Con molto sentimento (German Edition)
heraus.
»Ja, das ist das Erschreckende an der Sache, es hätte jedem passieren können. Zum Glück ist nicht mehr geschehen.«
»Nein, du bist nur zusammengetreten worden als ob das nicht schon schlimm genug wäre.«
»Genug der trüben Gedanken«, gebot Claude und drückte Federico an sich, der küsste ihn freundschaftlich auf die Lippen.
»Uns bleibt nur eins zu tun: Uns wieder aufrappeln und am nächsten Tag wieder aufstehen. Wir lassen uns davon nicht unterkriegen, okay?« So tapfer und kaltschnäuzig sich das auch anhören mochte, Claude wäre an diesem Abend wirklich nicht gerne alleine in seiner Wohnung gewesen. Er würde wegen dieses unglücklichen Zwischenfalls – Denn er nahm sich vor es als solchen zu bezeichnen. Ein Zwischenfall, nicht mehr. – nicht sein tägliches Leben ändern. Er würde trotzdem noch mitten in der Nacht alleine von den Clubs heimlaufen oder sich auch mal zu einem Quickie in einer dunklen Gasse hinreißen lassen... und doch war da nun in seinem Hinterkopf dieser kleine, mulmige Gedanke, dass es wieder passieren könnte.
»Du weißt doch was die gute alte Gloria Gaynor gesagt hat: ›I will survive!‹«, murmelte er und grinste. »Die alten Discoqueens hatten schon recht.«
»Ja.« Federico lächelte, dann griff er in seinen Rucksack und holte zwei DVDs hervor.
»Okay, dann zum vergnüglichen Teil: Wir hätten einmal Last Cock standing Grins nicht so, ich habe Blut und Wasser geschwitzt, als ich den in der Videothek ausgeliehen habe. Nebenbei, das war mein erster Porno, den ich überhaupt ausgeliehen habe. Dann noch Christopher und Heinz - Eine Liebe in Berlin eine autobiografische Verfilmung über Christopher Isherwood. Ein gewisser Gentleman, der mir sehr teuer ist, hat mir den Film wärmstens empfohlen. Ich habe ihn aber selbst auch noch nicht gesehen. Mich wundert es ja ohnehin, dass sie so einen Film in dieser billigen Videothek bei euch um die Ecke haben«, fügte Federico noch mehr zu sich selbst an.
Klar, Alexis Arrowfield, niveauvoll selbst bei der Auswahl seiner Filme. Die wenigen Filme mit homosexuellem Hintergrund, die keine Pornos waren und die Claude kannte, konnte er an einer Hand abzählen. Fast war er versucht Federico zu dem Porno zu überreden. Aber vielleicht auch nicht. Federico wäre es peinlich, der wurde doch schon bei Queer as Folk rot wie eine Tomate.
Claude nahm die Isherwood-Verfilmung in die Hand und überflog den Klappentext. Es ging um einen englischen Schriftsteller, der einige Zeit im Berlin der Roaring Twenties verbracht hatte.
»Solche Filme schaut sich dein Alexis ernsthaft an?«
»Ich glaube, in Wahrheit hat er es nun angesehen, weil der Hauptdarsteller der aktuelle Doctor Who ist«, rückte Federico mit der Wahrheit heraus. Doctor Who, so ein typisch britisches TV-Phänomen, das sich einem wohl nur erschloss, wenn man von der Insel stammte.
Claude reichte Federico die DVD-Hülle. Man konnte es ja einmal probieren. »Kommen denn wenigstens Sexszenen drin vor?«
»Ich sehe schon, dir geht es wieder besser«, bemerkte Federico trocken. Alexis hätte es nicht trefflicher ausdrücken mögen.
8
Patrice war unglaublich erleichtert gewesen, als Claude bekannt hatte sich nicht mehr an die Gesichter der Schläger erinnern und sie überhaupt auch gar nicht richtig hatte erkennen können. Für den Musiker war alles so schnell gegangen, so unerwartet. Ein Unglück für Claude und die beiden anderen Männer, die Opfer dieses Gewaltausbruchs geworden waren. Was für ein Glück jedoch für Patrice!
Er fühlte sich noch immer hundeelend wenn er an jenen Abend zurückdachte. Er hatte in der Nacht danach nicht schlafen können und hatte den ganzen Morgen hinter seinem Fenster gesessen, um ja zu sehen wann Claude aus dem Krankenhaus zurückkam. Natürlich hatte er auch daran gedacht selbst ins Krankenhaus zu fahren. Man hatte ihm ja gesagt in welches Klinikum Claude eingeliefert worden war. Doch schließlich hatte er sich zu so einem Schritt nicht durchringen können. Feigling, der er nun einmal war.
Natürlich hatte er sich ebenfalls darüber den Kopf zerbrochen ob und wie er Claude die Wahrheit sagen konnte. Doch spätestens als dieser Honoré ihn angewiesen hatte, dass Claude seine Ruhe bräuchte, hatte ihn aller Mut verlassen. Er würde Claude nur aufregen und das war ja nun einmal nicht, was der Arzt empfohlen hatte.
Doch trotz allem war es nett gewesen, befand
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