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Conan der Barbar

Conan der Barbar

Titel: Conan der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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hinab. Er bückte sich noch tiefer, stieß die Schwertspitze in den Boden, griff nach dem blonden Zopf und hob den blutenden Kopf zur Begeisterung der Æsirhäuptlinge hoch über den seinen. Der Jubel der Zuschauer war groß.
     
    »In jenem Augenblick«, gestand der König mir, »haßte ich mich. Nie zuvor sprach ich darüber, denn es ist eine der wenigen Taten in meinem Leben, derer ich mich schäme. Gewiß, die Frau war tödlich getroffen und mein schneller Hieb war vielleicht gnädiger, als sie langsam und qualvoll sterben zu lassen, trotzdem empfinde ich sie auch jetzt noch als gemein, feige und eines Cimmeriers unwürdig. Da begann ich Toghrul zu hassen, der mich dazu gebracht hatte, mich derart zu verachten, und ich schwor, daß er mir eines Tages meine Schmach bezahlen würde.«
     
    Die Narbe auf seiner Stirn vom Hieb der Hyperboreanerin war nur eine von mehreren, die Conans Gesicht und Körper in jenem Sommer davontrug. Der junge Barbar war zum guten Kämpfer geworden, dessen Körperkraft wettmachte, was ihm an Feinheit fehlte. Aber gerade dieser Mangel an letzterem beunruhigte Toghrul. Er befürchtete, daß eines Tages seinem jungen Champion ein Gegner von gleicher Körperkraft, aber mit überlegener Geschicklichkeit gegenübergestellt werden würde. Und dann mußte Conan mit seiner Verstümmelung oder dem Tod rechnen, und weder so noch so war er dann von Nutzen für den Kampfmeister.
    So zog Toghrul mit seiner Truppe – als der Herbst wiederum die Wälder rot und golden färbte – weit nach Osten über die öden Ebenen von Hyperborea nach Valamo, einer Stadt an der Grenze dieses Landes. Hier lebte ein Meisterschwertkämpfer, den Toghrul anzuheuern gedachte, damit er dem Cimmerier die Feinheiten des Fechtens beibrächte. Außerdem hoffte er auf dem dortigen Sklavenmarkt ein paar neue Kämpfer zu erstehen, denn der Tod hatte seine Truppe auf mehr als die Hälfte verringert.
    Sie machten die zwei Monate dauernde Reise mit einer gut bewachten Karawane. An jedem Ort, wo sie Rast hielten, scharten sich erst die Æsir und später die Hyperboreaner bewundernd um Toghruls Champion, dessen Ruhm sich wie Lauffeuer verbreitet hatte. Bei diesen Gelegenheiten stellte der Kampfmeister, der sein Geschäft verstand, ihn nackt auf eine drehbare Plattform, von der vier Eisenketten zum Sklavenreifen um seinen Hals führten. Die Nordheimer und ihre Frauen bezahlten gern die geforderten Kupfermünzen, um den prächtig gebauten muskulösen jungen Barbaren betrachten zu dürfen.
    Conan erwiderte ihre neugierigen Blicke gleichmütig. Er nahm an, daß es ihnen Spaß machen würde, mitzuerleben, wie seine Männlichkeit durch das verführerische Lächeln, aber auch die verstohlenen lüsternen Blicke der Frauen erregt wurde. Aber er war entschlossen, ihnen dieses Vergnügen zu versagen. Er haßte sie alle.
     
    In Valamo, an der Grenze nach Hyrkanien, unterrichtete der Meisterschwertkämpfer Oktar, ein Hyrkanier, Conan in der Kunst des Fechtens. Den ganzen Winter hindurch übte der junge Barbar unter Oktars Anweisungen und mit ihm. Als die Frühlingssonne die dichte Schneedecke schmolz, war Toghrul überzeugt, daß sein Champion gelernt hatte, was es an Feinheiten zu lernen gab.
    Während seines Aufenthalts in Valamo erfuhr Conan viel über die Lande im Osten, von denen er zuvor kaum etwas gewußt hatte. Als Toghruls beliebtester Kämpfer durfte er die Abende oft im Zelt seines Herrn verbringen, wenn dieser Kriegsherrn und Häuptlinge zu Gast hatte, die hin und wieder Valamo besuchten, um etwas zu verkaufen oder zu kaufen, oder auch nur, um Neuigkeiten auszutauschen. Ab und zu beehrten auch Turanier Toghrul durch ihre Anwesenheit. Die Turanier waren hyrkanischer Abstammung, jedoch ihren nomadischen Brüdern in den Künsten und Wissenschaften weit voraus. Sie hatten ihre eigene Zivilisation mit prächtigen Städten an der Westküste der Vilayetsee errichtet.
    Gewöhnlich saß Conan bei diesen Gelegenheiten stumm mit verschränkten Beinen auf den dicken Teppichen. Doch wenn sich die Möglichkeit ergab, erkundigte er sich bei diesen Fremden nach den Methoden der Kriegsführung. Seine Fragen amüsierten die Kriegsherrn, die Strategie und Taktik für einen einfachen Kampfsklaven für überflüssig hielten, denn schließlich war er ja bloß dazu bestimmt, immer nur gegen einen einzelnen Gegner zu kämpfen, bis der Tod, den er sonst austeilte, ihn selbst ereilte.
    Doch Conan war klar geworden, daß seine Überlebenschance um so größer

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