Con molto sentimento (German Edition)
wenn du dir eine Lungenentzündung einfängst.« Und schon hatte Claude seine Wohnungstür aufgesperrt und Patrice mit hineingezogen.
Patrice wollte zuerst noch protestieren, aber dann musste er Claude im Stillen recht geben. Er hatte auch keine Lust sich die Standpauke seiner Mutter oder seines Stiefvaters anzuhören, warum er so bescheuert war mitten durch einen Gewitterregen zu laufen.
»Geh ins Badezimmer«, wies ihn Claude an. Natürlich, dem Parkettboden in Claudes Flur und Wohnzimmer würde die Nässe wohl nicht gut bekommen.
Claude warf ihm ein großes Handtuch zu. Während sich Patrice damit den Kopf trocken rubbelte griff Claude nach seinem Shirt und wollte es ihm aus der Hose ziehen.
Patrice trat einen Schritt zurück und stieß prompt mit dem Knie gegen die Toilette.
»Verdammt, nein.« Aber eigentlich war es so dumm von ihm, er hätte schon gar nicht mit in Claudes Wohnung kommen sollen, wenn ihm dessen Fürsorge zu viel war.
Claudes Hände zogen sich sofort zurück. »Du solltest die nassen Klamotten ausziehen«, erklärte er dann völlig pragmatisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Den Teufel würde er tun. Er würde sich doch nicht vor Claudes Augen hier ausziehen. Wäre er so ein Typ wie die Männer in den Clubs, dann würde er sich liebend gerne von Claude entblättern lassen. Aber das war er nicht. Er war absolut unerfahren und eigentlich machte es ihm sogar richtiggehend Angst, wenn er darüber nachdachte, was Claude alles mit ihm anstellen konnte. Auch, wenn er es dann doch wieder wollte. Oh dieser Zwiespalt!
»Was ist los mit dir?« Claudes Hände legten sich um seine Schultern und Patrice wischte sich schnell mit dem Handtuch über das Gesicht. Er traute seiner Gemütsfassung nicht, natürlich wäre es mehr als peinlich jetzt vor Claude anzufangen zu weinen, doch Patrice war nahe daran, als er diesen besorgten Tonfall hörte. Wie schaffte es Claude nur immer wieder mit dieser sanften, besorgten Stimme Patrice um seine Fassung zu bringen? Und wie konnte Claude so schnell umschalten, mal war er skrupelloser Aufreißer in einem Schwulenclub und jetzt wieder so warmherzig und soft.
»Ich habe dich mit diesem Typ gesehen.«
›Sehr gut Patrice‹, schallte er sich selbst in Gedanken. Als ob Claude das nicht selbst bemerkt hätte.
»Ich dachte, dass wir beide... Aber nein, natürlich nicht«, murmelte er bevor ihm bewusst wurde, wie diese Worte aufgefasst werden konnten. Seine Wangen brannten.
»Wir beide was?«
»Ich dachte, du wolltest... wolltest mich.« Patrice brachte es nicht über sich den anderen bei diesen Worten anzusehen und er setzte sich auf den Rand der Badewanne, vergrub seine Zehen in dem flauschigen Badvorleger.
»Was meinst du genau?«
»Weißt du, ich denke so oft darüber nach... Denke beim Wichsen an dich...«
»So etwas Süßes hat auch noch nie jemand zu mir gesagt«, erwiderte Claude trocken und zog sich sein eigenes Shirt über den Kopf, griff nach einem weiteren Handtuch und trocknete sich die Haare. Als Patrice nichts mehr sagte, musterte er ihn von Kopf bis Fuß.
»Du willst also wissen, wie es ist mit einem Mann?« Claude ging aus dem Bad und kramte nach etwas in seinem Kleiderschrank.
»Ja.... nein. Eigentlich, will ich dich.« Patrice war sich nicht sicher, ob er es laut genug gesagt hatte. Vielleicht hatte es Claude auch überhört. Vielleicht wäre das besser gewesen.
Dann hörte er wie die Schranktür knallend zufiel. Anschließend Stille. Es war, als ob eine Bombe zwischen ihnen explodiert wäre. Eine lautlose Bombe, aber nicht weniger verstörend und schockierend in ihren Folgen. Patrice hatte es gesagt! Gott, er war über seinen eigenen Mut erschrocken. Aber es fühlte sich gut an.
Und was tat Claude? Er setzte sich auf das Bett und lachte. Er lachte, dieser Bastard! Patrice ballte die Faust. Er kämpfte jetzt schon seit Wochen mit diesen widersprüchlichen Emotionen. Er fühlte sich noch immer schuldig gegenüber Claude, noch immer wusste der nichts von Patrices Beteiligung an der Schlägerei. Er konnte es ihm auch nicht sagen, in welchem Dilemma er steckte. Aber trotz allem, egal was für ein Unrecht er Claude auch angetan hatte, es war ganz und gar nicht fair, dass dieser jetzt über ihn lachte. Claude ahnte nicht einmal wie schwer dies für Patrice war.
Claude musterte ihn durch das Zimmer hinweg und Patrice gefiel dieser Blick überhaupt nicht.
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