Con molto sentimento (German Edition)
Eltern waren bei deiner Namenswahl nicht zufällig davon inspiriert.«
Alexis wusste sofort worauf Federico anspielte. »Du meinst, von Denver-Clan und Alexis Colby! Gott bewahre! Nein!« Doch Alexis hatte sich diese Frage selbst auch gestellt und darüber nachgegrübelt. Seine Eltern waren schockiert gewesen ob seiner Assoziation und hatten etwas von einem Griechenlandurlaub gemurmelt, der für sie recht bedeutsam gewesen sein soll. Wahrscheinlich war er auf diesem Urlaub gezeugt worden.
»Aber Denver-Clan war ein Meilenstein für die schwule Emanzipation im Fernsehen.«
»Ja, ja, den Vortrag hat mir Claude auch schon gehalten. Aber wer hätte gedacht, dass Claude so eine Vorzeigetucke sein kann. Denver-Clan, Häagen-Dasz, Prosecco und Pediküre.«
Bei diesen Worten musste Alexis lauthals lachen und kurz darauf stimmte Federico mit ein. Immerhin konnten sie noch miteinander lachen und herumblödeln. Das hatte schon immer funktioniert.
»Ich kann Claude verstehen«, gab Alexis zu und wurde wieder ernst, »dass er Patrice nicht sehen möchte und von dem Kleinen eine Erklärung verlangt, aber er hätte ihn nicht einfach so rausschmeißen dürfen.«
»Ja«, kam es gedehnt von Federico. Sie sahen einander in die Augen. Sie waren sich so nahe und doch so fern. Es gab noch so viel zwischen ihnen, das sie trotz allem verband, keiner wollte das wegwerfen.
Ein Wort, nur ein Wort und alles könnte wieder so sein wie früher. Das wusste sie beide. Doch sie wussten auch, dass es nicht so einfach war. Ein Wort konnte nur der Anfang sein.
»Verdammt noch mal, Alexis«, begann dann Federico und klatschte seine Handfläche auf den Korpus des Flügels. »Wie kann das sein? Ich dachte, ich kenne dich. Wir haben in all der Zeit keine Geheimnisse voreinander gehabt. Es gab immer nur uns beide. Ich wusste immer genau, wie du reagierst, wie du tickst und jetzt... Jetzt glaube ich einen Fremden vor mir zu haben. Ich dachte, wir sind Partner und wir halten zusammen, egal was kommt!«
›Und ich dachte, gerade du verstehst es, was es heißt einem anderen Menschen zu helfen, der von niemand Anderem mehr Hilfe erwarten kann‹, dachte sich Alexis. Aber er war in diesem Moment klug genug es nicht laut auszusprechen. Federico war sich dessen selbst nur zu gut bewusst: Wäre er vor vier Jahren nicht an Alexis geraten, dann hätte er nicht diesen beschwerlichen Weg beschreiten können, der ihn am Ende zu seinem Comeback als Konzertpianist geführt hatte. Ohne Alexis hätte er vielleicht sogar seinen Lebensmut verloren. Ohne Alexis wäre er jetzt nicht finanziell unabhängig und in der Lage auf eigenen Beinen zu stehen.
Alexis hatte damals keine andere Option gesehen, als Federico zu helfen und zu unterstützen. Bedingungslos und mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Himmel noch mal, er war sogar so weit gegangen dass er den Dekan des Konservatoriums bestochen hatte Federicos Konzerttermine abzusagen, um sein Handicap zu vertuschen und dies, ohne dass Federico davon etwas geahnt hatte. Er hatte ihre Beziehung aufs Spiel gesetzt, um Federico zu helfen. Mit der Folge, dass sie damals auch einen ziemlich üblen Streit gehabt hatten. Und jetzt, jetzt hatte er ihre Beziehung wieder aufs Spiel gesetzt, um einem wildfremden Jungen zu helfen.
Ja, er konnte Federico schon verstehen, aber er hoffte, dass Federico auch versuchte – es wenigstens versuchte – in seine Haut zu schlüpfen. Er konnte es nicht mitansehen, dass Patrice vor die Hunde ging. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sich Alexis dem Jungen nicht angenommen hätte, wer weiß, wo Patrice gelandet wäre!
Da Alexis nicht antwortete, schwieg auch Federico. Doch lange hielt es der Pianist nicht aus. »Du redest von Heirat, von unserem Eheversprechen in St. Petersburg. Du möchtest, dass wir uns eine gemeinsame Existenz in England aufbauen, mit einem Haus und dann.... dann... dann...« Federico hielt inne, holte tief Luft und sammelte sich wieder. »Du bist der Mensch, den ich am meisten vertraue, den ich liebe, den ich über alles vergöttere und so dringend brauche und dann wendest du dich gegen mich. Warum hast du nicht mit mir gesprochen, wenn du schon so lange über die Sache Bescheid weißt? Du hättest mit mir reden können. Wir hätten eine Lösung finden können. Und dann musste ich zu Claude stehen, das war ich ihm schuldig.«
»Oh Fedri.« Es tat so schrecklich weh diese Worte zu hören. Alexis fühlte sich innerlich
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