Con molto sentimento (German Edition)
gekommen wären, dass sie doch alle erwachsene Menschen waren.
»Ich kann nicht wirklich sagen, dass es mir leid tut. Ich hätte mit Claude gern eine Nummer geschoben«, meinte Stéphane nachdem die Begrüßungsfloskeln ausgetauscht waren. Bei diesen offenen und schonungslos ehrlichen Worten blieb Patrice nur der Mund offen stehen. Selbst Alexis wirkte einigermaßen fassungslos.
»Aber Claude wollte ja nicht. Bist selbst schuld«, blinzelte dieser Stéphane gespielt kokett Claude zu.
»Patrice, es war wirklich nicht so wie es ausgesehen hat. Stéphane wollte mir nur sein Piercing zeigen.«
»Sein was?«
»Sein Intimpiercing.«
»Und das soll ich glauben, ich... Oh!«
» Jesus !«, entfuhr es ausgerechnet Alexis, als sie das Streitobjekt alle sahen. Da hatte dieser Stéphane doch glatt seine Hose hinuntergezogen.
Federico wurde einmal mehr puterrot im Gesicht und war nahe daran sich auf die Toilette zu entschuldigen. Dann jedoch starrte er gebannt auf Stéphanes bestes Stück. Patrice wollte es zunächst gar nicht ansehen, aber dann wurde sein Blick wie magisch von dem silbernen Ring mit Kugel angezogen. Tat das nicht weh? Patrice fasst sich unwillkürlich in einer schützenden Handlung selbst an den Schritt.
Claude musste man zugutehalten, dass er wirklich die ganze Zeit Patrice beobachtet hatte und dem Genital seines Ex nicht die geringste Beachtung schenkte.
»Glaubst du mir jetzt? Du siehst doch wie Stéphane drauf sein kann.«
»Pff, jetzt muss ich mir wieder anhören, ich sei exhibitionistisch«, maulte Stéphane und zog endlich seine Hose wieder nach oben.
»Ich kenne niemanden, der so abgeht wie du, wenn er in einem Darkroom ist«, hielt Claude dagegen und wagte es nach Patrices Hand zu greifen.
»Also, kommst du wieder mit nach Hause?«
›Nach Hause‹, das klang merkwürdig gut und welche andere Wahl hatte Patrice auch schon. Also nickte er zögerlich und wurde prompt von Claude in eine enge Umarmung gezogen, gekrönt von einem Kuss direkt auf die Lippen.
»Schön, dass das alles nun geklärt ist«, meinte Alexis, nachdem sie Stéphane verabschiedet hatten, Patrice hatte sich dabei nur zu einem knappen Nicken durchringen können, und klopfte auf den Esszimmertisch. »Dann kann ich endlich meine Gesichtsmaske auflegen.«
Patrice hielt dies zunächst für einen schlechten Scherz, aber so wie Federico bei diesen Worten leicht genervt stöhnte und Claude wissend, aber auch interessiert nickte, war es wohl todernst gemeint gewesen.
Claude erkundigte sich gleich nach Alexis‘ bevorzugter Marke und welche Feuchtigkeitscreme er denn benutzen würde.
Bei Claude, okay, dessen Badezimmerausstattung würde sogar manche Frau beschämen. Aber Alexis! Nicht Alexis, der für Patrice der Inbegriff von männlicher Coolness und Understatement war.
»Federico, du brauchst jetzt gar nicht so die Nase zu rümpfen. Ich kann mir schon denken, warum meine Feuchtigkeitscreme in den letzten Wochen so schnell leer geht«, dann wandte sich Alexis wieder an Claude, der für das Thema wohl bedeutend empfänglicher war. »Das ist so eine Intensivkur, die ich gerade mache. Hat mir meine Kosmetikerin empfohlen. Die ganzen UV-Strahlen sind das reinste Gift für die Haut und nach diesem Sommer...«
Patrice hörte nicht mehr hin und sah nur Federico an, der mit leidendem Gesichtsausdruck am Tisch saß.
»Er hat eine Kosmetikerin«, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand. Federico nickte nur. Er sah aus, wie ein Mann, der wusste, dass er auf diesem Feld die Schlacht längst verloren hatte und es nicht half sich gegen irgendetwas aufzulehnen.
»Und bist du zufrieden?«, verlangte Claude nun zu wissen.
»Ich denke schon«, Alexis klopfte sich auf die Wangen. »Oder sehe ich etwas wie 29?«
»Nö, eher wie 33«, rutschte es Patrice heraus. Federico beherrschte sich gerade noch, um nicht lauthals loszulachen.
»Claude! Bring deinem Bengel wenigstens Manieren bei!«
Doch jetzt lachte sogar Claude zaghaft. Die ganze Anspannung der letzten Stunde fiel sichtlich von ihm ab. »Nein, ich mag ihn so wie er ist.«
Diese Worte ließen in Patrice buchstäblich die Sonne aufgehen - ohne gefährliche UV-Strahlen, die eine Gesichtsmaskenintensivkur notwendig machten.
Am nächsten Wochenende dann erlebte Patrice sein erstes Doppeldate. Wobei er wohl der Einzige in der Runde war, der es als solches bezeichnete. Claude
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