Con molto sentimento (German Edition)
wie Claude die Einkäufe versorgte, Tüten auspackte, Lebensmittel wegräumte und seine gebügelte Wäsche aufräumte, die neben Patrice auf der Couch gelagert hatte.
»Besser?«, erkundigte sich Claude, als er die letzten Hemden in seinem Schlafzimmer verstaut hatte. Mittlerweile war bestimmt eine Viertelstunde vergangen.
Patrice nickte: »Ja, danke.«
»Klar, kein Problem.«
Bevor Claude wieder davonhuschen konnte, war es nun an Patrice ihn am Ärmel festzuhalten. »Claude...«
»Ja?« Es musste wohl irgendetwas in Patrices Tonfall sein, das Claude dazu veranlasste sich neben ihn zu setzen. Claude nahm ihm das Handtuch ab und legte es fein säuberlich zusammen. Die Eiswürfel hatten sich längst verflüssigt.
Patrice blickte auf seine Finger, die sich wie zum Gebet ineinander verschlungen hatten. Doch er schwieg wieder. Aller Mut war dahin.
»Wo ist eigentlich deine Brille?«
»Mhm?«, machte Patrice und wurde sich erst jetzt bewusst, dass er seine Brille vor lauter Eile wohl bei Jean auf der Strandmatte vergessen hatte.
»Dich hat es ja ganz schön erwischt. Vielleicht wäre es besser du gehst zu einem Arzt.«
»Nein. So ist es nicht. Ich meine, es ist kein Sonnenstich oder so was in der Art.«
»Nein?«
Patrice schüttelte den Kopf. »Jean hat im Freibad versucht mich zu küssen. Er hat solche Andeutungen gemacht und dann... Dann hat Luc mich gesehen und ich glaube, er denkt jetzt, dass ich schwul bin.«
»Aha«, machte Claude und Patrice war sich nicht einmal sicher, ob dieser ihn verstanden hatte, denn mehr sagte Claude nicht. Ihm selbst klopfte das Herz schier bis zum Hals.
»Sieht er gut aus?«
»Wer?«, fragte Patrice perplex und atemlos zurück.
»Dieser Jean? Wer denn sonst?«
Ja, wer denn sonst. »Geht so... Ich will nichts von ihm«, verteidigte sich Patrice dann.
Claude grinste nur, widersprach jedoch nicht und wartete bis Patrice erneut das Wort ergriff. Der setzte sich auf und brachte alle Kraft auf, um Claude fest in die Augen zu blicken. »Denkst du, dass ich schwul bin? Ich meine, wenn es jemand erkennen würde, dann doch du, oder?«
Diese Frage schien sogar Claude zu überraschen und er sah für einen kurzen Moment reichlich überfahren aus. Doch dann fing er sich wieder, schüttelte den Kopf und meinte: »Es geht nicht darum, was andere über dich denken, sondern wie du dazu stehst. Außerdem was soll das heißen, ich würde es erkennen?«
Dass Claude ausgerechnet so eine Phrase von sich geben würde, hätte Patrice klar sein müssen. Dazu hatte er den Musiker in den letzten Tagen zu oft darüber reden hören, dass es ihm egal war, was sein Umfeld über ihn dachte und dass er seinen eigenen Weg ging. Dass ihn die Menschen so akzeptieren sollten, wie er nun einmal war und nicht wie er nach ihrer Vorstellung nach sein sollte. Deshalb tat er sich auch so schwer noch einmal eine Beziehung mit diesem Arzt, Mister GayDreamy, einzugehen, weil dieser nicht den Mut hatte offen schwul zu leben.
»Also?«, bohrte Claude sanft nach und schlang einen Arm um Patrices Schultern. »Bist du schwul?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Patrice, seine Stimme klang so verzweifelt wie er sich selbst fühlte. Warum war das so kompliziert? Warum konnte es nicht so einfach sein wie beim Programmieren. True oder false . Wahr oder falsch. 0 oder 1. Es gab kein Dazwischen; nur entweder oder.
»Hast du schon einmal an Männer gedacht während du Sex hattest?«
Falsches Thema. Patrices sexuellen Erfahrungen beschränkten sich auf Soloeinlagen unter der Bettdecke. Oder zählte Solo-Sex etwa auch dazu?
›Ich hab beim Wichsen schon einmal an dich gedacht.‹ Nun, das konnte er ja jetzt auch schlecht sagen. Also nickte er nur zögerlich.
»Und du würdest gerne einmal wissen, wie es ist mit einem Mann ins Bett zu gehen?«
»Irgendwie schon«, bekannte Patrice leise, bevor er darüber nachgedacht hatte. »Oh Gott!«, er schluchzte auf.
Claude an seiner Seite seufzte nur und drückte ihn an sich. »Nur, weil du es mit einem Mann ausprobieren willst, heißt das noch nicht, dass du schwul bist.«
»Nein?«
»Oh nein«, hier lachte Claude beinahe, wie konnte er solche ernsten Dinge, so locker sehen? »Außerdem bist du noch so jung, da ist das ganz normal, dass man sich über seine Sexualität Gedanken macht. Wie war es denn, als du mit einem Mädchen zusammen warst?« Claude meinte es
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