Con molto sentimento (German Edition)
heute Morgen würde er sich nicht mehr davor drücken können. Pascal würde zum Frühstück vorbeikommen. Selbstverständlich – Oder auch zum Glück? - ohne seine neue Frau, Marissa, die es vorzog shoppen zu gehen. Marissa hatte sich ohnehin unmöglich auf der Beerdigung aufgeführt. Sie hatte ohne Unterlass geheult, als ob sie ihre eigene Mutter verloren hätte. Patrice hatte es als ziemlich irritierend empfunden.
Er wusste wirklich nicht, wie er sich gegenüber seinem Vater verhalten sollte. Der Mann war ihm wie ein Fremder, auch wenn eine gewisse äußere Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen war. Über was sollten sie heute denn reden? Pascal hatte ihn und seine Mutter vor mehr als zehn Jahren verlassen. Patrice hatte nicht in Pascals Lebenskonzept gepasst, der Mann hatte ein paar Jahre lang die Vaterrolle ausgeführt bis es ihm zu anstrengend geworden war. Wie sollte Patrice so etwas je vergessen können? Welcher Vater tat schon so etwas? Und nicht nur das, Pascal hatte Eva damals sogar dazu gedrängt, dass sie Patrice abtreiben sollte. Eva hatte ihm davon erzählt, in einer schwachen Stunde. Mit Sicherheit hatte sie es später bereut diese bittere Wahrheit ans Licht gebracht zu haben.
Patrice streckte den Kopf und erst jetzt fiel ihm auf, dass er gar nicht im Gästezimmer oder auf der Couch geschlafen hatte. Alexis musste ihn wohl gestern Abend in das Schlafzimmer gebracht haben. Hatte er etwa alleine in diesem Doppelbett genächtigt? Aber wo hatten dann Federico und Alexis geschlafen? Patrice war ja so froh, dass die beiden jetzt wieder zusammen waren. So wie es sein sollte. Die beiden konnten doch gar nicht existieren, wenn sie voneinander getrennt waren! Aber hier waren sie definitiv nicht gewesen.
Also stand er auf und tappte zur Tür. Von der anderen Seite des Flures hörte er gedämpfte Stimmen. Eben genau aus dem Gästezimmer. Alexis und Federico hatten doch nicht etwa auf dieser schmalen Pritsche übernachtet? Etwa ihm zuliebe? Patrice klopfte zaghaft an den Türrahmen, das Gespräch verstummte und man hörte das vielsagende raschelnde Geräusch von Bettzeug, das über einen Körper gebreitet wurde. War er da etwa in etwas hereingeplatzt?
»Komm rein!«, hörte er Alexis und doch zögerte Patrice, als er die Klinke hinabdrückte. Alexis saß mit dem Oberkörper an die Wand gelehnt, ein Kissen in den Rücken gestopft. Federico hatte es sich auf Alexis‘ Schoß bequem gemacht oder, um es präziser zu beschreiben, er nutzte dessen Oberschenkel als Ablagefläche für seine verschränkten Arme. Eine Hand von Alexis ruhte auf Federicos Haarschopf, wanderte gerade ganz beiläufig hinab in den Nacken des Pianisten.
Natürlich fiel Patrice auf, dass die Klamotten der beiden Musiker in schönster Unordnung um das Bett herumverstreut waren. Keine Frage, womit man sich hier in der Nacht die Zeit vertrieben hatte.
»Ahm... Guten Morgen, soll ich... soll ich das Frühstück vorbereiten?« Patrice musste sich räuspern und er wusste nicht wohin er blicken sollte. Er konnte ja schlecht auf Alexis‘ Nippel starren oder Federicos Hintern, der nur recht nachlässig von der Bettdecke vor neugierigen Blicken geschützt war.
»Mach das, aber geh dich vorher noch duschen und zieh dir etwas anderes an bevor dein Vater vorbeikommt.«
Patrice sah an sich herab. Oh, ja, da hatte Alexis recht. Er trug noch das Hemd von gestern, nun über alle Maßen zerknittert und den weißen Stoff zierten ein paar Flecken von der Tomatensoße vom Auflauf. Komisch, das war ihm am Abend gar nicht mehr aufgefallen. Seine Füße steckten noch in den schwarzen Baumwollsocken, wobei er eines der Teile wohl im Bett verloren haben musste. Patrice kratzte sich am Kopf. Er musste ziemlich fertig aussehen, nun ja, er fühlte sich auch ziemlich fertig.
»Okay, dann geh ich duschen«, wiederholte er mechanisch und schloss die Tür hinter sich.
Während er sich im Badezimmer zu schaffen machte, dachte Patrice darüber nach, dass es wohl von Alexis nicht ganz uneigennützig gewesen sein mochte ihn unter die Dusche zu schicken. Vielleicht wollten die beiden diese kostbaren Minuten noch für einen kleinen Morgenquickie nutzen. Ob Alexis wohl Federico an seinen Hintern heranließ? Alexis war wohl eher der dominante Typ, doch Patrice hatte beobachten können, wie Federico zum Beispiel beim Fechten abgehen konnte. Himmel noch mal, es war schon erbärmlich. Was sollten diese Gedanken denn jetzt?
Er
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