Con molto sentimento (German Edition)
Wasser für den Tee aufgekocht war.
»Und Alexis, könntest du bitte diese Hose ausziehen?«
»Oh ha! Fedri!« Alexis warf seinem Liebsten einen Blick über die Schulter hinweg zu. »Also du...«
Bevor Alexis weitersprechen konnte, stöhnte Federico genervt auf. »Nein, so meinte ich es nicht, hör auf mir die Worte im Mund herumzudrehen. Würdest du diese Hose bitte aus- und stattdessen eine andere anziehen?«
Alexis grinste nur und zog an dem Bund seiner Reithose, sodass sie noch ein Stückchen weiter nach oben rutschte und straffer über dem Hintern saß. Alexis war nämlich ausreiten gewesen und als er zurückgekommen war, hatte er erst einmal Patrice von den Treppenstufen vor dem Appartement aufgelesen. Natürlich hatte er da noch keine Zeit gehabt die Kleidung zu wechseln.
Patrice zog die Nase hoch und trocknete sich die Tränen ab. »Ich finde, Lex steht die Hose.«
»Genau das ist es ja!«, entgegnete Federico, was von Alexis mit einem tiefen Lachen und kokettem Hüftschwung quittiert wurde.
»Ich glaube, Federico und meine Reithose haben eine geradezu symbiotische Beziehung.« Alexis lachte, ging dann aber doch in Richtung Schlafzimmer davon, um seinem Geliebten diesen Gefallen zu tun.
Die beiden waren so heiß. Gerade, wenn sie zusammen waren und sie jene kleinen Sticheleien austauschten. Hatte es zwischen Alexis und Federico auch schon solche Auseinandersetzungen gegeben wie heute zwischen ihm und Claude? War Alexis etwa auch schon einmal fremdgegangen? Oder Federico? Nein, Federico traute er das irgendwie nicht zu. Obwohl er ja bekanntermaßen Halbitaliener war, um einmal ein Stereotyp zu bedienen.
Aber wie ging man damit um, wenn das Vertrauen in den liebsten Menschen so dermaßen enttäuscht worden war?
Selbst wenn Claude sich entschuldigte und beteuern würde, dass es nie wieder vorkam. Konnte Patrice ihm je wieder vertrauen? So langsam konnte sich Patrice auch in die Lage seiner Mutter hineinversetzen. Aber das würde er nicht offen zugeben wollen. Er hatte sie ebenfalls belogen und betrogen. Er hatte geschwiegen, wo er hatte reden sollen. Selbstverständlich war nun ihr Vertrauen in ihn enttäuscht. Was hatte er denn getan, um sich das Vertrauen seiner Mutter wieder zu verdienen? Nichts!
Allein dieser Gedanke ließ ihn erneut schniefen und er tupfte an seinem Auge herum. Federico klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter und Alexis stellte eine Kanne Tee nebst Tasse vor ihm auf den Tisch. Mit sichtlich oft geübtem Schwung, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten, goss ihm Alexis eine Tasse voll ein. Dankbar, es hatte etwas unbestreitbar Tröstliches, schlang Patrice die Finger um das Porzellan, das sich nun langsam erwärmte und schnupperte an dem aromatischen Getränk. Er kannte nur Beuteltee, dies hier war jedoch ein erstklassiger, loser Tee. Der Unterschied war immens, selbst für seine ungebildete Nase.
»Wie soll ich mich überhaupt verhalten?«, fragte Patrice seine Teetasse.
»Versuch nicht zu schreien, außer du kannst es. Nichts ist peinlicher als eine sich überschlagende Stimme. Vor allem bei einem Mann.« Dieser Ratschlag kam ausgerechnet von Federico und daraufhin war von Alexis ein Schnauben zu hören, das dieser gerade noch irgendwie mit einem diskreten Hüsteln tarnen konnte.
»Lord Arrowfield, gibt es dazu etwas zu sagen?«, meinte Federico mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.
»Nein. Nichts.« Alexis blickte so unschuldig drein, als ob ihn kein Wässerchen trüben könnte. Da gab es wohl schon gewisse Erfahrungswerte.
An Patrice gewandt meinte er: »Sag am besten erst einmal gar nichts und lass Claude reden.«
Diesen Rat hatte Patrice auch wirklich beherzigen wollen, doch als er dann sah, wen Claude noch mitgebracht hatte, konnte er nicht schweigen.
»Du!«, entfuhr es ihm und er sprang von seinem Stuhl hoch, wie ein Springteufel aus seiner Box. Vor lauter Übermut warf er sogar die Teetasse um, was von Alexis mit einem missbilligenden Schnalzen quittiert wurde.
»Du hast auch noch die Unverfrorenheit ihn mitzubringen!«
»Alexis, Federico, das hier ist Stéphane. Stéphane, ich nehme an du kennst Federico und Alexis und das hier ist Patrice. Mit ihm wohne ich zusammen, wie ich dir ja bereits erzählt hatte.« Den letzten Satz betonte Claude besonders.
Patrice schnaubte nur und wäre am liebsten aus der Wohnung gerannt. Wenn ihm nicht Alexis‘ Worte in den Kopf
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