Con molto sentimento (German Edition)
versuchte nicht allzu genau zu lauschen, als er den Wasserstrahl wieder abgestellt und sich in ein großes Handtuch wickelte. Da! Das war doch gewiss Alexis, dieses tiefe Stöhnen. Patrice rubbelte sich die Haare trocken und versuchte an nichts zu denken, an wirklich nichts. Doch sein Körper war ein verräterisches Biest und beinahe wäre es noch so weit gekommen, dass er eine Extrarunde unter der Dusche benötigt hätte. Es war verstörend! Da musste er gestern der Beerdigung seiner Mutter beiwohnen und sein Schwanz scherte sich einen feuchten Dreck um Pietät und Anstand. Patrice biss sich auf die Lippen und lehnte sich gegen die kühlen Fliesen der Wand. Diese körperliche Reaktion rief in ihm noch ganz andere Assoziationen wach: Claude! Er würde es nie zugeben wollen, noch nicht einmal vor Alexis, aber er vermisste den Franzosen. Wie gern hätte er es gehabt, wenn er heute in Claudes Armen aufgewacht wäre. Wenn ihm heute Morgen auch so ein Blowjob verpasst worden wäre, denn ganz gewiss war Federico nahe daran gewesen so etwas bei Alexis zu tun, bevor Patrice hereingekommen war.
Wenn ihm doch nur Claude heute Morgen so zärtlich über den Kopf gestrichen hätte, ganz so wie es Alexis bei seinem Liebsten getan hatte. Warum hatte sich Claude denn nicht bei ihm gemeldet?
Bevor sich Patrice noch vergaß, rieb er mit dem Handtuch über seine Wangen. Er hatte gestern genügend Tränen vergossen, beschloss er. Nebenbei vermied er es auch in den Spiegel zu sehen. Kein Bedarf sein eingefallenes Gesicht und die tief liegenden Augen zu betrachten.
Doch erneut kreisten seine Gedanken um Claude. Es war wie verhext. Wie eine Motte, die ständig um die Straßenlaterne kreiselte. Er konnte damit nicht aufhören. Claude hatte doch über Evas Tod Bescheid gewusst, er hätte doch wenigstens zur Beerdigung kommen könne. Er hätte einfach nur Federico begleiten können.
Natürlich hätte sich Patrice auch direkt bei Claude melden können, vielleicht hätte er es tun sollen. Alexis hatte ihn gefragt, ob er Claude anrufen wollte. Da hatte er abgelehnt. Er wollte nicht als Bittsteller vor dem Franzosen auftauchen. Womöglich wäre Claude nur aus Mitleid auf dem Friedhof aufgetaucht und danach einfach wieder verschwunden. Das hätte Patrice nur noch schwerer verkraftet.
Aber würde ihn Claude jetzt bei der Polizei anzeigen oder nicht? Es war schon merkwürdig. Die ganzen Tage hatte sich Patrice darüber keinerlei Gedanken mehr gemacht. Doch jetzt dachte er wieder darüber nach. Hieß das, dass so langsam wieder der Alltag einkehren musste nach diesen schrecklichen Stunden und Nächten, die er nur mit Schlaftabletten hatte meistern können? Nein, er wollte keinen Alltag. Es war alles noch so frisch und tat weh. Allein der Gedanke an das Grab...
Er gab sich alle Mühe sämtliche Überlegungen bezüglich seiner Mutter und Claude zu verdrängen. Jetzt musste er zunächst mit seinem Vater reden. Das war auch nicht unbedingt besser.
Patrice ging in die Küche und holte die Teekanne aus dem Schrank. Langsam, sorgsam abzählend löffelte er den Schwarztee in die Kanne. Wenigstens Teekochen hatte er bei Alexis gelernt, den Unterschied zwischen Bourbon und Scotch, wie man ein gutes Thaicurry kochte und Hemden bügelte. Immerhin. Lektionen fürs Leben.
»Stehst du das durch?«, erkundigte sich Alexis hinter ihm, wie aufs Stichwort, da er doch gerade an den Briten gedacht hatte.
Patrice nickte nur und zog die Schultern nach oben: »Ich muss wohl, oder?«
»Das ist mein Junge!«, meinte Alexis und verwuschelte ihm die Haare.
Er ließ es geschehen. Wenigstens hatte sich Alexis in einen Pullover und Jeans geworfen. Federico war wohl gerade im Bad, wenn Patrice der Geräuschkulisse Glauben schenkte.
»Wenn du lieber alleine mit ihm...«
»Nein, bloß nicht«, Patrice begann das Geschirr zum Esszimmertisch zu tragen. Alexis folgte ihm. »Und wenn Federico hierbleiben könnte, wäre mir das ganz recht.«
»Mhm?«, Alexis sah irritiert auf, während er sich ein Stück Kandiszucker in den Mund gesteckt hatte. Er war eine Naschkatze, was man ihm nicht unbedingt ansah.
»Wer weiß schon, was mein Vater denkt, oder nicht denkt...«
»Oh!«
»Eben.« Am Ende glaubte Pascal noch, dass Alexis sein Lover wäre. Pascal war ohnehin schon irritiert gewesen, dass sich Alexis so auffällig an Patrices Seite gehalten hatte.
»Hast du dir schon überlegt, was du tun
Weitere Kostenlose Bücher