Con molto sentimento (German Edition)
perfekten Handkuss. Selbstverständlich berührte er damit nicht die Haut der Dame mit den Lippen, sondern verharrte kurz über der Handfläche und richtete sich danach wieder auf. Mit Mister Arrowfield schüttelte er die Hand. Ein kurzer, fester Händedruck, wie er im Lehrbuch stand.
Die beiden Herrschaften baten ihn Platz zu nehmen doch er blieb noch stehen, ging um den Schreibtisch herum und rückte Mistress Arrowfield den Sessel zurecht. Er war sich ziemlich sicher allein schon in diesen ersten Minuten hatte er gepunktet. David Arrowfield nickte beifällig.
»Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten.«
»Natürlich, gerne. Leider litt unter der Spontanität meine Garderobe.« In der Tat war er gar nicht seiner Stellung gemäß angekleidet: In einer schwarzen Jeans und einem schwarzen Hemd, das er aber noch zuvor gebügelt hatte, um die gröbsten Falten herauszubekommen.
»Nur allzu verständlich«, entgegnete Mistress Arrowfield nachsichtig. »Wir sind auch in einer ziemlichen Notlage nachdem unser vorheriger Butler so schnell ausscheiden musste.«
»Ich hoffe, nichts Ernstes.«
»Familiäre Gründe.«
Gareth nickte und fragte nicht weiter nach.
»Was hat Sie dazu veranlasst bei den Jacobs zu kündigen?« Also kamen sie gleich zur Sache. Aber Gareth nahm ihnen die Frage nicht übel. Er hätte genau die selbe Frage gestellt, war sie doch von immanenter Wichtigkeit und er hatte sich bereits die Antwort darauf überlegt. Nichtsdestotrotz wartete er kurz bis er zum Reden ansetzte. Es sollte ja nicht einstudiert klingen. »Die Lage im Nahen Osten war mir um ehrlich zu sein, zu angespannt und risikoreich. Außerdem vertrage ich das Klima nicht so gut.« Das war nahe an der Wahrheit, nachvollziehbar und knapp gehalten. Gareth verlor kein Wort über seinen früheren Arbeitgeber. Das geziemte sich nicht. Diskretion war oberste Richtlinie in seinem Job. Genau genommen dürfte er nicht einmal den Namen Jacob nennen. Was er auch nicht getan hatte.
»Sprechen Sie Chinesisch oder warum gefällt Ihnen Asien besser?«
»Ich kann mittlerweile eine Nudelsuppe bestellen ohne jemanden dabei zu beleidigen«, entgegnete Gareth trocken und der kleine Witz wurde mit höflichem Gelächter quittiert. »Ich habe mir auch Grundkenntnisse in Arabisch angeeignet. Wenn Sie es unterstützen, dann bin ich gerne bereit die Landessprache noch eingehender zu studieren.«
»Welche Sprachen sprechen Sie sonst noch?«
»Französisch, etwas Deutsch, ein paar Brocken Italienisch. Das bevorzugte Reiseziel meiner Eltern.«
»Ihre Eltern leben in England?«
»Cardiff.« Natürlich wies er sie nicht darauf hin, dass dies nicht England, sondern Wales war. Nein, er würde hier keinen auf Patriotismus machen, nicht bei einer so alten englischen Familie.
»Aha.«
»Mister Bennett hat Sie uns ausdrücklich empfohlen. Warum denken Sie, dass dem so war?«
»Ich war in der Nähe«, entgegnete Gareth schlagfertig. »Außerdem suche ich ein neues Betätigungsfeld.«
»Die Jacobs haben Sie nur in höchsten Tönen gelobt und Ihren Weggang sehr bedauert.«
Gareth schwieg auf diese Worte. Diskretion. Es konnte eine Falle sein, womöglich wollten sie ihn erneut testen. Oder es entsprach der Wahrheit und sie hatten sich in der Tat über ihn erkundigt.
Das erstere war der Fall, denn Elizabeth studierte sein Pokerface und lächelte dann ihren Mann an: »Ich glaube, in diesem Punkt wird aus ihm kein Wort herauszuholen sein.«
»Wie alt sind Sie Mister Jones?«
»26.«
»Haben Sie Erfahrung mit Kindern?«
»Ich habe bei meinem früheren Arbeitgebern Erfahrung gesammelt. Allerdings glaubte ich, Ihre Kinder hätten keinerlei Betreuung mehr nötig, weil sie alt genug seien.«
»Das ist richtig« , bestätigte Elizabeth. »Jedoch ist es mir dennoch wichtig. Außerdem hat unsere älteste Tochter bereits einen kleinen Sohn. Sie besuchen uns häufig.«
Gareth fand es regelrecht erfrischend und auch bemerkenswert, dass Elizabeth Arrowfield so aktiv in diesem Vorstellungsgespräch mitmischte. Er kannte das eher, dass die Ehefrauen nur wenige Sätze sprachen und sich ansonsten heraushielten. David und seine Frau verhielten sich wie gleichrangige Geschäftspartner bei einer Verhandlung. Gareth mochte die Frau und auch Mister Arrowfield schien ihm ganz vernünftig zu sein.
»Was haben Sie vor der Butlerschule getan?«
Auch diese Frage
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