Con molto sentimento (German Edition)
Botschaft, die das Gebäck enthielt, bevor er antwortete. »Gut. Wir machen Fortschritte. Auch wenn deine Vertretung die Geigen nicht im Griff hatte. Ich schätze, Izumi wird in naher Zukunft den Mund nicht mehr so voll nehmen.«
»Schön zu hören. Mister GayDreamy hat mir eingeschärft diese Woche im Bett zu bleiben, aber sofern...«
»Und du wirst auch schön brav im Bett bleiben!«, unterbrach ihn Federico. »Dann sehen sie auch mal wie es ist, wenn du fehlst. Deine Gesundheit solltest du wegen des Orchesters nicht aufs Spiel setzen.«
Dann las Federico den Inhalt des kleinen Zettelchens vor, den er in seinem Glückskeks gefunden hatte: »Tu es oder lass es, es gibt kein Versuchen... Ich glaube, das kenne ich.«
»Konfuzius«, behauptete Claude im Brustton der Überzeugung, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte. Aber es klang ganz nach so einem Philosophen.
»Yoda«, hielt Patrice eifrig entgegen. »Das ist aus Star Wars, Episode fünf. Die Szene in der er Luke...«, er brach ab und räusperte sich verlegen, als er die Blicke der beiden anderen auf sich wusste. »Ich konnte die Filme, also die alten Filme, früher alle mal mitsprechen«, murmelte er.
Claude winkte ab: »Na ja, jedem das seine. Federico kann sämtliche Klaviersonaten von Beethoven auswendig spielen, das ist auch ziemlich abgefahren.«
»Hey, das ist immerhin mein Beruf. Star Wars Zitate erkennen, gilt so weit ich weiß noch nicht als Beruf.«
»Star Trek kann ich auch. Zumindest Film eins bis neun. Wie viele Klaviersonaten von Beethoven gibt es denn?«
»32«, antwortete Federico. »Aber Claude hat unrecht, ich kann zwar alle spielen, aber auswendig kenne ich sie deswegen noch nicht.«
Claude und Federico sahen sich gegenseitig an.
›Nerd!‹, dachte Claude und widmete sich dann wieder seinen Nudeln, während Federico erklärte: »Es gibt 32 Sonaten. Aber Claude hat unrecht, ich kann zwar alle spielen, aber auswendig kenne ich sie deswegen noch nicht.«
»Claude, was wirst du eigentlich bei der Polizei aussagen?« Patrice mühte sich reichlich mit den Essstäbchen ab. Federico hatte ihm gezeigt wie man richtig mit dieser Art von Besteck umging. Nun saß der Kleine mit vor Konzentration gefurchter Stirn auf dem Boden, die Finger krampfhaft um die schlanken Holzstäbchen gelegt.
»Was soll ich schon aussagen, wenn ich ohnehin niemanden gesehen habe in diesem ganzen Tumult«, gab Claude genervt zurück. Diese Tatsache ärgerte ihn selbst wahrscheinlich am meisten, dass er nicht dafür sorgen konnte, dass diese wilden Barbaren ihre gerechte Strafe bekamen. Wer wusste schon, ob sie nicht bereits wieder Unschuldige angepöbelt hatten.
»Aber du warst ja nicht alleine dort. Vielleicht können sich die anderen beiden an die Täter erinnern. Oder die Mädchen von denen du erzählt hast. Sie haben doch auch die Polizei gerufen«, warf Federico beschwichtigend ein und klopfte Claude aufmunternd auf den Schenkel.
»Solche Leute gehören weggeschlossen. Die verprügeln doch jeden, dessen Nase ihnen nicht passt und wenn man nicht einmal mehr mit seinem Freund in der Stadt Händchen halten kann, dann sind wir ja gleich wieder in Nazideutschland angekommen«, polterte Claude los und warf seine Essstäbchen auf den Couchtisch. Es tat gut den angestauten Zorn loszuwerden.
»Also Claude«, Federico warf ihm einen unsicheren Blick zu und räusperte sich. »Ich weiß nicht, ob das jetzt so passend ist.«
»Natürlich ist das passend, verdammt noch mal! Die haben Schwule damals genauso in ihre Konzentrationslager gesteckt wie Juden und Behinderte und Priester und was weiß ich... Vielleicht waren diese Typen sogar Neonazis.«
Federico sah Patrice an und ignorierte Claudes Ausbruch: »Hast du denn nichts bemerkt? Du bist doch fast zur gleichen Zeit an die Haltestelle gekommen. Du müsstest diese Kerle doch noch Türmen gesehen haben.«
Patrice sah ganz und gar erschrocken drein, die Stäbchen vergessen in der rechten Hand haltend. »Was ich? Nein, ich... Ich hab nichts bemerkt«, stotterte der Junge.
»Ist dir denn gar nichts aufgefallen?«
»Nein, sag ich doch«, wehrte Patrice vehement ab, die Stimme schrill und Claude fragte sich warum der Junge so austickte. Aber vielleicht war es die Angst mit der Polizei in Kontakt zu kommen. So weit Claude wusste war Patrices Bruder in dieser Hinsicht kein Unschuldslamm. Luc war genau so ein Brutalo wie die Kerle gestern.
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