann immer als utopische Träumerei abgetan.
Jedoch war da sofort auch wieder die Stimme seines schlechten Gewissens, die sich zu Wort meldete. Er nutzte Claude aus, wenn er weiter schwieg und nicht über die Schlägerei sprach. Außerdem war da noch dieser Brief von der Polizei, den Patrice vernichtet hatte. Mit Sicherheit würden die Beamten Claude über kurz oder lang erneut anschreiben. Was dann?
Alexis hatte ihm ja gesagt, dass er es Claude erzählen musste. Aber wie sollte er dann je Claudes Vertrauen zurückgewinnen? Gott, er wünschte sich wirklich, Alexis würde doch diesen schwierigen Part übernehmen. Vielleicht sprach Alexis entgegen seiner Worte mit Federico darüber und dann würde es Federico schon Claude erzählen.
Aber nein. Patrice war erwachsen genug, dass er Sex haben konnte, dass er von zu Hause weglief. Er musste sich seiner Verantwortung stellen. Genau das war es doch, was einem zum Erwachsenen machte, oder? Dass man Verantwortung übernahm.
Doch nicht jetzt. Es war unglaublich tröstlich so dazuliegen. Claudes Körper, diese beruhigende, warme Präsenz in seinem Rücken zu spüren. Bein an Bein, Löffelchenstellung, so nannte man es auch. Er spürte Claudes Atem über seinen Hals und Ohren streichen. Die Hand, die noch immer in seinen Haaren vergraben war. Es war alles, was Patrice in diesem Moment brauchte. Claude wusste es, erahnte es und gab es ihm. Ohne Hintergedanken.
Was für ein Geschenk.
19
Insgeheim - nein, falsche Wortwahl - Claude war wirklich und wahrhaftig überrascht darüber, dass er es bis jetzt ausgehalten hatte mit einem anderen Mann in einer Wohnung zu leben. Und Claude meinte hier wirklich das Zusammenleben als Paar und nicht in einer Wohngemeinschaft oder Bude in einem Studentenwohnheim. Immerhin war es das erste Mal, dass Claude diese Erfahrung machte. Man wachte jeden Morgen neben dem selben Mann auf, teilte das Badezimmer miteinander, mit all jenen intimen Einblicke, die Claude vielleicht noch vor nicht allzu langer Zeit verstört hätten. Die Toilettengewohnheiten seiner One-Nighter hatten ihm ja ziemlich egal sein können.
Dann hatte er ja auch in seiner bescheidenen Wohnung Platz für Patrices Klamotten, Bücher, Videospiele und den ganzen Kram machen müssen. Patrice war regelrecht bei seinen Eltern ausgezogen. Er hatte ihnen den Schlüssel auf den Tisch geknallt und war gegangen. Zugegeben, wenn sie sich im Treppenhaus begegneten war es die reinste Tortur. Wer hätte schon gedacht, dass sich der verschüchterte Nerd, der Patrice gewesen war, so geöffnet und emanzipiert hatte. Er war ja nicht mehr wiederzuerkennen, was so ein Sommer aus einem jungen Menschen machen konnte. Ja, Claude war schon ein bisschen stolz auf ihn.
Er legte gerade ihre Unterhosen zusammen und räumte sie in den Kleiderschrank, obwohl er doch so viele
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