Con molto sentimento (German Edition)
verlegen um Worte und starrte auf die Tischdecke.
Doch Alexis sprach schon weiter: »Mein Schwager arbeitet für einen großen Spieleentwickler in Kanada. Er hat sich Patrices Arbeit auch schon einmal angesehen.«
Erschrocken blickte Patrice auf. Wie war das? Er hatte Alexis einmal davon erzählt, dass er in einer Community an einem Onlinerollenspiel mitprogrammierte und dies mit großem Spaß und Begeisterung. Dass Alexis so genau zugehört und dies auch noch seinem Schwager weitererzählt hatte und der hatte es für gut befunden? Patrice traute seinen Ohren nicht.
»Sie würden ihm ein Praktikum bezahlen und auch einen Nebenjob als Tester oder was eben anfällt, damit er sich das Studium finanzieren kann. Vielleicht auch ein Stipendium, Patrice wäre nicht der erste Mitarbeiter, den sie sich so heranziehen.«
Alexis sprach Patrice nun direkt an. »Natürlich nur, wenn du das möchtest.«
Patrice starrte nur zurück, völlig fassungslos, als Alexis ihm nun den Namen der Firma nannte. Das war nicht irgendeine kleine Softwareschmiede, das war schon ein etwas größeres Kaliber und er könnte dort vielleicht anfangen zu arbeiten? Das wäre traumhaft!
»Kanada ist doch gar nicht schlecht«, meldete sich Federico zu Wort. »Immerhin sprechen sie dort auch Französisch. Dann wird es für dich auf der Schule bestimmt nicht so schwer.«
Pascal gefiel diese Entwicklung nun einmal gar nicht, das sah man ihm deutlich an. Doch dann gab er nur ein einsilbiges Brummen von sich. »Wenn du das tun möchtest Patrice. Ich bin bereit meinen Teil zu leisten.«
Hier öffnete sich für ihn gerade ein neuer Lebensweg von dem er noch wenige Tage zuvor nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Konnte das wahr sein? Einfach so innerhalb von Sekunden tat sich eine neue Perspektive auf. Die Möglichkeit war beängstigend, ja erschreckend. Aber irgendwie dann auch wieder verlockend. Ein Job bei einer Videospielfirma, die ihm – vielleicht - das Studium zahlten. Oh wow!
Und hieß es, dass er sich bereits entschieden hatte?
26
Es war das letzte Konzert ihrer Tournee und ausgerechnet jetzt ging so wirklich alles, aber auch wirklich, wirklich alles schief. Ein besonderer Fall von Murphys Gesetz sozusagen.
Claude stand jetzt schon gefühlte zehn Minuten vor dem Pissoir und sein Körper schien sich nicht entscheiden zu können, ob er nun Wasser lassen sollte oder nicht. Ein sicheres Anzeichen dafür, wie nervös er war. Normalerweise ließ ihn sein kleiner Freund nie im Stich.
»Oh, jetzt komm schon«, redete er seinem Schwanz gut zu, doch der war heute wenig kooperationsbereit.
Als er wieder in den Flur hinaustrat, musste er sich alle Mühe geben es gegenüber seinen Kollegen nicht zu zeigen. Gott, er wäre in diesen Minuten am liebsten getürmt. Die Idee sich ein Taxi zu rufen und einfach zum Flughafen zu fahren, um sich in ein weit entferntes Urlaubsziel fliegen zu lassen, hatte definitiv ihren Reiz.
Apropos Flughafen, mit der Zielgenauigkeit eines Torpedos richteten sich seine Gedanken auf Patrices bevorstehende Abreise. Nein, nicht auch noch das. Er hatte jetzt im Moment genug Sorgen, er konnte nicht auch noch darüber nachdenken. In den letzten Tagen hatte er über Patrice und seine eigene Zukunft auch genügend nachgegrübelt. Federico war nicht mehr so häufig in Claudes Wohnung gewesen – verständlicherweise – also war er zwangsläufig dazu verdammt gewesen sich mit seinen Gefühlen und Vorstellungen von einer Beziehung auseinander zu setzen. Leider hatte er nicht den Eindruck, dass es ihn sonderlich weiter gebracht hätte.
Noch dazu, dass Patrice heute Abend hier war. Der Kleine hatte es so gewollt und Alexis bekniet ihm Karten zu besorgen. Gleich nach dem Konzert würde Patrice in Richtung Flughafen aufbrechen müssen, um seinen Flieger nach Kanada zu erwischen. Warum war er bloß gekommen? Diese Frage stellte sich Claude nicht zum ersten Mal. Wollte sich Patrice noch einmal von Angesicht zu Angesicht bei ihm entschuldigen? Wollte er sehen, was von ihrer Beziehung noch zu retten war? Die Antwort auf diese letzte Frage würde auch Claude brennend interessieren. Jedoch vermote er auch keine Antwort darauf zu geben.
Er wusste, dass ihm Federico am liebsten an die Gurgel gehen wollte, wenn nicht sogar noch Schlimmeres. Federico hatte zu ihm gehalten, sich sogar gegen Alexis gestellt. Doch jetzt, nachdem Patrices Mutter gestorben war und Patrice auch
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