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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Nicht in der Pause, nicht nach dem Konzert hatte ihn Claude aufgesucht.
     
    Alexis schwieg, doch Patrice benötigte auf diese Frage auch gar keine Antwort. Er seufzte und erhob sich von dem Plastiksitz in der Flughafenhalle. Er musste so langsam aber sicher los. Er war bereits eingecheckt und hatte das Gepäck aufgegeben, aber wer wusste schon, wie lange er bei den Sicherheitschecks brauchen würde. In einer halben Stunde würde das Boarding beginnen, es war höchste Zeit, dass er durch den Metalldetektor ging.
     
    Alexis, der ihn zum Flughafen gefahren hatte und nun neben ihm saß, zückte ein schmales Heft und kritzelte etwas darin herum. Patrice schenkte ihm keine Beachtung, bis er das charakteristische ›Ratsch‹ hörte, als Alexis ein Blatt Papier aus dem Heft heraustrennte, einmal faltete und ihm in die Hand drückte.
     
    »Was ist das?« Patrice faltete es wieder auseinander. Natürlich konnte er sich denken, was es war. Er hatte allerdings so etwas noch nie aus der Nähe gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten.
     
    »Das ist ein Scheck über 10.000 Pfund«, geruhte Alexis zu erklären und dies so beiläufig, als ob es sich um den Abholschein für die Reinigung handeln würde.
     
    »Lex, ich... Was soll das?«
     
    »Du wirst dir eine Wohnung einrichten müssen, Bücher für die Schule, vielleicht einen Nachhilfelehrer. Es wird keine leichte Zeit werden, aber vielleicht macht es dir das etwas leichter, etwas sorgenfreier.«
     
    »Gott, Lex«, Patrice wusste nicht, was er sagen sollte. Er wischte sich verstohlen die Tränen aus dem Augenwinkel, die sich dort gebildet hatten. Womit hatte er es verdient, dass sich Alexis so um ihn kümmerte? In den vergangenen Tagen hatte er sich diese Frage oft gestellt. Alexis war nun wirklich der einzige Lichtblick gewesen, seit seiner Trennung von Claude und dem Tod seiner Mutter. Ohne dessen Hilfe und Unterstützung hätte er das alles nie durchgestanden. Und dann auch noch das Angebot bei der Computerspielfirma mitzuarbeiten. Überhaupt eine neue Perspektive und Zukunft zu haben. Alexis war auch mit ihm zur Polizei gegangen, wo er endlich die Zeugenaussage gemacht hatte. Die Ermittlungen gingen nun in eine völlig neue Richtung und Patrice wurde nicht behelligt.
     
    »Du hast wirklich schon genug für mich getan«, stammelte er und wollte den Scheck wieder zurückgeben, was Alexis natürlich nicht zuließ.
     
    »Ich brauche das Geld nicht und ich glaube, es wäre nicht besser investiert. Zurzeit sind die Zinsen ohnehin im Keller.«
     
    »Ich zahle es dir zurück. Ehrenwort.«
     
    Alexis lächelte: »Darüber mach dir keine Gedanken. Wenn du diese Chance ergreifst und etwas daraus machst, dann wäre das schon genug.«
     
    Patrice nickte, denn er war nicht mehr im Stande zu sprechen. Er und Alexis umarmten sich noch ein letztes Mal, der Scheck wanderte in Patrices Rucksack und er machte sich auf in Richtung Sicherheitsschleuse.
     
    »Patrice! Patrice! Warte!« Wieder blieb ihm das Herz stehen und er drehte sich um. Claude rannte geradewegs durch die Halle auf ihn zu. Zum Glück waren nicht mehr viele Leute unterwegs, Claude hatte sie wohl geradewegs umgerannt. Dicht dahinter Federico, wenn auch nicht ganz so zügig. Federico sah Alexis und gesellte sich zu seinem Partner. Patrice winkte er freundlich zu.
     
    Es war das erste Mal, dass er Claude sah seit diesem Abend an welchem die ganze Wahrheit über die Schlägerei an der Bushaltestelle ans Licht gekommen war. Was für eine Ironie! Der Ort der Schlägerei, das war nicht weit weg von dieser Flughafenhalle gewesen.
     
    Claude sah nicht anders aus, noch genau so jungenhaft, mit den braunen Haaren und den Augen. Er war beim Friseur gewesen, die Haare fielen ihm etwas anders ins Gesicht und neben der Nase hatte er diese kleine, weiße Stelle. Eine Windpockennarbe. Alles ganz normal, als ob nichts gewesen wäre.
     
    Claude verlangsamte seine Schritte und blieb vor ihm stehen. Er zögerte und Patrice erging es nicht anders. Was hieß diese überhastete Ankunft denn nun? Ja, er hatte gehofft, dass Claude noch auftauchen würde. Aber hieß es, das alles vergessen und vergeben war? Alles wieder in Ordnung war? Konnte es so einfach sein?
     
    »Claude«, begann er und wusste schon nach diesem einen Wort nicht mehr weiter. Was sollte er bloß sagen? Man sollte doch meinen, dass er sich Gedanken darüber gemacht hatte. Aber selbst wenn dem so gewesen wäre, alle Pläne und zurechtgelegten Worte wären nun wie

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