Con molto sentimento (German Edition)
Jungs von der Security hatte wohl etwas zu überprüfen. Patrice drängte sich an ihm vorbei und er musste nicht erst eine Brechattacke vortäuschen, denn sobald er draußen an der frischen Luft war, erleichterte er sich in die nächstbeste Ecke mit Müllsäcken.
Patrice brauchte einige Zeit bis er weitergehen konnte. Die Fragen der Security hatte er mit der simplen Begründung, er hätte zu viel getrunken, abgewehrt. Sie mussten wohl bemerkt haben, dass er überhaupt nicht nach Alkohol roch, doch sie ließen ihn in Ruhe, als er aufgehört hatte sich zu erbrechen. Noch einmal spuckte Patrice aus um den sauren Geschmack in seinem Mund zu vertreiben. Dieser eine Blick in den Darkroom hatte ihm völlig genügt. Und so etwas machte Claude regelmäßig? Das war doch abartig, oder nicht? Seine vorherigen Gedankengänge, wie toll es doch wäre in diesen Etablissements zu einfachem, schnellen Sex zu kommen, revidierte Patrice nun ganz schnell wieder.
Langsam ging Patrice die Gasse entlang, um auf die Straße zu kommen. Besser er ging nun nach Hause. Was sollte er auch noch hier? Hinter ihm öffnete sich erneut die Tür des Notausgangs, für einen kurzen Moment war die Musik aus dem Club zu hören und schallendes Gelächter.
Claude schien viel zu lachen, wenn er betrunken oder geil war. Bevor Patrice überhaupt realisierte, was er da gedacht hatte, war er herumgewirbelt. Mit dem Ergebnis, dass er sich an der nächsten Wand abstützen musste. Aber in der Tat war es Claude und in seinem Kielwasser der Afrikaner von der Tanzfläche. Waren die gerade eben nicht noch im Darkroom gewesen?
»Kennst du ihn schon länger?«, fragte Patrice säuerlich, als die beiden glucksend und lachend an ihm vorübergingen.
»Huh?« Claude hatte Patrice nicht einmal bemerkt, denn er hatte seiner Eroberung gerade etwas ins Ohr geraunt. Patrice wusste nicht, ob er darüber tierisch verärgert oder unendlich traurig sein sollte.
Jetzt wandte sich Claude ihm zu, sein Blick zeigte für einen kurzen Moment Unsicherheit – so weit man dies im Licht der Leuchtreklame und Straßenlaternen erkennen konnte – doch dann gewann sein Humor die Überhand. Claude zog die nächtliche Eroberung an sich, dabei hatte er die Hand in den Nacken des jungen Mannes gelegt, ganz so wie damals bei Patrice, als dieser in Claudes Bett übernachtet hatte. Die vertraute Geste trieb Patrices Zornpegel noch weiter nach oben.
»Und wer ist das?«, wollte der Afrikaner wissen.
»Ach, das ist nur mein Stalker, mein Fanclub. Ich bin begehrt in der ganzen Stadt!«, grinste Claude und der leichte Tonfall mit dem diese Worte vorgebracht wurden, war wie ein scharfer Nadelstich in Patrices Herz.
»Der will nichts von uns... oder hast du wieder Bock auf nen Dreier?« Claude lachte laut auf, als ihn seine Eroberung perplex anstarrte, auch Patrice starrte, doch dann schüttelte er sich wie ein Hund mit nassem Fell, drehte sich um und ging davon. Er glaubte, dass ihn Claudes Lachen noch meilenweit verfolgte, während er durch die leeren Straßen zurück nach Hause trottete.
»Du Arschloch!«, meinte er an einen Laternenpfahl gewandt und trat gegen das Metall. Früher waren die Lampen dann ausgegangen, es war eine beliebte Beschäftigung in seiner frühen Jugend gewesen durch die Straßen des Dorfes zu ziehen und die Lampen auszutreten. Das waren noch bessere Zeiten gewesen, seine Mutter glücklicher. Ihr Geldsorgen nicht so drängend. Kein nervender Urs, kein Luc. Keine beengte Wohnung in der Stadt. Patrice konnte noch nachvollziehen, warum seine Mutter nach der Trennung nach Genf gezogen war. Aber er konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, was sie an seinem Stiefvater fand. Sie hatte etwas Besseres als Urs verdient.
Aber was hatte ihn geritten zu glauben, er und Claude wären ein Paar? War er nicht vielleicht genauso verblendet wie seine Mutter in Bezug auf Urs? Warum hatte er überhaupt geglaubt Claude würde sich für jemanden wie ihn interessieren? Er war ja geradezu langweilig verglichen mit den heißen Jungs in den Clubs. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er mit einem anderen Menschen so etwas wie Intimität genossen, sich einem anderen Menschen gegenüber geöffnet und was tat Claude? Er trat Patrices aufkeimendes Interesse mit Füßen. Hatte er so etwas verdient? Nein, so etwas hatte niemand verdient!
Zum Glück kannte er sich gut aus in diesem Teil der Stadt. Patrice achtete kaum darauf, wo er entlang ging, eher
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