Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan der Barbar

Conan der Barbar

Titel: Conan der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
entblößte Klinge war aus stumpfem Stahl, stellenweise mit Rost überzogen, der sich jedoch nicht so tief gefressen hatte, daß er der Klinge geschadet hätte. Conan fuhr mit dem Daumen über die Schneide, sie war immer noch scharf.
    Seine Augen verdunkelten sich in schmerzhafter Erinnerung, als er über den meisterhaft geschmiedeten Stahl strich und die feine Arbeit des Griffes bewunderte. Er sah wieder das mächtige Schwert, das Meisterstück seines Vaters, vor sich, an dessen Entstehen er hatte teilhaben dürfen. Er schüttelte die trüben Gedanken ab und schwang das uralte Schwert. Es war schwer, aber es lag in seiner Hand, als wäre es für ihn geschaffen. Er hob es über den Kopf und spürte, wie die Muskeln kraftvoll schwollen und sein Herz vor Besitzerstolz schneller schlug. Mit einer solchen Klinge konnte für einen ruhmerstrebenden Krieger kein Ziel zu hoch sein! Mit einer Waffe wie dieser vermochte vielleicht sogar ein Barbar, ein Sklave, ein Grubenkämpfer, den man zu nichts anderem als zum Sterben für gut gehalten hatte, sich einen Ehrenplatz unter den Königen der Erde zu erkämpfen.
    Berauscht von den Träumen, die diese herrliche Waffe in ihm erweckten, probierte Conan das Schwert mit schier überschäumender Begeisterung aus. Er hieb sie durch die Luft, täuschte einen Scheinangriff vor und stieß den Schlachtschrei der Cimmerier aus. Er hallte von den Wänden wider, schien uralte Schatten aufzuscheuchen und den Staub von Äonen dazu. In seinem Freudentaumel dachte der junge Barbar gar nicht daran, daß eine solch schallende Herausforderung an einem Ort wie diesem vielleicht auch die Gedanken und Gefühle jener aufstören mochte, deren Gebeine seit unzähligen Jahrhunderten hier verrotteten.
    Plötzlich vernahm Conan einen antwortenden Kampfruf. Er schien vom Winde herangetragen, aus unsagbarer Ferne zu hallen. Doch hier gab es keinen Wind. Conan hielt inne, das Schwert immer noch erhoben. Waren es die Wölfe gewesen, deren Heulen ihm den Schlachtruf vorgegaukelt hatte? Wieder erschallte der gewaltige Schrei, doch so nahe jetzt, daß er in den Ohren schmerzte. Conan wirbelte herum. Das Blut drohte ihm zu stocken und die Härchen auf seinem Nacken stellen sich auf – denn der Tote in der Rüstung bewegte sich.
     
    Langsam erhob das Skelett sich von dem steinernen Thron. Dämonenfeuer brannte in den tiefen Augenhöhlen, die auf den jungen Cimmerier gerichtet waren. Knochen rieben gegen Knochen wie sturmbewegte Äste, als das Skelett mit gräßlich grinsendem Totenschädel sich Conan auf fleischlosen Beinen näherte.
    Der Cimmerier war vor Grauen erstarrt. Das Schwert hielt er auch jetzt noch über dem Kopf.
    Plötzlich schossen Krallenfinger vor, um dem Barbaren die Klinge zu entreißen. Erschrocken und benommen wich Conan Schritt um Schritt zurück. Sein keuchender Atem und das Klicken und Scharren der Knochen waren die einzigen Geräusche in der tödlichen Stille.
    Nun hatte der Tote Conan gegen die Wand gedrängt. Als Gladiator war der Cimmerier jederzeit zu kämpfen bereit, gleichgültig, ob gegen Mensch oder Tier, und er fürchtete weder Schmerz noch einen sterblichen Gegner. Doch die Urangst des Barbaren vor dem Übernatürlichen war ihm angeboren. Er fürchtete sich vor den Schrecken, die dem Grab entstiegen und den monströsen Wesen, die in der dunklen Welt und den Tiefen unter der Hölle hausten. Die Knochenfackel in seiner Hand erlosch fast, als er furchtgelähmt an der Wand stand. Da heulte ein Wolf.
    Dieser vertraute Laut riß ihn aus seiner Erstarrung. Seine Furcht schmolz wie der Schnee in der Frühlingssonne. Die Klinge, die er herabhieb, trennte die greifende Knochenhand ab. Hastig sprang er zur Seite und suchte in dem jetzt flackernden Schein vergebens die Treppe, über die er herabgekommen war.
    Das Skelett achtete nicht auf seine auf dem Boden liegende Hand. Unerbittlich folgte es dem Lebenden. Mit kräftigen schnellen Schlägen verteidigte Conan sich. Endlich fand er die schmale Treppe. Er stieg auf die unterste Stufe und stach die Klinge durch den verrotteten Harnisch in den fleischlosen Brustkorb, wo bei einem Lebenden das Herz hätte schlagen müssen. Mit einem Seufzer, wie das Stöhnen des Riedes im Wind, blieb das Skelett mitten im Schritt stehen. Die gewaltige Gestalt taumelte, versuchte sich dem Thron zuzuwenden, und brach zu einem Haufen Knochen zusammen, von dem Staub aufwirbelte. Der Helm klirrte wie eine zersprungene Glocke, als er auf dem Steinboden aufschlug. In

Weitere Kostenlose Bücher