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Conan der Barbar

Conan der Barbar

Titel: Conan der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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bewegte er langsam die Lippen und versuchte Sinn aus jedem einzelnen Wort zu machen, das in der spinnenfeinen Schrift der Turaner gekritzelt war. Es handelte sich um ein Liebesgedicht, das den jungen Barbaren ziemlich verwirrte, obgleich er die meisten der Worte verstand. Doch Sätze, wie die hier niedergelegten, hatte er noch nie gehört.
    Plötzlich lenkte Toghruls erhobene Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich. Er feilschte mit einer schlanken jungen Frau, die einen Umhang aus den feinsten Zobelpelzen trug. Nach ihrer Kleidung, ihrem kostbaren Schmuck und selbstsicheren Benehmen ließ sich schließen, daß sie eine Dame hohen Standes, ja vielleicht sogar aus dem Königshaus war. Soviel Conan verstand, begehrte sie seine Dienste als Liebespartner für eine Nacht. Er holte erstaunt tief Luft, denn so etwas war in Cimmerien nicht üblich. Dann wandelte sein Erstaunen sich zu Ärger, bei dem Gedanken, daß sein Herr durch eine derartige Benutzung seines Sklaven Körper zu extra Reichtum kommen sollte.
    Toghrul nahm das Gold des Mädchens, öffnete das Gitter gerade weit genug, daß sie in die Höhle schlüpfen konnte, und versperrte es dann schnell wieder. Die junge Frau ließ ihren Umhang fallen und näherte sich dem Cimmerier zögernd, während er ihre hauchdünn bekleidete Figur von oben bis unten betrachtete. Er spürte, wie sein Blut durch die Adern wallte, während sie ihm entgegenkam. Da bemerkte er Toghrul, der grinsend und mit im Kerzenschein lüstern glitzernden Augen an der Gittertür stehengeblieben war.
    »Worauf wartest du?« knurrte Conan.
    »Ich möchte sehen, was du leistest, Cimmerier«, spottete der Kampfmeister.
    »Zu den neun Höllen mit dir!« fluchte Conan. »Glaubst du vielleicht, ich gebe eine Vorstellung für dich?«
    Mit heller Stimme warf nun das Mädchen ein: »Wahrhaftig! Ich habe dich mehr als gut bezahlt. Und nun, heb dich hinweg! Ich befehle es dir!«
    Als Toghrul enttäuscht und achselzuckend davonschritt, sagte Conan: »Lady, ich fürchte, Ihr werdet mich noch einiges lehren müssen. Ich habe nur im Töten Erfahrung; diese Art von Kampf ist mir neu ...«
     
    Der Vollmond neigte sich bereits dem Morgen entgegen, als ein Geräusch Conan weckte. Er stützte sich auf einen Ellbogen und starrte durch die Dunkelheit, die nur der Silberschein des Mondes brach. Als eine dünne Wolke sich vor den Himmelskörper schob, wirkte die ganze Landschaft wie in stumpfes Rot gebadet. Eine ungewöhnliche Stille drückte auf die Erde herab, als hielte die Natur abwartend den Atem an. Das schlafende Mädchen neben ihm begann sich zu rühren.
    Der Cimmerier wußte nicht, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, aber die Instinkte des Barbaren warnten ihn vor drohender Gefahr. Leise griff er nach seiner Kleidung und zog sie an.
    Irgendwo bellte ein Hund, dann ein zweiter. Bald bellte und jaulte jeder Hund in Hörweite. Ein Pferd wieherte. Seinem Beispiel folgten weitere Pferde, Esel schrien, und die Rinder auf den Weiden muhten beunruhigt. Das gesamte Tierreich schien seine Warnung vor einem bevorstehenden Unglück hinauszuschreien.
    Plötzlich erbebte die Erde. Ein gedämpftes Ächzen im Untergrund wurde zum polternden Donnern. Der Boden sprang auf. Eine Geröllawine wälzte sich den Hang herab und verfehlte die Höhlenöffnung nur knapp.
    Das Mädchen erwachte. Sie schrie und tastete nach ihrem Liebsten für eine Nacht, aber Conan kauerte auf dem Boden und stemmte die ausgestreckten Arme gegen die Felswand, als der Boden unter ihm sich hob und schüttelte. Er entsann sich der Legenden, die sein Vater ihm von den Riesen in der Erde erzählt hatte, und fragte sich, ob einige von ihnen diese Katastrophe verursachten.
    Das Grollen im Gestein wurde immer stärker, bis Conan brüllen mußte, daß das zitternde Mädchen ihn verstand und zu ihm kam. Aus Kolari war das Geschrei panikerfüllter Menschen zu hören, die aus ihren zusammenstürzenden Hütten eilten. Hinter Conan und dem Mädchen brach ein Teil der Höhlendecke mit ohrenbetäubendem Krachen ein. Felsstaub würgte sie.
    Als Conan wütende Flüche knurrend an dem Gitter riß, hinter dem sie eingesperrt waren, spaltete der Boden sich vor seinen Füßen. Ein gezackter Strich zog sich wie ein schwarzer Blitz durch den Fels, an dem die Türangeln befestigt waren. Die Gittertür löste sich unter Conans verzweifeltem Zerren, als die untere Angel aus dem Stein brach. Heftig warf der Barbar sich dagegen, bis die Tür schief hing.
    »Hinaus, Mädchen!« brüllte

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